(44:47; Vinyl Boxset, Digital; Martha’s Music-Thirty Tigers/Membran, 02.08.2024)
Nachdem ich vor wenigen Wochen den grandiosen Auftritt von The Smashing Pumpkins in Mönchengladbach miterleben konnte, hatte ich schon so eine kleine Vorahnung. So ein Bauchgefühl, dass demnächst nochmal etwas Großes von den US-Amerikanern anstehen könnte. Denn was in Gladbach auf der Bühne zu sehen war, war keine Billy–Corgan-Ego Show, sondern eine eingespielte, perfekt harmonierende Band in Bestform.
Und tatsachlich, mit “Aghori Mhori Mei”, dem mittlerweile 13. Studio-Album ihrer Karriere, haben es William “Billy” Patrick Corgan, James Iha und Jimmy Chamberlin vollbracht, endlich wieder ein Album aufzunehmen, das den Namen The Smashing Pumpkins auch verdient hat. The Pumpkins are smashing it again! Zwar hallen die Konservensounds der Vorgängeralben “Atum: A Rock Opera In Three Acts” und “Cyr” auch auf “Aghori Mhori Mei” noch vereinzelt nach, wie etwas beim Kuschelrock der abschließenden ‘Murnau’. Doch im Großen und Ganzen ist man mit dem neuen Album wieder so nahe am Sound der Frühwerke dran wie schon seit zweieinhalb Dekaden nicht mehr. Die Songs scheinen endlich wieder in Kooperation der einzelnen Mitglieder geschrieben worden zu sein.
Chamberlin zeigt endlich wieder, dass er zurecht als einer der besten Drummer im Alternative-Zirkus gilt, anstatt, wie zuletzt, einen auf programmierte Drum Machine zu machen. Die Gitarren-Riffs von Corgan und Iha bratzen endlich wieder wie zu seligen “Bullet With Butterfly Wings”-Zeiten. Die Keyboards wurden deutlich zurückgefahren und nur dann ausgepackt, wenn sie wirklich songdienlich schienen. So kleistern die Streicher-Synthies gottlob nicht alles so zu, wie man es nach den letzten Platten hätte befürchten können. Die Hooklines der Stücke bleiben endlich wieder hängen (‘Who Goes There’!) und Lieder wie ‘Edin’, ‘Pentagrams’ und ‘999’ überzeugen sowohl durch ihre Dynamik als auch ihren progressiven Songaufbau. Eine Dreampop-Ballade in der Tradition von ‘1979’ darf da natürlich auch nicht fehlen (‘Goeth The Fall’).
So ist der Mix an Stilen dann auch so ausgewogen wie lange nicht mehr, wobei Indie, Dreampop, Shoegaze, Metal, Grunge, Goth und Prog Rock zu einer stimmigen Einheit homogenisiert worden sind. Faszinierend an “Aghori Mhori Mei” ist allerdings nicht nur, dass man wieder zu Alben wie “Gish”, “Siamese Dream” und “Mellon Collie And The Infinite Sadness” aufschließen kann, sondern auch, dass es soundtechnisch Parallelen zu einigen Bands des Modern Prog zu hören gibt: A Perfect Circle, Tool, Porcupine Tree, Mastodon, beim wundervollen ‘Pentecost’ an manchen Stellen sogar The Pineapple Thief und späte Anathema.
Einziges wirkliches Manko dieses Albums ist, dass Billy Corgans Stimme etwas zu dominant in den Vordergrund gemischt worden ist. Aber was macht das schon bei solch einem unerwarteten Comeback. Corgan, Chamberlin und Iha feuern endlich wieder mit der vollen Breitseite und das aus sämtlichen Rohren.
Bewertung: 13/15 Punkten
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Billy Corgan
James Iha
Jimmy Chamberlin
Diskografie (Studioalben):
“Gish” (1991)
“Siamese Dream” (1993)
“Mellon Collie And The Infinite Sadness” (1995)
“Adore” (1998)
“Machina/The Machines Of God” (2000)
“Machina II/The Friends & Enemies Of Modern Music” (2000)
“Zeitgeist” (2007)
“Oceania” (2012)
“Monuments To An Elegy” (2014)
“Shiny And Oh So Bright, Vol. 1 / LP: No Past. No Future. No Sun.” (2018)
“Cyr” (2020)
“Atum: A Rock Opera In Three Acts”(2023)
“Aghori Mhori Mei” (2024)
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