The First Burn Is The Deepest
Die folgende Würdigung der 2024er Roadburn-Edition ist zwangsläufig irgendwas zwischen nicht objektiv bis ein wenig unfair. Und das liegt nicht daran, dass es dieses Jahr so miserabel gewesen wäre, keinesfalls. Oder am Wetter, denn das war bei beiden Jahrgängen bisweilen eine Herausforderung (“The shower must go on”). Sondern es liegt wohl daran, dass die Ausgabe des Vorjahres als so verblüffend und unbegreiflich perfekt erlebt wurde. Und warum kam 2024 da nie auch nur annähernd ‘ran..?
- Der totale Überraschungseffekt unserer Roadburn-Premiere war unwiederholbar weg.
- Das diesmal ausverkaufte Festival wurde als teils hoffnungslos überfüllt erlebt, jedenfalls wenn man sich nicht mit dem Privileg Fotopass an den sich ‘zig Meter lang vor jedem Anlass bildenden Schlangen vorbeimogeln konnte.
Spätestens ab dem Festivalfreitag galt es für alles Begehrte mindestens eine halbe, besser mehr als eine Stunde Wartezeit einzukalkulieren: also für “Hunger, Pippi, Durst”, von Konzerten in kleineren Venues ganz zu schweigen. Und kam dann trotzdem manchmal nicht zum Zuge. Zugegeben – das ist wie letztlich auch jeder Festivalbesuch ein Luxusproblem. Doch es fing recht bald an, hart zu nerven und ließ vor allem diese unbegreifliche Leichtigkeit des auf dem Roadburn Seins von 2023 niemals auch nur ansatzweise aufkommen. - Hatte sich der Autor vom 20.-23.04.2023 in einer Art permanentem “Wie kann es nur sein, dass hier fast jede Band eine grandiose Überraschung liefert”?-Taumel befunden, so galt es dieses Mal die Highlights ein wenig zu suchen und sich wie gesagt auch zu erarbeiten.
- Was in Summe dazu führte, dass das Schreibluder nur einen Teil der eigentlich mal geplanten und vom Pass-bewehrten Kollegen Floh mehrheitlich auch besuchten und fotografisch festgehaltenen Auftritte gesehen hat.
Doch der Reihe nach…
Ganz genau, mein lieber Klaus: Erst mal der Reihe nach! Denn bevor du dich näher mit den einzelnen Bands beschäftigst, möchte ich kurz auf deine aufgeführten Punkte eingehen.
- Überfüllter als im letzten Jahr habe ich das ’24er Roadburn nicht empfunden. Problematisch waren allerdings, wie von dir berichtet, die vielen langen Schlangen vor den einzelnen Venues, was natürlich dazu führte, dass man kein spontanes “Bäumchen wechsle Dich!” zwischen den verschiedenen Bands spielen konnte. Ärgerlich, v.a. wenn man im Endeffekt trotzdem nicht zu seiner präferierten Band vordringen konnte und einfach in der Schlange versauerte. Dieses Problem bestand vorrangig bei den kleinen Venues: der Next Stage, der Hall Of Fame und ganz besonders beim Paradox. Manche Bands waren wohl einfach schon zu bekannt für diese Locations. Mir persönlich blieb dieses ernüchternde ‘Erlebnis’, Fotopass sei Dank verwehrt, glücklicherweise verwehrt, sodass mein eigener Roadflow dem des letzten Jahres in nichts nach stand. Ganz im Gegenteil!
- So ließ ich mich auch dieses Mal einfach treiben und erlebte genauso viele Überraschungen wie im letzten Jahr. Wobei, nicht ganz, da mir im Vorfeld des 2023er Roadburn Festivals weniger Bands bekannt waren als in diesem Jahr.
- Dass unser lieber Klaus in diesem Jahr noch weniger schreiben würde als schon im letzten, ist, ob der oben aufgeführten Gründe, eigentlich kein Wunder, war für mich selbst letztendlich aber doch eine Überraschung. So sind im Folgenden dann auch nur kurze Eindrücke meiner Konzert-Erlebnisse zu lesen, da ich selbst mir keinerlei Notizen zu den Bands gemacht habe. Natürlich sind diese dann immer noch dreimal so lange, wie die ausführlichen Berichterstattungen von Chef-Kollege Reckert. Stimmt’s mein lieber Klaus?
flohfish
Day 1, 18.04.24: Roadsnake Charmers
Anfahrt und Erreichung von Campingplatz bzw. Hotel verliefen heuer sogar glatter als im Vorjahr. Dennoch fiel der geplante Hexvessel-Besuch (sie spielten das gesamte “Polar Veil”-Album) leider zwei erforderlichen längeren Fußmärschen zum Opfer.
So gaben also erst die vorzüglichen belgischen Düsterheimer Wiegedood den persönlichen Roadburn-Startschuss ab. Und der geriet ungemein atmosphärisch: die Main Stage im 013 war ausschließlich durch eine zunächst eher funzelig leuchtende Kinoleinwand illuminiert. Die daraus resultierende fast völlige Dunkelheit im Raum erwies sich als sehr wirkungsvoll, vor allem beim Versuch, eine der Treppen zu erklimmen… Es blieb minutenlang ganz still. Und finster wie in Söders Arsch. Bis auf der Leinwand die Opening Titles eines japanischen Stummfilms zu flackern begannen. Den Soundtrack dazu lieferten nun Wiegedood. Mit atmosphärischen Keyboardflächen, später sehr schönem Glockenspiel, simpel vor sich hin puckerndem Schlagzeugspiel, etwas Throat Singing à la Yatka und zunächst noch sehr dezenten, teils fast jazzig gespielten E-Gitarren. Mithin eine perfekte Ausgangsbasis für Steigerung. Und die kam auch. Nach vierzig Minuten klang die Band dann endgültig wieder wie sie selbst – bzw. wie sonst. Starker Auftritt.
Für den Ambient Trip Hop von Arms And Sleepers konnte man komfortabel innerhalb des 013 zur deutlich kleineren Next Stage wechseln. Die kühlen Psychotronica mit kongenial psychedelischen Projektionen der Amis fesselten nach dem Vorhergehenden allerdings nicht lange.
