Anciients – Beyond The Reach Of The Sun

Anciients - Beyond The Reach Of The Sun (SoM, 30.08.2024) COVER(59:15; CD, Digital, Vinyl; Season Of Mist, 30.08.2024)
Die Kanadier von Anciients heimsten bereits für ihren starken Vorgänger “Voice Of the Void” zurecht viel Lob ein, liegen sie mit ihrem progressiven modernen Metal Sounds in der Schnittmenge von Opeth, Mastodon, Baroness und Intronaut auch gut am Zahn der Zeit. Das allein sagt natürlich noch nichts über Qualität und Format aus.

“Beyond The Reach Of The Sun” ist erneut ein massiver, epischer Brocken, Songs zwischen fünf und acht Minuten, die step by step erforscht werden wollen. Die Dynamik-Kurve ist permanent hoch, stete Wechsel zwischen atmosphärisch ruhig und brachial. Ein Charakteristikum, das die Band aus British Columbia, Kanada grundsätzlich vorzüglichst beherrscht. Mit mehrstimmigen Vocals, die gelegentlich sogar auf positive Weise an die Seattle-Helden von Alice in Chains erinnern (‘In The Absence of Wisdom’), brachialen dunklen Growls der Marke Akerfeldt (Opeth) – und das im eher modern progressiv ausgerichteten Sound Design – sind die Kanadier perfekt aufgestellt für jeden Freund der härteren Spielart.

Beyond the Reach of the Sun by ANCIIENTS

‘Forbidden Sanctuary’ ist der perfekte Opener, startet der Song doch mit rockigen Melodien und weichen Vocals, bricht dann nach sanften Opeth-affinen Ruheinseln in mächtige Riffkaskaden auf, die mit brachialem Growling vorzüglichste die Schraube anziehen. Die Vocals von Sänger Kenny Cook erinnern wie gesagt an Mikael Akerfeldt, was als Kompliment verstanden werden soll.

‘Despoiled’ groovt direkt ins Herz mit progressivem Mid Tempo, hat diese “Blackwater Park”-Rhythmik und -Verschrobenheit, drückt mittendrin schön nach vorne, die Gitarren variieren zwischen kantig, schroff und melancholisch filigran. Anciients halten mit den zwei Siebenminütern ‘Is It Your God’ und ‘Melt The Crown’ die Intensität oben. Zäher Doom paart sich mit kraftvollem Mid- bis Uptempo, feine mehrstimmige Alice In Chains meets Opeth-Vocals findet man dynamisch zwischen hart und zart – die jederzeit fließenden Übergänge sind eine absolute Stärke der Band. Und gar mancher Porcupine-Tree-Moment findet sich hier in den Akkorden wieder.

‘Beyond Our Minds’ ist kraftvoll, verspielt mit vielen eingängigen Hooks, progressiven und fordernden Gitarrenriffs, während viele traditionelle Passagen, wie im treibend-verqueren Prog/Death Monster ‘The Torch’ dem Rezensenten fast zuuuu klassischer Metal sind. Anciients sind progressiv in jeder Sekunde, binden ständig neue Stimmungen/Atmosphären ein, variieren von klassischen Metal Sounds zu weichen fragilen Prog Parts. Die mehrstimmigen Vocal Harmonien/Hooks sind eine absolute Stärke der Band, ob sanft oder brachiales Growling, es wird vortrefflich umgesetzt.

Die Band hat einige herausfordernde Jahre hinter sich, mit vielen persönlichen Up and Downs. “Beyond The Reach Of The Sun” ist ein kraftvolles Statement in Sachen moderner progressiver Metal-Kunst. Es gibt viel zu entdecken, einige herausragende Songs stehen manch zu beliebig musizierten Parts gegenüber, das Gesamtbild hinterlässt insgesamt trotzdem ein starkes Brett. Wenn die Amerikaner so manchen Seventies-Moment erzeugen, in die Ruhe finden, sind sie groß und es hätte dem Album hier und da gut getan, nicht permanent von Ast zu Ast zu springen, der Atmosphäre ruhig einmal richtig Raum zu geben.
Bewertung: 11/15 Punkten


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Line-up:
Kenny Cook – Guitar, Vocals
Brock MacInnes – Guitar
Rory O’Brien – Bass
Mike Hannay – Drums

Cover/Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Season Of Mist