(44:07; Vinyl, CD, Digital; Noisolution/Edel, 30.08.2024)
“Gods, Used, In Great Condition” in der Doppel-Betreuung
Teil 1: Raphael Lukas Genovese
Der Name Tommy And The Teleboys hat nichts mit Hotlines, Callcenters, oder Ferngesprächen zu tun. Die Teleboys sind Simon (Gitarre und Gesang), Gregor (Bass und Gesang) und Fabian (Gitarre). Alle drei spielen eine Fender Telecaster und sind folglich die Teleboys. Und dann ist da noch Tommy, der Schlagzeuger der Band.
Das Quartett ist in Halle (Saale) und in Berlin ansässig, und laut ihrer bandcamp-Seite haben sie mal Musik gemacht, die ihren Eltern gefallen hat. Inzwischen seien sie dazu übergegangen, neues Equipment zu kaufen, anstatt zu proben. Letzteres ist entweder eine Räuberpistole oder Tommy and The Teleboys haben vorher schon so viel geübt, dass sie jetzt schon ein derartig professionelles Level erreicht haben. Und es nicht mehr tun müssen.
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Tommy And The Teleboys präsentieren eine ganze besondere Kunstform, denn sie sorgen zunächst für einen sehr knalligen und auffälligen Eindruck. Die wahre Finesse lassen sie aber in den Zwischenräumen walten, in den Details. Beispielsweise erinnert das Cover-Artwork zunächst an eine Mischung aus Pop Art und Noise. Eines der Elemente dieses farbenfrohen Bildes ist ein Foto des steinernen Schädels eines Gorgonen. Die Aufnahme zeigt ein Modell, das schon sehr ramponiert ist. Und so hat die alte Gottheit auf ihre alten Tage doch noch eine neue Aufgabe gefunden: nämlich als ideale Illustration zum Titel “Gods, Used, In Great Condition”.
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Dieses Bild lässt sich sehr gut auf die musikalische Darbietung auf dem Album übertragen. Tommy And The Teleboys erzeugen große Klangbilder mit viel Reichweite und einem weiten Spektrum. Die wahre Kunst des Albums und seiner einzelnen Lieder entfaltet sich aber wie gesagt in den Zwischenräumen, in den fingerfertigen Spielereien und dem detailverliebten Songwriting.
Psychedelic Death Boogie nennen Tommy And The Teleboys ihre abwechslungsreiche Mischung aus Krautrock, Funk, Groove, Psychedelic Rock und weiteren Einflüssen. Stellenweise mag man an Silvershark erinnert werden, andermal (wie beispielsweise in ‘Sarevokk’) haben Tommy And The Teleboys ein bisschen was von Vibravoid.
Nichtsdestotrotz wird hier ein eigenständiger und überzeugender Sound zum Besten gegeben. Das Album ist in sich stimmig, zusammenhängend und macht bei jedem Mal mehr Spaß. Es ist die Freude am Entdecken der feinen Details, die Runde um Runde zu einem neuen Erlebnis machen.
Bewertung: 12/15 Punkten (CA 11, RG 13)
Teil 2: Carsten Agthe
Die Götter müssen verrückt sein. Tommy And The Teleboys klingen zwar nach gediegener Fernsehunterhaltung der Sixties und sind das stellenweise auch, nämlich Sixties, aber eben noch so vieles mehr. Weil El Jefe Tommy (Schlagzeug) mit seinen mit Vorlieben für Telecasters ausgestatteten Teleboys dann alles festnagelt, was sich mit obercool und vor allem Vintage in Verbindung bringen lässt.
Mit einem Crossover aus Fuzz, Kraut, Garage, Psychedelic und Swinging-Sixties sowie mit einem leichten Hippie-Touch bedacht (‚Night At The Junkyard‘) beleben Tommy And The Teleboys die in dieser Hinsicht musikalische Diaspora zwischen Halle und Berlin mit einer gehörigen Portion abgefahren-verrückter Feedback-Power, die einen schweißgebadet aus dem Halbschlaf schrecken lässt.
Ein ‘Jesus Crowd’ swingt wie die Hölle, ‘Together Forever’ lässt in seiner Lässigkeit die benötigten und obligatorischen Sonnenbrillen tiefdunkel anlaufen, währen die Gitarren in verzückten Höhen delieren. “God, Used In Great Condition” wirkt, als würden sich die Cramps auf einer lavabelampten Blümchenwiese in Ekstase spielen. Dass das Resultat dieser Anbetung aus griffigem Songmaterial besteht, ist die positive Kehrseite der Medaille.
Bewertung: 12/15 Punkten (CA 11, RG 13)
Surftipps zu Tommy And The Teleboys:
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Fotos: Anne Waltenburg
Das Promomaterial wurde uns freundlicherweise von Noisolution zur Verfügung gestellt.