Das verschaffte immerhin die Zeit für einen ausschließlich der Wissbegier geschuldeten Spaziergang zum The Engine Room. Was hatte die Festivalmacher wohl bewogen, dem Transgender-Phänomen Xandra Metcalfe alias Uboa sogar an drei Roadburn-Tagen eine Bühne zu bieten? Entweder kannten die vielen Hunderte von Zuschauern die Antwort darauf schon. Oder sie waren ebenfalls primär aus Neugier hier. “This is my first gig outside of Australia. And there’s so many of you!”, zeigte sich auch Xandra selbst beeindruckt. Ihre auf Samples basierenden Solodarbietungen bewegten sich zwischen Avantgarde, Industrial und Noise. Much noise. Und Schreien wie aus dem Fegefeuer …
Void Ov Voices alias Attila Csihar hat schon mit SunnO))) gespielt, für Ulver eröffnet und ist ein regelmäßiger Roadburn-Gast. Sein Solo-Auftritt auf der Next Stage, für den er eingangs große “Flügel” angelegt bekam, bot Klaus-Trophie auslösenden Gesang, war originell und beeindruckend und … schwierig.
Szenenwechsel zum Koepelhal-Gelände. “Betreutes Proggen” bedeutete an diesem Tag übrigens auch, auf Rollstuhl bzw. Rollator angewiesenen Festivalgästen mehrfach gerne beim Überwinden der dortigen recht steilen Treppen ohne Rampe zu assistieren. Darum auch mit gutem Gefühl zu Inter Arma @ The Terminal. Der komplex-progressive Kopfabschraub-Sound der Amis kontrastierte biestigen Blackened Death Metal mit quietschbunten Projektionen. Brutal-abstrafende wechselten mit eher erhabenen Parts inklusive melodischer Twin Lead Guitar.
Obwohl sie in der Hall Of Fame auftrat, gab es beim Konzert von Brigid Mae Power keine längere Warteschlange. Vielleicht entsprach der Dream Pop mit Irish-Folk-Einschlag der jungen irischen Singer/Songwriterin dann doch nicht ganz dem Massengeschmack der Roadburn-Besucher. Vor leerer Halle musste die Musikerin jedoch auch nicht auftreten. Warum auch. Vor allem nach dem Auftritt von Inter Arma war diese Ruhephase doch eine angenehme Möglichkeit, innerlich ein wenig zur Ruhe zu kommen.
flohfish
Eine der Besonderheiten des Roadburn sind die Secret Shows, die während des Festivals bekanntgegeben werden, und zwar erst an dem Tag, an dem das jeweilige Konzert stattfindet. Dies geschah in diesem Jahr auf zweierlei Wegen: Zum einen zeitgemäß, über die Festival-App von TMSQR, die regelmäßig aktualisiert wurde, zum anderen klassisch, über Poster im Format DIN A4, die an einer kleinen Säule im Eingangsbereich der Koepelhal ausgehangen wurden. Während ich im letzten Jahr keinem einzigen dieser Auftritte beiwohnen konnte, da ich immer zu spät von den Shows erfahren hatte, kam ich in diesem Jahr in den Genuss einer Vielzahl dieser Gigs, von denen nicht wenige im Ladybird Skatepark stattfanden, der sich im Gebäude gleich hinter der Hall Of Fame befindet. Die erste dieser Shows durften dabei Ontaard absolvieren, eine Formation aus Utrecht, die musikalisch irgendwo im Grenzbereich zwischen Post Metal, Sludge und Black Metal zu Hause ist. Überraschenderweise klangen Ontaard viel weniger finster als man es der Beschreibung nach hätte annehmen können, was vor allem an den hell klingenden Post-Rock-Gitarren des Quartetts begründet lag. Uns so machte es gar nichts aus, das Ontaard in hellem Tageslicht auftraten. ganz im Gegenteil. Die Skatehalle ließ die Musik der Niederländer in ganz besonderem Lichte glänzen.
flohfish
Es ist eine der Ideen der Veranstalter, immer neue musikalische Strömungen aufzugreifen und in das Roadburn mit einfließen zu lassen. Jedenfalls solange es gegeben ist, dass zumindest ein Aspekt der Musik einer Band gewisse Überschneidungen mit dem Festival hat. Die Organisatoren selbst haben diese Schnittmenge mit dem Begriff “Heaviness Redefined” beschrieben. Für mich persönlich heißt Roadburn daher auch, ganz bewusst die eigenen Hörgewohnheiten herauszufordern und eigene musikalische Grenzen zu überschreiten. So ist einer der größten Reize dieses Festivals, sich Bands anzuhören, denen man normalerweise fernbleiben würde. Schließlich wissen die Veranstalter ja, was sie tun. Ein gutes Beispiel für eine solche Band war clipping., die zur besten Uhrzeit im großen Saal des 013 auftreten durften. Was ich dann auf der Main Stage vorfand, war für mich faszinierend und abstoßend zugleich, denn obwohl ich mit dem experimentellen Hip-Hop der Kalifornier nur wenig anfangen konnte, verfügte Frontmann Daveed Diggs doch über eine mitreißende Bühnenpräsenz, und auch den harten Beats der Formation konnte man eine gewisse Bannkraft nicht absprechen. Vollkommen begeistern konnten die US-Amerikaner mich allerdings erst, als Counterfeit Madison die Bühne betrat und nicht nur mit ihrem Piano-Spiel, sondern vor allem auch mit ihrer souligen Stimme begeisterte. Lange in der Halle blieb ich trotzdem nicht, schließlich warteten einige Meter weiter White Ward auf mich.
flohfish
Die perfekte Einstimmung für White Ward – meinem einsamen Festival-Highlight -, das sehr vielen Roadburners, die sich hierfür zu spät angestellt hatten, leider entging. Auch ein Mitglied der Band aus Odessa fehlte entschuldigt, wie uns der Sänger Andrii Pechatkin erläuterte: er hat sich für den Verteidigungskrieg zur Armee gemeldet… Vermutlich daher auch die Bläser-Soli von Konserve? Der progressiv-atmosphärische Black Metal der Ukrainer wie im The Engine Room dargeboten gehört jedenfalls zum Majestätischsten, was meinereiner lange erlebt hat, mal sicher auf diesem Festival. ‘Love Exchange Failure’? No, just total love.
