(55:51, CD, Digital; Progressive Promotion Records, 05.04.2024)
„Why“ ein neues Album der Hamburger Progger Sylvan? Mitnichten, und „Warum“ klingt es doch verblüffend ähnlich? Die (einfache) Erklärung liegt auf der Hand. Die Band mit dem unaussprechlichen Namen VLYES ist ein neues Studioprojekt von Kay Söhl, Gründungsmitglied und bis 2007 Gitarrist von Sylvan, einem Aushängeschild des deutschen Prog-Zirkus. So ist es auch keine große Überraschung, wenn beide Formationen musikalisch gar nicht soooo weit auseinanderliegen. Dennoch darf nicht unterschlagen werden, dass Kay Söhl und seine Mitstreiter über viel eigenes Potential verfügen und am Ende keinesfalls nur als ein Sylvan-Duplikat wahrgenommen werden dürften. Ideenreichtum und kompositorische Fähigkeiten sind die Garanten für ein gelungenes Erstlingswerk des nach gut 14 Jahren schöpferischer Pause zurückkehrenden Frontmanns Söhl. Er und seine Bandmitglieder setzen sich mit ihrem Konzeptalbum mit der Existenz und der Infragestellung menschlicher Handlungen auseinander. Eine Thematik, die auch kompositorisch viele Möglichkeiten der Umsetzung offen lässt.
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Unverkennbar erhielt „Why“ eine dunkle, wenn nicht gar raue Note. Das soll aber keineswegs heißen, dass ausschließlich melancholische, eher hoffnungslose Momente das Album bestimmen. Im Gegenteil, VLYES gelingt es mit ihren immer wieder eingefügten Wendungen, einen Raum von positiver Atmosphäre zu schaffen. Vor allem diese Wohlfühlmomente bereichern die zehn Kompositionen im Stil des Art Rocks bzw. Neo Progs und spiegeln die Vielfalt des menschlichen Daseins zwischen düsteren und hellen Abschnitten gut wider. Die Songs leben besonders von einer Klangwelt und den angesprochenen Emotionen. Dabei darf sich der Hörer auf eine Bandbreite aus sanften, akustischen Melodien bis hin zu dynamischen, fast überzeichneten Riffs freuen. Dieser Eindruck wird zudem durch Volker Osters melancholischen bis nachdenklichen Gesang bestens unterstützt. In den Momenten, wo es erforderlich erscheint, überzeugt er auch mit seiner kraftvollen, mitreißenden Stimme. Das harmonische Miteinander der Akteure macht auch vor dem Gitarrenspiel bzw. der Tastenarbeit keinen Halt. Die Instrumentierung ist stets gut abgestimmt und bildet mit dem Gesang eine Einheit. Die Tracks sind eine gute Mischung aus ruhigeren, in sich gekehrten Phasen, die durch lebhafte, mitreißende Passagen ergänzt werden. Kay Söhl formuliert es selbst so: „Musikalisch liegen unsere Wurzeln im Progressive Rock, aber wir verwenden auch elektronische Einflüsse, klassische Elemente und Post-Rock-Einflüsse. Allerdings immer dynamisch kombiniert und getragen von elegisch-melodischem Gitarrenspiel“. Damit dürfte auch von Seiten des Frontmanns alles treffend beschrieben sein.
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Mit “Why”, dem Debüt-Album des Ex-Sylvan Gitarristen Kay Söhl und seiner Band VLYES gelingt es, die Grenzen des Progressive Rock voll und ganz auszuschöpfen. Nicht zwingend ein Meisterwerk, aber für Liebhaber des kraftvollen und melodischen Progs durchaus eine hörenswerte Empfehlung.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, HR 10)
Studio Besetzung VLYES:
– Kay Söhl (Ex-Sylvan) – Guitars, Bass
– Jens Lueck (Single Celled Organism) – Keyboards, Drums, Piano, Backing Vocals
– Volker Oster – Vocals
Gastmusiker:
– Isgaard Marke – Vocals on (7)
– Katja Flinsch – Violin
– Annika Stolze – Cello
– Peter Mowka – Guitars on (7,9)
– Joerg Linke – Bass on (7,9)
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Abbildungen: VLYES / Progressive Promotion Records (Oliver Wenzler)