Penthouse – Music Undersea
(34:13; Vinyl, CD, Vinyl; Label Antena Krzyku, 04.09.2023)
Einen hab ich noch! So ergeht es mir momentan, denn auch bei einem “Meckerer” der Betreuten Progger hat der Tag nur 24 Stunden. So arbeite ich mich derzeit an einem Haufen liegen gebliebener Alben ab, wobei ich mich diebisch freue, wenn mir richtig geile Mucke knapp eben doch nicht ganz durch die Lappen geht. Dieses Album einer neuen Band aus Polen ist dafür ein gutes Beispiel, vorausgesetzt der Hörer liebt ein ganzes Füllhorn an verschiedenen Musikstilen in knapp über einer halben Stunde, und er legt die Anspruchslatte nicht zu hoch beim Begriff “Progressive Musik”.
Wer also kein Problem mit kurzen, knackigen Songs in den verschiedensten Stilen hat, der wird hier mehr als gut bedient. Es rockt, bluesed, grooved, jazzed hin und her. Ohne Pause, ohne dass die Qualität der Musik schwankt, stets auf absolut hohem Niveau, kein Füller, nur Knüller. Da macht die kurze Laufzeit des Albums Sinn, denn der Hörer wird tatsächlich von sich ins Hirn fressenden Akkorden überschüttet, ohne dass diese sich anbiedern oder stumpfsinnig klängen. Natürlich wird sich der eine oder andere “echte” Progfan an den für ihn zu leichten Melodien stören. Diese klingen in Tracks wie ‘Responsability’ tatsächlich nach den Glam-Rock-Zeiten der 70er und hätten auch einem Marc Bolan einfallen können. In anderen Tracks nach den Neunzigern, als Bands wie die Crash Test Dummies angesagt waren. Doch Obacht: Das ganze Album ist gut durchdacht und die Reihenfolge der Songs optimal angepasst. Der Hörer gleitet keinen Moment von der Musik ab, klebt förmlich am stets treibenden Bass der zudem wunderbar von den Drums gefordert wird. Natürlich gibt es auch Gitarre satt zu hören, allerdings werden Fans von Soli lange Gesichter machen. Die Songs sind kurz, knackig und beschränken sich auf ihre Hooks. Deren es mehr als genug gibt und sie treffen immer zu 100 Prozent voll ins Herz. Wer das nicht glaubt, sollte sich mal ‘Eyes On The Prize’ anhören.
Positiv an diesem Debüt ist auch noch die stimmliche Vielfalt. Jack Saint hat eine ungewöhnlich sonore Stimme, die mich an vielen Stellen an den Sänger Brad Roberts der bereits oben erwähnten Crash Test Dummies erinnert, an anderen Stellen aber auch an Nick Cave. Unterstützt wird er von zwei Sängerinnen im Background, manchmal sogar vorne an der Front. Die Texte stammen dabei alle vom Sänger, sind manchmal bissig wie in ‘Entertain Me!’, manchmal anklagend wie in ‘Cruel World’.
Fans von gut gemachter Musik mit rockigem, lockerem Drive und viel Spaß werden ihre helle Freude haben. Wer aber im Progbereich lieber in die anspruchsvolleren Tiefen abdriftet, kann sich die Mühe sparen. Der Rezensent hatte jedenfalls seine Freude an diesem echten Gute-Laune-Album. Und gibt dem Leser zwar eine Punktewertung mit an die Hand, die allerdings je nach Hörgewohnheiten gehörig abweichen könnte.
Bewertung: 10/15 Punkten
'music undersea' von penthouse
Besetzung:
Jack Saint – vocals
Tomasz Sierajewski – guitar
Tomasz Szewczyk – bass
Dawid Ryski – drums
Amadeusz Gorski – keyboard
Magda Gasiorowska – backing vocals
Zosia Gasiorowska – backing voclas
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Abbildungen: Penthouse