Roadside scene: Martijn Balsters, einer der Organisatoren des ProgPower Europe Festivals radelt geschäftig durch die Szenerie, ward aber auf keinem der folgenden Konzerte je gesehen. Zu wenig Prog? Zu wenig Power ja wohl kaum.
Der Abschluss vom Konzerttag zumindest des Schreiberlings gebührte natürlich “The Goddess” – Chelsea Wolfe. Überraschend sparsam illuminiert, doch mit Material wie dem eindringlichen ‘Whispers In The Echo Chamber’ fühlte man sich in der Main-Stage-Halle dennoch alsbald wie in einer ‘formerly Unseen World’.
Abschluss? Doch noch nicht ganz. Quasi auf dem Heimweg noch bei Royal Thunder (Next Stage) vorbeigeschaut. US-Rock mit Stoner- und Psych-Sprenkeln und der kraftvollen Stimme von Bassistin Miny Parsonz. Ein guter Ausklang.
Mein lieber Klaus: Kann es sein, dass du uns an dieser Stelle etwas verschweigst? Hattest du mir gegenüber nicht erwähnt, dass du noch kurz bei Backxwash reingeschaut hattest, dann aber umgehend die Flucht ergriffen hast? Aber vielleicht bilde ich mir das einfach nur ein. Denn bei dieser Secret Show, der letzten des Abends auf der Mainstage, gab es ganz genau jene Art von Musik zu hören, bei welcher ich dich wegrennen sehen würde. Denn die sambisch-kanadische Rapperin passte den Parametern nach so gar nicht auf ein Metal-Festival, was das Roadburn dem Grunde nach ja immer noch ist. Doch Backxwash hatte die Massen im Vorjahr so sehr begeistert, dass sie in diesem Jahr gleich noch einmal eingeladen wurde, und zwar als Headliner des ersten Abends. Auch ich muss gestehen, dass Backxwashs Musik komplett an mir vorbei ging. Extrem harter Rap zu extremer Musik, die sich jeder Kategorisierung entzog. Doch spielte die Musik hier sowieso nur eine untergeordnete Rolle, denn im Mittelpunkt des Geschehens stand die Energie, die die Transgender-Künstlerin mit nicht nur mit ihrer Stimme, sondern v.a. auch mit ihrem Auftreten verbreitete. “Heaviness Redefined” in reinster Form.
Day 2, 19.04.24: Psssst!
Wie schon im letzten Jahr gab es neben dem offiziellen Programm auch ein inoffizielles Rahmenprogramm zum Roadburn Festival, das unter dem Titel Offroad lief. Im Rahmen dessen fanden im Spoorpark, dem offiziellen Campingplatz des Festivals, von Freitag bis Sonntag, jeden Morgen die Auftritte zweier lokaler Musikgruppen statt. Ein willkommener Bonus, für alle, die sich zu ihrem Frühstück die Untermalung mit anspruchsvoller Musik wünschten. Mein lieber Klaus gehörte nicht zu diesen Menschen, sodass er meine Einladungen zum gemeinsamen musikalischen Frühstück dreimal in Folge ausschlug. schade, besonders im Falle von ENMA, einer Progressive-Grunge-Truppe aus Tilburg, die uns schon im vergangenen Jahr beim Prognosis Festival hatte überzeugen können. So auch heute Morgen. Schade nur, dass sich außer den Roadburn-Campern kaum jemand in De Remiese einfand. Die Band hätte mit ihrem Auftritt definitiv ein größeres Publikum verdient gehabt.
flohfish
Als zweite Band des Morgens durfte eine weitere Band aus Tilburg die Bühne im Spoorpark betreten: Docile Bodies. Die Jungs spielten vorwiegend Songs ihres ’22er Platte “Sculptures In Motion”, gaben aber auch einen Vorgeschmack auf das am 11. Juli digital erscheinendes Album “Light Will Come Our Way”. Freunde des New Wave und Post Punk können sich darauf freuen, denn die Musik, die Docile Bodies präsentierten, stand in bester Tradition von The Cure, allerdings mit viel mehr Ecken und Kanten.
flohfish
Der zweite Tag begann für den Autor – zumindest musikalisch – mit langem Anstehen für die Fluisteraars (dt.: Flüsterer, wie optimal passend bei einem Festival, das Secret Shows und Secret Venues bietet) vor der Next Stage. Die geheimnisvollen Black-Metal-Legenden stammen zwar aus den Niederlanden, dennoch war dies ihr erster Auftritt dort. Und ihr zweiter überhaupt! Eine Bandmaschine steht und spielt zentral auf der Bühne, während Menschen sich an Keyboards abarbeiten. Modern Times. Aber diese langsamen Beschwörungen hatten was.
Zweiter Gang: Mat McNerney presents “Music For Gloaming: A Nocturne By The Hexvessel Folk Assembly” (Commisioned). Immer wieder gelingt es den Roadburn-Machern, ihren Besuchern Musik zu präsentieren, die es bislang nirgendwo sonst je zu hören gab. V. a. mit den “Commissioned” Shows, bei denen speziell für das Festival beauftragte und geschriebene Musik zu Gehör gebracht wird. Spannend. 15:20 Uhr, es bleibt dunkel auf und vor der Main Stage. Ein melancholischer Piano-Part setzt ein. Dann Schlagzeug. Dann verzerrte E-Gitarre, die zunächst wie ein Saxophon klingt. Während das Klavier-Motiv zunächst unverändert durchläuft, changiert die Musik jetzt über Rock zu einem Black-Metal-Inferno. Nach heftigen musikalischen Eruptionen kehrt plötzlich die Piano-Figur zurück. Großartig.
