(47:44; Vinyl, CD, Digital; Legacy A&R/Sony Music, 06.09.2024)
Ich gebe zu, dass es mir nicht leicht gefallen ist, dieses Album eines meiner alten Helden aus Jugendzeiten, zu rezensieren. Als Zwölfjähriger habe ich damals “Ummagumma” kennen und lieben gelernt und bin auch in den folgenden Jahrzehnten Pink Floyd treu geblieben. Mit David Gilmour als Solist habe ich mich aber immer schwerer getan als mit Roger Waters, trotz dessen politischer Ansichten. Trotzdem bin ich David Gilmours Soloweg stets mitgegangen und konnte seinen Werken, nach mehrmaligem Hören, positiv folgen. Leider wird es mir diesmal aber nicht gelingen, dieses Album irgendwann zu akzeptieren. Denn es besteht zu 90 Prozent aus Musik für irgendeine Hintergrundberieselung in einem Restaurant, einem Fahrstuhl oder, warum nicht, in einem Altenheim. Vielleicht würde aber gerade dort der eine oder andere den Kopf schütteln und sich die Frage stellen, warum man nicht aufhören kann, wenn es am schönsten ist.
David Gilmour hat es bedauerlicherweise verpasst aufzuhören und die Sache auf sich beruhen zu lassen. Diese Weichspülmusik hätte er uns allen ersparen können. Ich habe mehrmals versucht irgendetwas Positives hier zu entdecken, aber mitnichten. Das richtige Drama aber ist, dass er mit diesem Werk sofort auf Platz 1 der Charts geschossen ist, während zig andere wirklich innovative Künstler ums Überleben kämpfen müssen. Ja habt ihr denn alle keine Ohren oder ist das Marketing bereits so weit fortgeschritten, dass es selbst die Alten unter uns vereinnahmt? Es sieht fast so aus. Das Album ist ab dem vierten Track bis zur letzten Sekunde so interessant wie das Plätschern eines Baches. Irgendwann wird es furchtbar langweilig. Man hat Mühe wach zu bleiben. Es ist nicht ein einziger Track vorhanden, der mich begeistern könnte oder den ich meinem besten Freund empfehlen würde, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen.
Tja, nach einem noch akzeptablen Beginn mit dem Titeltrack und ‘The Piper’s Call’, fängt es mit ‘A Single Spark’ (ganz, ganz schlimm) an bergab zu gehen.
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Auch das an anderen Stellen noch gelobte Cover ‘Between Two Points ist nichts Besonderes, auch wenn David Gilmours Tochter Romany hier ganz ordentlich singt.
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Langsam frage ich mich, wozu eigentlich der Klangzauberer Charlie Andrew mit dabei war. Der hat doch mit alt-J absolut fantastische Musik an seinem Mischpult hervorgezaubert. Aber aus einem alten VW-Käfer kann man auch keinen Porsche hexen… Ach ja, fast hätte ich vergessen zu erwähnen, dass ich bei ‘Sings’ kurz weg genippt bin. Sollte nicht passieren, bei progressiver Rockmusik, aber dieses Album ist weder progressiv noch Rock. So sollte auch zu verstehen sein, dass es für mehr als sieben Punkte einfach nicht reicht (7/15 entspricht immerhin der Schulnote 3-, d. Schlussred.). Egal was andere Mainstream-Zeitschriften schreiben.
Wer nach dieser Rezension immer noch überlegt, “Luck And Strange” zu kaufen, dem rate ich dringend zu einem ausgiebigen Hörtest im Voraus. Es könnte sein, dass man danach davon Abstand nimmt. Außer man hat tatsächlich Probleme beim Einschlafen.
Bewertung: 7/15 Punkten (MC 7, HR 10, MBü 10)
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Besetzung:
David Gilmour – vocals, guitars, bass
Guy Pratt – bass
Tom Herbert – bass
Rob Gentry – keys
Roger Eno – keys
Richard Wright – keys
Steve Gadd – drums
Steve Di Stanislao – drums
Adam Betts – drums
Romany Gilmour – harp, vocals
John McCusker – fiddle
Suftipps zu David Gilmour:
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Prog ArchivesWikipedia
Rezensionen:
“Live At Pompeii” (2017)
“Rattle That Lock” (2015)
“Live In Gdańsk” (2008)
“On An Island” (2006)
Konzert- & Festivalberichte:
25.09.15, London (GB), Royal Albert Hall
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Another Dimension zur Verfügung gestellt.
13 Kommentare
Ja, höre ich auch so. “Gepflegte Hausmusik bei den Gilmours”
Zum Glück ist Musik letztlich Geschmacksache. Mit Luck & Strange erfindet David Gilmour sicher nicht das Rad neu, es hat aber durchaus seine Momente. Ein Album darf durchaus auch mal von der ruhigeren Sorte sein. Dann kommen die Protagonisten auch ohne Tattoo und grimmige Gesichter aus. Wenn man jedoch in einer Rezension mehr über den Rezensenten, als über die Musik des Künstlers erfährt, dann lohnt sich immer eine Zweitmeinung. Dazu sei Herr Schote von den BBS in diesem Fall empfohlen.
Zum Glück leben wir in einer Demokratie die alle Meinungen erträgt. Die Rezi von Schorsch habe ich natürlich ebenfalls gelesen. Im Gegensatz zu Ihnen respektiere ich alle Meinungen, also auch die seinige. Ich verkneife mir auch eine höhnische Bemerkung, so wie Sie es tun.
