Kin Ping Meh – No. 2 & 3
(88:53; 2-CD, MiG Music; 28.06.2024)
Im Jahr 1969 gegründet, hat sich die Mannheimer Formation (benannt nach einem erotischem Romantitel aus der Ming-Dynastie im 16.Jahrhundert) seinerzeit gut aufgestellt neben renommierten Vertretern der aufblühenden Classic-/Heavy-/Kraut- und Prog-Szene wie Jane, Scorpions oder Wallenstein. Zwischen 1969 und 1977 nahm die Band sechs Studio-Alben auf, die natürlich den Freigeist der Zeit widerspiegeln, soll heißen, Blues, Boogie, Hardrock, Prog nebst Kraut Rock waren das Maß der experimentellen Dinge. Für diese 2-CD Ausgabe haben MIG Music noch zwei Bonus-Songs addiert, zum einen die Single Version von ‘Sometime’ sowie die komplett neue Ausgrabung ‘Sunday Morning Eve’. Laut Historie wurden die Mannheimer bei einem Wettbewerb der Bild am Sonntag entdeckt und in der Fernseh-Sendung “Talentschuppen” gelang dann der Durchbruch – dabei seinerzeit Udo Jürgens und auch eine Juliane Werding. Kin Ping Meh fanden mit ihren Orgel-getränkten Hard-Rock-Klängen schnell Anerkennung und durften mit international ähnlich gelagerten Hochkarätern wie Deep Purple, Uriah Heep und natürlich den Scorpions die Bühne teilen.
Kin Ping Meh über knapp 90 Minuten ist grundsolider Rock der Frühsiebziger mit allerhand Einflüssen aus Psych, Pop, Folk und Kraut. Als gelungen darf man auf dem 72er Album “2” das rockig intonierte Beatles-Cover ‘Come Together’ und simpel strukturierte Folk-nahe Rocker wie ‘Come Down To The Riverside’, das straight rockende ‘Don´t Force Your Horse’ und die Single ‘Sometime’ wahrnehmen. Strange, vom Psych Folk inspirierte Songs wie die kurzen ‘Very Long Ago’ oder das irgendwie anstrengende ‘I Wonna Be Lazy’ bleiben auch nach über 50 Jahren schwer verdaulich. Das zusätzlich für diese Wiederveröffentlichung hinzugefügte ‘Sunday Morning Eve’ geht als rockige Zugabe in Ordnung. Insgesamt ist die “2” noch ein sehr unruhiger musikalischer Output, da seltsame Folk, gar Country-Momente zwar für die Releases seinerzeit typisch, aber nicht immer gelungen in den sonst Classic-Rock-affinen Sound integriert wurden.
Die 73er “3” ist durchaus als kompakt zu bezeichnen und verdient schon eher den Klassiker-Status. ‘Come On In’ mit prägnant mehrstimmigen Chorus, Hammond Sound, der Stadion-Rock-affine Ohrwurm ‘Rock Is the Way’ steht epischen Halbballaden wie dem vierzehnminütigen Prog Monster ‘Circus’ gegenüber. Mit viel psychedelischen Einflüssen spielt ‘Love Is The Day’ und absolut im Flower Power Mode ist das sanfte ‘Random’. Mit ‘Mrs. Holmes’ gibt es dann am Ende noch so richtig King-Crimson-lastigen lyrisch-epischen Prog zu hören. Das ist hochwertig, mit Flöte, E-Piano etc. intoniert und hätte hier und da ruhig öfter diese Schlagseite einholen dürfen. Schlussendlich stehen diese Platten für den deutschen Beitrag in Sachen früher Rockgeschichte und verdienen natürlich ihren Status bis heute. Der meist hart rockende Sound ist typisch für die Jahre, klingt gut produziert und international auf guten Niveau. Beide Alben wurden von keinem Geringeren als Conny Plank produziert, die Erfolgskurve ging seinerzeit stetig bergauf trotz so mancher Besetzungswechsel. Bis 1977 und sechs Studio Alben lang drehte sich das Rad für die Band, ein Teil der Musiker schaffte kleine weitere Karriere-Erfolge oder verdienten ihr Auskommen als Musiker bei z.B. Edo Zanki oder Herbert Grönemeyer.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Tracklist “2”:
Come Down To The Riverside
Don’t Force Your Horse
Come Together
Together Jam
Livable Ways
Day Dreams
Very Long Ago
I Wonna Be Lazy
Bonustracks:
Sometime (Single Version)
Sunday Morning Eve
Tracklist “3”:
Come On In
Random
Love Is The Way
Rock Is The Way
Circus
Mrs. Holmes
Band Line-up:
Torsten Herzog, Alan ‘Joe’ Wroe – Bass
Werner Stephan, Torsten Herzog, Willie Wagner, Gerhard ‘Gagey’ Mrozeck, Geff Harrison, Uli Groß – Vocals
Willie Wagner, Gerhard ‘Gagey’ Mrozeck, Werner Stephan, Uli Groß – Gitarre
Frieder Schmitt – Keys
Kalle Weber – Drums
Werner Stephan (Percussion), Ralle Oberpichler, Rolf Köhler, Elga Blask, Peter Bender (Harmoniegesang) – Sonstige
Cover mit freundlicher Genehmigung von Mig music