Zweites Stück: langsame, wundervolle Gitarrenriffs. Dann zweistimmiger männlich-weiblicher Klargesang. Traurig und wunderschön. Und so ging das eine Stunde lang…
Nach so viel großem Kino verlangte es mich nach etwas Intimen, sodass ich mich auf den Weg in den etwas abseits, aber dennoch nicht weit entfernten Jazz Club Paradox machte. Nicht etwa, um mir Jazz anzuhören, sondern einen Eindruck von Drone Assembly gewinnen zu können. Eine richtige Entscheidung. Denn die Ambient-Klangflächen, die die Künstler mit ihren Gitarren und Synthesizern entstehen ließen, standen den psychedelischen Lichteffekten in ihrer berauschenden Wirkung in nichts nach. Wie ein kleiner Acid-Trip am hellichten Tag.
flohfish
Gab es beim RB2024 einen Death- und Black-Metal-Schwerpunkt? Um das wirklich sagen zu können, waren die eigenen Konzerterlebnisse vermutlich noch zu wenige und daher zu wenig repräsentativ. Könnte aber schon hinkommen. Denn Blood Incantation sollten das schwarzglühende Eisen sogleich weiter schmieden. But wait. Dies war kein Standardauftritt der US-Deather. Im Gegenteil. Denn die je vier Movements/Sätze des aufgeführten “IO-” und “EA-“Epos haben mehr mit Klaus Schulze zu tun als mit Freund Hein oder Satanas. Drones ‘n sad sounding synthesizers, drowned in purple light. Sitar as well. Quite an incantation. Still, Klaus S. didn’t materialize over the stage, sadly.
Next up: Lucy Kruger & The Lost Boys in der Hall of Fame. Durch gefühlt kaum enden wollendes Schlangestehen à la DDR hart erkämpft.
Dann endlich “drin”.
Die Boys stimmen noch. Lucy steht einfach nur da. Und SUMMT. Woraus sich unendlich zart, vorsichtig und geheimnisvoll ‘Promised Land’ entwickelt. Toll. Später spielt “Juicy Lucy” auch noch selbst Gitarre. Beeindruckendes Set.
Auf dem Weg von der Hall Of Fame zum Auftritt von Dool im 013 machte ich einen kleinen Abstecher zu den Merch-Ständen in die Koepelhal, als mir durch die offene Tür des Engine Rooms ein Hurricane-artiger Sturm zwischen Crust, Hard- und Grindcore entgegenwehte. Angefixt von dieser puren Energieladung musst ich natürlich herausfinden, wer da dahintersteckte. Und so begegnete ich Deaf Club, die gerade dabei waren, die kleine Halle abzureißen. Einmal kurz im Moshpit gebadet und aufgeladen für den Rest des Tages. Großartig!
flohfish
RB2023 Flashback: genau wie letztes Jahr sind auch diesmal wieder Gggolddd beim Roadburn am Start, ohne auf dem Billing zu sein. Was die sich nicht entgehen lassen wollten? Na, Dool natürlich, an just dem Tag, an dem auch deren bislang stärkstes Album offiziell herauskam! Beim Gloomaar-Festival 2018 hatten uns die Niederländer um Raven van Dorst gefallen, aber noch nicht so richtig im Sturm genommen. Das wurde jetzt in Tilburg gründlich nachgeholt. Der Auftritt war tight, heavy, souverän. Und Ravens warme, tiefe, volle Stimme scheint immer besser zu werden…
Trotzdem gab es gewichtige Gründe, sich dieses eindrucksvolle Set nicht bis zu dessen Ende zu geben. Aufgrund der ohnehin ständigen Staubildung Böses ahnend begab man sich also lieber frühzeitig auf die kleine Wanderung zum vergleichsweise winzigen Jazz Club Paradox. Wofür? Für das sensationelle Hedvig Mollestad Trio. Auf die gleiche Idee waren so viele Roadburners gekommen, dass es in der Kneipe nicht nur atemberückend voll wurde. Es gab draußen auch die längsten Schlangen down the road(burn) – in Relation zum Fassungsvermögen der Location -, die zumindest ich bei dieser Festival-Ausgabe gesehen habe. Das Trio bestehend aus Hedvig Mollestad (guitar), Ellen Brekken (el. bass, double bass – and the most glittering sequinned dress you’ll ever see) sowie Ivar Loe Bjørnstad (drums) bot die virtuoseste und – verrückterweise – zeitgleich sympathischste (die wirken wirklich sooo unglaublich nett!) Veranstaltung zumindest meines persönlichen RB2024-Erlebens – Colonel Petrov’s Good Judgement meets Scott Henderson!
Nach diesem überwältigenden Erlebnis (und der ewigen Schlangesteherei davor) hatte der Autor keinen Drive mehr für Fortsetzungen. Obwohl z. B. Tusmørke natürlich schon gelockt haben…
Tusmørke wollte ich mir natürlich auch nicht entgehen lassen, genauso wenig wie HEALKTH auf der Mainstage. Doch bis zu deren Auftritt war es noch etwas hin. Sodass ich die Zeit dafür nutze, an der Schlange vor der Next Stage vorbeizuwandern und mir das Avantgarde-Duo Xiu Xiu aus der Nähe anzuschauen. Viel gehört hatte ich ja schon von den beiden Musikern, allerdings noch niemals deren Musik. Was folgte war eine musikalische Zeitreise in die 80er Jahre, gespickt mit Post Punk, experimentellem Pop und ganz viel verträumter Electronica.
flohfish
Nicht weniger 80er-lastig ging es auf der benachbarten Mainstage weiter, wo HEALTH ihre Mischung aus Dreamgaze, Noise Rock, Industrial und harten EBM-Beats aufs Publikum losließen. Auf der ihrer letzten Tour im Vorprogramm von Sleep Token leider verpasst, erfüllten die US-Amerikaner genau meine Erwartungen. Rhythmen zum Tanzen und Melodien zum Träumen. Geiler Scheiß! Kaum zu glauben, dass diese Band aus der Stadt der Engel erst in diesem Jahrtausend gegründet worden ist.