Wenn Sie also noch einmal eine andere Meinung als der Rezensent haben, dann bleiben Sie doch bei der Musik und ersparen sich persönliche Beleidigungen. Übrigens schreiben Sie doch selbst “es hat durchaus seine Momente”. Was ist denn mit den vielen anderen Momenten???
Hoppla! Das erstaunt mich jetzt schon, dass man sich ob zweier flapsiger Bemerkungen gleich persönlich beleidigt fühlt, wo man doch andererseits in despektierlichster Weise einen Künstler der Fahrstuhl-Musik bezichtigt und ihn wenig zimperlich ins Altenheim schicken möchte. Das ist schon eine beachtliche Spannweite in Sachen Austeilen und Einstecken. Hätte ich das gewusst, hätte ich mir den Kommentar verkniffen. Aber vielleicht ist jetzt der richtige Moment für die beruhigende Wirkung von Gilmours Musik? Wer weiß? Oder vielleicht sogar die Tindersticks?
Ich weiß nicht, wessen Rezi Sie gelesen habe, aber ich habe niemanden persönlich ins Altenheim geschickt. Kritik ist für Künstler omnipräsent, ob positiv oder negativ. Wer sich einem Publikum verkaufen möchte, der geht Risiken ein. Sie haben es leider versäumt sich den 2. Kommentar zu verkneifen, obwohl Sie es in Erwägung zogen. Wieso eigentlich, da Sie meine Frage ja nicht beantwortet haben.
Ach ja, der Tipp mit den Tindersticks kommt 20 Jahre zu spät. Die zeigen nämlich wie man hochwertige Musik in einen ruhigen Rahmen bettet ohne zu langweilen.
Ich widme mich jetzt wieder guter Musik zu und “ich habe fertig”.
Wenn sich kleine Jungs im Sandkasten über das Sandförmchen streiten während dessen ein 78 Jähriger Rockdinosaurier die Zeit seines Lebens auf der Bühne verbringt. Lustig an zu sehen. War das erste und das letzte Mal das ich zufällig über diese senile Seite hier gestolpert bin. Bei Leute die erst mal 78 Jahre alt werden möchten..
Hi Marcel,
danke für Deinen Kommentar, Deine herzerfrischende Einschätzung der Vorgänge (“Sandförmchen” 😉 ) und nicht zuletzt für die “kleinen Jungs”. Prog on,
Klaus
Also, Herr Dr. Reckert, in der nächsten Teambesprechung festlegen, automatisch mindestens einen Punkt mehr vergeben, wenn da ein Musiker oder Musikerin älter als 70 Jahre alt ist und mindestens xxx Konzerte gespielt hat….
Huuch….ist das nicht Altersdiskriminierung?
In eigener Sache, ich bin seit Beginn der Seite gern hier und danke euch für die Mühe, die ihr euch hier macht!
Ich suche immer noch ein avantgadistisches italienisches Album, welches hier Fix Sadler 2014 mit 15 Punkten rezensiert hatte, ich kann mich weder an Bandname noch den Albumtitel erinnern…
Ave Georg,
Aye Captain, wir werden die KI entsprechend programmieren, natürlich. Ein Punkt pro Jahrzehnt, schlage ich vor 😉
Fix schon 2014, das kann eigentlich nicht sein…
Hab mal auf der Seite nach “15/15” gesucht – kann es das sein?
Sind aber Franzosen und ’23….
Vgl. https://www.betreutesproggen.de/page/6/?s=15%2F15
Merci für den Link, es war natürlich nicht 2014 sondern 2023 und keine Italiener, sonden Franzosen:
(Ultraphauna – No No No No), veielleicht sind einige Leser (z.B. ich) senil; die Seite ist es auf keinen Fall!
Sehr gern geschehen Georg,
glad we could help.
Hier (anlässlich von “Luck & Strange”) ist sich so aufgeregt worden, hat man sich teils so aufgeblasen, versucht mit Dreck zu schmeißen…
Das hat ja schon eine Qualität für sich: Die Kraft zu haben, dass sich für Deine Musik Menschen an den Kragen gehen wollen.
Ich persönlich verehre Gilmours ausdrucksvolles Spiel, bin vom L&S schwer enttäuscht, würde mir aber ein Altersheim gut gefallen lassen, indem er gelegentlich am Kamin die Klampfe hervorzuholen geruht.
Peace eyh
Nach mehrmaligem hören der L&S und meinem persönlichem Besuch des Meisters in Rom, komme ich final zu dem Schluß: “Schön waren die letzten 50+ Jahre, ein schönes Album zum Abschied” Danke hierfür !
Aber die Erinnerung an die eigene Jugend, den Emotionen und Momenten die nicht wiederholbar sind lassen das aktuelle Album eben nicht so in meine Gefühlswelt, wie man sich das vielleicht heimlich gewünscht hätte.
Auch der Live Gig, war super, wirklich. Aber sind wir nicht inzwischen fast alle an dem Punkt, uns zugestehen zu müssen das wir nicht mehr so einfach zu begeistern sind und deshalb zu oft am Alten kleben und auf die Gänsehaut der Jugend hoffen ….
Es wäre schön nochmal eine Band zu entdecken die dies bei mir vermag auszulösen.