Ulcerate – Cutting The Throat Of God
(57:49; Vinyl, CD, Digital; Debemur Morti Productions, 14.06.2024)
Diese beeindruckende wie faszinierende Band aus Neuseeland arbeitet in Sachen Anspruch in Sphären, die so hoch sind, dass man tatsächlich die Kehle des auf Wolke 0815 weilenden Herrgotts ohne weiteres erreichen könnte. Aber eigentlich steht der Titel ihres siebten Albums für menschliche Verantwortung und die Bürde von Wahl, Freiheit und Sein.
Nach dem Vorgänger und unbestreitbaren Meisterwerk des sogenannten Avantgarde Metal “Stare Into Death And Be Still”, achtet das Trio(!) ungeachtet ihres technischen Niveaus auf Melodien, die die fesselnde Atmosphäre noch verstärken. Disharmonisch anmutende Harmonien und Skalen sowie anspruchsvolle Polyrhythmik sind nur Teile des Gesamtpakets und stehen nicht im Vordergrund. Vielmehr gehen dem geneigten Hörer die walzende Brutalität und der düstere Sound durch Mark und Bein und offenbaren den Schrecken des Seins in der Welt von Ulcerate nahezu perfekt.
Beinahe geheimnisvoll erarbeitet sich bereits der Opener ‘To Flow Through Ashen Hearts’ ein gewisses Spannungslevel und entlädt sich schließlich in brachiale Gewalt und Düsternis. Eben genau so funktioniert diese Band, und außer vielleicht Deathspell Omega oder Portal kommen dem begeisterten Autoren keine weiteren Vergleichsmöglichkeiten in den Sinn. Das Drumming von Jamie Saint Merat ist phänomenal, pfeilschnell und auf den Punkt, die Gitarre von Michael Hoggard glasklar und dennoch gewaltig, jeder Ton ist zu hören, ebenso wie das dissonante Wummern des Basses von Paul Kelland, der gleichzeitig mit seinem erschütternden Gesang die Stimmung und Atmosphäre brandmarkt, wie z.B. in ‘Transfiguration In And Out Of Worlds’ oder ‘The Dawn Is Hollow’. Das zieht einem die Beine weg.
Die Musik von Ulcerate hat eine seltsame Anziehungskraft und packt einen mit jedem Hördurchgang mehr und mehr. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken, einfach nur zurücklehnen und genießen ist schwierig. Nach 57 Minuten ist man fertig. Mit sich, der Welt, mit Allem. Und man will doch noch mal auf Play drücken.
Bei aller Lobhuddelei ist “Cutting The Throat Of God” (noch) nicht Ulcerates bestes Album. Wenn man das denn überhaupt irgendwie festmachen kann. Es fehlt vermutlich noch ein wenig mehr die Intensität des Vorgängers, aber dieser herrlich dunkle Schmelztiegel voller Wildheit und – ja – auch Schönheit macht süchtig. Avantgarde Death Metal in Perfektion bleibt es nach wie vor. Das muss erstmal jemand toppen können dieses Jahr.
Bewertung: 13/15 Punkten
Cutting the Throat of God von Ulcerate
Besetzung:
Jamie Saint Merat – Drums, Percussion
Michael Hoggard – Guitars
Paul Kelland – Bass, Vocals
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Alle Abbildungen stammen von Debemur Morti Productions.