flohfish
Zurück im benachbarten Next Club entführten Tusmørke in eine ganz andere Epoche, nämlich in die 70er Jahre und eine surreale Welt zwischen Folk, Psychedelic und Progressive Rock. Alleine schon die Kostüme, die die Musiker trugen, waren diesen Abstecher wert. Ganz zu schweigen vom absolut schrägen Humor des Trios. Dass Tusmørke auch live überzeugen würden, war anzunehmen gewesen, dass mich ihr von mittelalterlicher Musik inspirierter Auftritt dann aber so mitreißen würde, war vielleicht meine größte Überraschung des Tages.
flohfish
Eigentlich schon auf dem Heimweg – oder erst, wie wohl mein lieber Klaus sagen würde – gönnte ich mir dann noch einmal einen Umweg durch die große Halle des 013, wo Royal Thunder ihre zweite Show bei diesem Festival spielten. Lange wohnte ich dem Psychedelic Rock der Amis allerdings nicht bei. Erstens war ich hundemüde und zweitens hatte der heutige Auftritt vor halbleerer Halle einfach viel weniger Atmosphäre als der am Vorabend im vollgepackten Nebenraum
flohfish
Day 3 20.04.24: The Road Queues On Forever
Breakfast & Music hieß es auch wieder am Samstagmorgen im Eingangsbereich des Stadtscamping Tilburg. Den musikalischen Reigen eröffneten dabei Ellenor Vora und Noire Antidote alias Vonder und präsentierten Dark Wave mit effektgeladenen Gitarren, harten elektronischen Beats und glasklarem melancholischem Gesang. Industrial Pop Music, so stark und mild wie ein gut gerösteter Capppucino.
flohfish
Weiter im Text ging es mit alten Bekannten, denn Dead Duck hatten schon im letzten Jahr auf der Open Air Bühne im Spoorpark gespielt. Das Quartett aus Breda präsentierte erste Stücke ihres neuen Albums “Lovers From The Past” und lieferte auch dieses Mal wieder eine solide Vorstellung ab und sorgte beim Publikum mit seinem Mix aus Indie Rock, Shoegaze und Post Rock, trotz immer wieder ordentlich bratzelnder Motorpsycho-Gitarren, für eine entspannte Stimmung.
flohfish
Der Samstag startete music wise mit … dem trotz frühem Start leider ergebnislos bleibenden Versuch, der Couch Slvt im The Terminal beizuwohnen. Die Schlam… Schlange dafür zog sich durch den gesamten Gebäudekomplex und noch weit davor. Sei’s drum.
Mehr Glück hatte da wohl der Fotograf, der heilfroh war diesen Auftritt ablichten zu können, denn die komplett überdrehte Frotfrau Megan Osztrosits gab mit ihrer Mimik und ihrem mit Blut verschmierten Gesicht ein tolles Motiv ab. Ob es sich hierbei um Kunstblut handelte, ist schwerlich zu sagen, denn nachdem Osztrosits wild durch die Menge gesprungen war, könnte es sich hierbei durchaus auch um ihren eigenen Körpersaft gehandelt haben. Eine Band wie eine Naturgewalt, bei welcher Bass, Gitarre und Schlagzeug die über einen hereinbrechenden Elemente waren. Pure Aggressionen zwischen Hardcore Punk und Noise-Attacken verwandelten die Halle in einen brodelnden Moshpit. Holy Shit!
flohfish
Stattdessen halt die Hall of Fame angesteuert, wo ONEIROPOREIA, ein Schüler-Projekt der Eindhovener Musikschule Metal Factory, das Haus achtbar rockt.
Nächster Halt ist das Mastermind der aktuellen Gong-Teezubereitung, Kavus Torabi, der eine Komplett-Aufführung von “The Banishing” anführte. Ich erinnere mich schütter an enorm nach den Siebzigern klingende Psychedelic, an Kavus singend und Gitarre spielend, an zwei Schlagzeuger, zwei Keyboarder, die auch Trompete und Klarinette beisteuerten. Alles sehr schön. Erinnere mich aber auch daran, dass wir dies in der fast leer bleibenden Main Stage-Halle erlebten. Da ist mit der Planung bzw. Publikumssteuerung doch irgendwas falsch gelaufen…
Über Agriculture, muss ich gestehen, hatte ich mich im Vorfeld ihres Auftrittes überhaupt nicht informiert. So konnte ich weder dem Namen der Band noch den Outfits deren Mitglieder nach darauf schließen, was mich hier eigentlich erwarten würde. Dass die Kalifornier dann sphärischen Blackgaze spielten, war eine positive Überraschung. Vor allem ihre Art von Mix aus Shoegaze und Black Metal konnte überzeugen, denn verträumte Atmosphäre und brutale Aggressionen hielten sich hier perfekt in der Waage.
flohfish
Vor Takh (Church of Ra) in der Hall of Fame waren die Schlangen wieder so lang, dass es nach einem zweiten Versuch mit Uboa (The Engine Room) und einem aberwitzig guten, aber auch absurd überfüllten “Let’s all get crazy”-Gig der komplett Verrückten von Ni im Paradox heißen musste: “Let’s call it a day”.
Oh man, mein lieber Klaus, ich kann deinen Frust echt gut verstehen. Vielleicht wäre ich nach so viel Enttäuschung und Schlangestehen auch irgendwann einfach gegangen. Trotzdem schade, dass Du nicht noch etwas geblieben bist, denn der Tag hatte noch so Einiges zu bieten. Auch in den großen Hallen.
flohfish
Dass ich es dann u.a. zu Takh in die Halle geschafft habe, das gibt mir jetzt schon fast ein schlechtes Gewissen. Insbesondere, da ich deren Auftritt wirklich genossen habe. Denn ihr düsterer, sich langsam aber energetisch aufbauender Post Rock war etwas ganz Besonderes. Nicht nur aufgrund seines hypnotisierenden Charakters und den leichten Gothic-Vibes, sondern insbesondere auch wegen der intensiven Vocals von Pieter Uyttenhove und Schlagzeugerin Annelies Van Dinter.
flohfish
Weiter ging es zu The Keening auf der Hauptbühne des 013. Ganz besonders hatte ich mich auf diesen Auftritt gefreut, da angekündigt worden war, dass Rebecca Vernon und ihre Band das großartige letztjährige Album “Little Bird” aufführen wollten. Und so geschah es dann auch, was bei mir selbst zu größter Verzückung führte, da das düstere Werk zwischen Doom, Folk, Progressive Rock, Post Rock und Metal im Live-Kontext noch an Strahlkraft zulegen konnte. Gänsehaut pur!
flohfish
Es folgte ein weiterer Abstecher ins Paradox, wo es an diesem Nachmittag mit OTTLA auch tatsächlich Jazz zu hören gab. Zumindest im weitesten Sinne des Wortes. Denn die musikalischen Experimente des Quartetts waren auf einer wundervollen Basis aus Post Rock aufgebaut. Irgendwie schien der Geist von Mark Hollis während dieses Auftritts durch den kleinen Club zu schweben.
flohfish
Wer beim Roadburn viel sehen möchte, der muss Fersengeld zahlen. Ein ständiges hin und her, dass sich aber immer wieder auszahlte. So auch an diesem Nachmittag, als ich vom Paradox zum Skatepark hetzte, um rechtzeitig zur Secret Show von Death Goals dort einzutreffen. Nicht etwa, weil ich die Band unbedingt hatte sehen wollen, sondern vielmehr, weil mir die Atmosphäre in der lichtdurchfluteten Halle so gefallen hatte. Was übrigens auch darin begründet lag, dass der Skatebetrieb, während all der dort stattfindenden Konzerte, nicht pausierte. Das Duo passte mit seinem Queercore und Anarcho-Auftreten übrigens wunderbar in diese Location. Insbesondere Frontperson George Milner, ein echter Wirbelwind, der beim Publikum für ausgelassene Stimmung und gute Laune sorgte.
Das heißt, noch nicht ganz. Sehr kurz wurden noch Birds In Row in der Koepelhal angesteuert. Frisch und dabei sehr angepisst klingender Hardcore. Wie passend.
Die Folker Lankum, die ich eigentlich unbedingt hätte sehen wollen, habe ich mir aufgrund obwaltender Überfüllung von allem gleich ganz gekniffen.
Tja, mein lieber Klaus, in diesem Fall hatte sich Anstehen tatsächlich gelohnt. Nicht nur, weil ich das Gefühl hatte, dass am Ende auch alles aus der Schlange in die Halle gekommen sind. Sondern vor allem deswegen, da Lankum die Magie ihrer Platte eins zu eins auf die Bühne übertragen konnten. Wer sich zu diesem Zeitpunkt übrigens fragt, was Irish Folk auf einem solchen Festival zu suchen hat, der sollte sich mal die Hintergrundgeräusche genauer anhören, die sowohl Drehleier als auch Quetschkommoden so erzeugen. Wenn es sich dabei nicht mal um allerfeinste Drone-Sounds handelt
flohfish
Einmal hin und einmal her. Und schon war ich wieder im Paradox. Denn Ni wollte ich mir definitiv nicht entgehen lassen. Warum eigentlich? Höre ich mir deren Musik zu Hause doch eigentlich Ni an. Da viel zu anstrengend. Live dagegen sind Ni eine ganz andere Sache. Genre Hopping zwischen Math Jazz und Noise Rock. Was zu Hause noch überfordernd wirkte, entwickelte auf der Bühne plötzlich eine sagenhafte Leichtigkeit.
flohfish
Zurück auf dem Gelände vor der Koeplehal, machte ich eine kleine Stippvisite im Engine Room, wo gerade Ragana auftraten. Viel bekam ich von dem Blackened Doom des Duos aus Olympia leider nicht mit. Zum einen befand ich mich schon auf dem Sprung zur Main Stage, zum anderen wollte die Musik von Maria Stocke und Coley Gilson einfach nicht so richtig zu mir durchdringen, und das, obwohl die Screamos der Damen markerschütternd waren.
flohfish
Khanate waren mir bis zu meiner Besprechung ihres letztjährigen Albums “To Be Cruel”, völlig unbekannt gewesen, und das, obwohl sie im Bereich des Drone und Doom als regelrechte Legenden gefeiert werden. Warum, das konnte man an diesem Abend erleben, denn schwärzer, zäher und heavier ging es beim Roadburn 2024 wohl kaum. Eine dunkles Fest des Minimalismus, der Schwere und Langsamkeit.
flohfish
Psychedelisch, progressiv, ja sogar leicht hippyesque ging es im direkten Anschluss gleich nebenan auf der Next Stage weiter, wo Full Earth einen Auftritt hinlegten, der auf jedem Prog-Festival willkommen gewesen wäre. Der ultimative Kontrast zur Musik von Khanate und vielleicht genau deswegen besonders reizvoll
flohfish
Eigentlich wäre dies der richtige Zeitpunkt gewesen, um zurück zum Zeltplatz zu kehren. Doch entschied ich mich anders, denn für den Skatepark war eine Secret Show der Utrechter Band Second Guessing angekündigt worden. Wieder eine Band, dich ich nicht kannte, doch da meine Batterien noch ein letztes kleines Bisschen Restkapazität besaßen… Warum denn nicht?!
Eine Spontanaktion, für die ich mir selbst noch immer dankbar bin. Denn das Konzert der Post-Hardcore-Truppe war wohl der energiegeladenste Auftritt, dem ich bei diesem Festival beiwohnte.Musik, die innerhalb des Publikums so große Wallungen auslöste, dass die ersten Reihen drohten, von der erhöhten Skate-Ramp auf die Bühne zu stürzen. Nur selten habe ich Band und Publikum als solche Einheit erlebt.
flohfish
Day 4, 21.04.24: Escape (Roadburn) Room
2023, Floh: “Keine zwei Bands hier klingen gleich.”
2024, Klaus: “Keine zwei Festivaljahrgänge hier klingen gleich”
Wie gewohnt gab es auf dem Campingplatz auch an diesem Morgen Musik zum Frühstück, dass ich allerdings schnell links liegen ließ, da ich mich voll und ganz auf den sagenhaften Auftritt von Thistle Sifter konzentrieren wollte. Nicht etwa, dass die Bühnenshow der in Utrecht ansässigen Truppe so spektakulär gewesen wäre. Nein, es lag an der Musik selbst. Denn der Ambient Post Rock des Engländers Pete Barnes und seiner niederländischen Mitstreiter war so herzerwärmend schön, dass es mir mein erstes Live-Konzert von Sigur Rós in die Erinnerung rief.
flohfish
Von der zweiten Band des morgens, The Ax Effect, bekam ich leider nur wenig mit, zumindest aus nächster Nähe. Für mich aber nicht weiter schlimm, da der Mix aus Punk, Thrash und Hard Rock, den die Lumberjacks präsentierten, nach Thistle Sifter dann doch zu starker Tobak war. Ganz ohne Reize war die Combo, deren Sänger im Stehen eine Snare bearbeitete, allerdings auch nicht. Leer war es vor der Bühne jedenfalls nicht.
flohfish
Das Roadburn-Feuer 2024 begann schon allmählich auszubrennen… Den letzten Tag eröffnete (für mich) stilvoll das The Gathering-Spin-off Habitants in der Hall of Fame. “Prog meets Massive Attack”? Mag sein. Habe da aber noch mehr späte Anathema gehört. Starke female lead vocals mit ebenfalls angenehmen männlichen backing vocals.
Gefolgt vom nächsten, schlicht sinnenberaubenden Highlight des Festivals: Die Wilde Jagd with Metropole Orkest performing “Lux Tenera – A Rite to Joy”, komponiert von Chef-Jäger Sebastian Lee Philipp und dirigiert von Simon Dobson.
In diesem krassen Mix kamen Neoklassik, Filmmusik, Jazz und Neo Folk zusammen. Starke, wiederkehrende und wiedererkennbare Themen, poetische Texte auf Deutsch und ein beeindruckendes Instrumentarium des die Main-Stage-Bühne wirklich mal füllenden Orchesters (z. B. zwei gigantische Kesselpauken auf beiden Bühnenflanken, aber auch altertümliche, da keltische Carnyx-Blasinstrumente ergaben ein kaum vergleichliches Konzerterlebnis.
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Die Arnheimer Verwoed (deutsch: verzweifelt) im Terminal überzeugten mit langsamem, sehr melodischen Black Metal und einer wie eine zweite, alles komplementierende Komposition wirkenden Lightshow – was für ein Farbensturm!
Neptunian Maximalism aus Brüssel taggen ihre Musik auf Bandcamp wie folgt: “alternative progressive rock doom dronemetal freejazz heavypsych heavytribal krautrock occult occult rock spacerock zeuhl”. Klingt spannend. Das fanden aber auch so viele andere Besucher, dass einfach kein Zugang möglich war…
Ich selbst hatte das Glück, zu Neptunian Maximalism in die Halle zu gelangen, musst mich aber, wie alle übrigen Zuschauer auch, etwas gedulden, da die Truppe mit Verzögerung begann. Lohnenswert war dieses sich die Beine in den Bauch stehen aber allemal gewesen, denn die Musik des Ensembles, war noch spektakulärer, als es sich in der Beschreibung der Band liest. Drones und indische Folkeinflüsse taten hier ihr Übriges. Ärgerlich aber natürlich auch. Denn wenn man die langen Wartezeiten vor der Halle und die Verzögerungen zusammenrechnet, dann kann man sich gut ausrechnen, wie frustriert so mancher Besucher war, weil man Die Wilde Jagd with Metropole Orkest weit vor Ende deren Auftritts hatte verlassen müssen, um von Neptunian Maximalism vermeintlich nichts zu verpassen.
flohfish
Obwohl sie auf der Hauptbühne des Roadburn spielten, waren auch Grails eine Art Wildcard für mich. Denn vor dem Festivals waren mir die US-Amerikaner nicht einmal ihrem Namen nach ein Begriff gewesen. Den Roadburners ging es da wohl anders, denn es war bereits das dritte Mal, dass das Quartett aus Portland, Oregon in Tilburg auftrat. Schnell wurde klar, warum dies so war. Denn der cineastische Mix aus Post Rock, Folk-Elementen und Psychedlic hatte in Kombination mit den Visuals wahrlich tiefenentspannende Wirkung.
flohfish
Da ich vor dem Auftritt des Mono-Ablegers JeGong in der Hall Of Fame noch etwas Zeit hatte, legte ich einen Umweg zum Auftritt von Mojo And The Kitchen Brothers in der Skatehalle ein, die sich ja im dahinterliegenden Gebäude befindet. Fast hätte man meinen können, dass hier King Gizzard & The Lizard Wizard auf der Bühne gestanden haben, denn der Aberwitz, mit dem das Sextett mit zwei Schlagzeugern ihren durchgeknallten Psych Prog präsentierte, reichte recht nahe an den Wahnsinn der Australier heran.
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Also entnervt einen Boxenstop eingelegt und erst für JeGong wieder zum Ort des Geschehens, die Hall Of Fame, zurückgekehrt: “JEGONG is the amalgamation of two distinct forces within post-rock and heavy music, Dahm Majuri Cipolla, drummer of MONO (Japan) & Watter, and Reto Mäder of Sum Of R.” Der Autor fand das von diesem Duo an Drums, Bass und vielen Samples Gebotene so mittel, es kam aber beim Publikum ganz gut an.
Back to the Main Stage. The Jesus and Mary Chain. Dass ich diese Wave-Ikonen in diesem Leben noch mal live sehen würde… Die volle Halle wollte die alten Hits. Und bekam sie auch.
Next up: Next Stage. Und The Bevis Frond. Der Sammelname von Nick Salomans diversen Projekten ist wieder so ein Phänomen, von dem man diverse Alben besitzt und teils wirklich schätzt (‘Stain On The Sun‘!), die man aber nie live gesehen hat. Ein Fehler, den RB2024 zu korrigieren half. Schon der Soundcheck wurde so äußerst virtuos durchgezogen, dass das Publikum heftig applaudierte. Zusätzliche Sound- und Optik-Leckerbissen waren die Vintage Flying V und der Höfner Bass.
Auf dieser positiven Note hat der Autor sein persönliches Festivalerlebnis dann auch gerne ausklingen lassen…
So gehören die letzten Worte dann mir, denn der letzten Slot auf der Main Stage war für Cloakroom reserviert worden. Eine Band, die ich unbedingt live erleben wollte, denn ihr Space Western “Dissolution Wave” hatte mir vor zwei Jahren ausgesprochen gut gefallen. Wahrscheinlich war die Musik der Band aus Indiana für diese Zeit und meinen ausgelaugten Körper einfach ein Stück weit zu “gazy” (Shoegaze, Blackgaze, Dreamgaze). Ein Funke wollte zu mir jedenfalls nicht überspringen. So verließ ich die Halle früher als erwartet, da ich mir diese tolle Truppe ob meines eigenen Zustandes nicht madig hören wollte und das Festival bester Laune verlassen konnte.
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RB2024 Highlights
Klaus
- Es gibt Roadburn, Baby
- Vielfalt und Qualität der kulinarischen Angebote, z. B. Vegetarisch-Asiatisches vom kultigen rot-orangen Food Truck “Lulu’s Kitchen”
- White Ward!
- Hedvig Mollestad Trio
- Mat McNerney Presents “Music For Gloaming: A Nocturne By The Hexvessel Folk Assembly”
- Die Wilde Jagd w/ Metropole Orkest playing” Lux Tenera – A Rite to Joy”
- Wiegedood
- “Superhaze” vom königlichen Hoflieferanten
- Vielfalt des Bierangebots, z. B. Uiltje “The Walter”, “Juicy Lucy”, “Triple Trouble”, “Soylent Green” 😉, “Frostbite Stout”, “Eternal Haze” (nein, das ist nicht der Name einer Grassorte)
- Nicht nur secret shows, nein auch noch secret venues. So bleibt ein Festival spannend bis rätselhaft
- Die wunderbaren Pizza-Kreationen von De Pizzamobiel.
- Der Ladybird Skatepark mit seiner so ganz andersartigen Atmosphäre als der Rest des Festivals als Venue der Secret Shows.
- Mein Fotopass als Anti-Schlangengift.
- Das wunderbare Team von Stadscamping Tilburg, das mir trockene Büroräume zum Arbeiten zur Verfügung stellte.
- Die Wilde Jagd with Metropole Orkest
- Mat McNerney presents “Music For Gloaming: A Nocturne By The Hexvessel Folk Assembly”
- Second Guessing
- Thistle Sifter
- Agriculture
- Ni
RB24 Downfalls
Klaus
- Generelle Überfüllung dieses Jahr, weder die Kapazitäten der kleineren Venues noch der sonstigen Infrastruktur kamen da auch nur annähernd mit.
- Klar, ein Act wie das Hedvig Mollestad Trio gehört stilistisch betrachtet in den urigen Jazz-Club Paradox. Draußen vor der Tür warteten aber noch genügend Interessenten, um auch eine der mittelgroßen Hallen zu füllen.
Während z. B. beim großartigen Kavus Torab die riesige Main Stage des 013 fast leer blieb. Schwierig alles…
- Meine körpereigenen Batterien, die nach vier Tagen wieder vollkommen leer waren.
- Der Haufen Arbeit, der nach dem Festival auf mich wartete. Wenn es doch nur beim Fotos Sichten und Bearbeiten geblieben wäre. Blöde Menschen-Schlangen!
- Das Fehlen meiner Fotografen-Kollegin Aylin, ohne deren Gesellschaft das Roadburn nur halb so viel Spaß gemacht hat.
- Der Fakt, dass meine beiden Töchter leider noch zu jung für ein Vier-tages-Festival sind.
3 Kommentare
Realistische Planung ist alles. Der Schlüssel ist, nicht ganz lebenswichtige Shows vor dem letzten Song zu verlassen. Ich kann mich jedenfalls in den letzten zehn Jahren nur an wenige schlimme Schlangenerlebnisse erinnern und denke immer, ich war auf einem anderen Festival, wenn dieses Thema so betont wird.
Und da dies der Band sicherlich noch Ewigkeiten nachgetragen wird, möchte ich fairerweise anmerken: Neptunian Maximalism waren NICHT zu spät und haben NICHT beim Soundcheck getrödelt, sondern sind pünktlich angefangen. Der Eintrag in der Timesquare-App war schlicht verkehrt.
Hi Stephan.
Danke für dein Feedback.
Ich gehe jetzt erst mal auf das ein, was du zu meinem Text geschrieben hast. Das NM getrödelt haben, habe ich nicht behauptet. Ob es jetzt ein Fehler in der App war oder was anderes. Für die wartenden Fans war das egal.
Und was die Schlangen angeht:
Mag sein, dass man das managen kann. Aber die Bewegungs-Freiheit und Spontanitat des letzen Jahres war eingeschränkt, denn da gab es quasi keine Schlangen.
Klar, ich wusste das auch nicht, als ich vor der Bühne stand. Ich finde es nur fies, dass sich die Band das jetzt immer anhören muss, von daher erwähne ich es als Fan gerne. 🙂
Was die Schlangen angeht, so denke ich, dass es immer auf und ab gehen wird, je nachdem wie richtig die nötige Locationgröße für die jeweiligen Künstler eingeschätzt wird. Da kann kein Veranstalter bei einem so sehr auf musikalisches Abenteuer ausgelegtem Programm immer richtig liegen. Die meisten Schlangen, an die ich mich erinnere waren jedenfalls vor Het Patronaat, was ja schon einige jahre zurückliegt. (R.I.P.) Damals wurde auch ständig über das überfüllte Cul de Sac gejammert, in dem meistens aber magischerweise doch noch ausreichend Platz vor der Bühne war.
Die Schlangen vor den Secret Shows sind noch so ein spezielles Thema der Nach-Corona-Ausgaben. Da muss man halt wissen, dass man seine Zeit verschwendet, wenn man nicht ohnehin zufällig gerade rechtzeitig vor Beginn auf der Ecke ist. Der große Luxus von Roadburn ist ja, dass man sich, sobald man einen Stau erblickt, ja fast immer spontan umorientieren kann und anderswo eine gute Zeit hat. Mir geht’s zumindest so.