(44:12; Digital, Vinyl, Eigenveröffentlichung; 31.05.2024)
Sie nennen es wohl intern ihr Luchs-Album, der Vorgänger war das Öl-Album (dem Cover nachempfunden) und es ist bereits das zweite selbstbetitelte Album. Wichtig ist dabei viel mehr: Es soll nicht untergehen im Irrsinn der Veröffentlichungsflut. Höre ich nur wenige Takte dieser Band, weiß ich wieder, wie wichtig Musik ist, wie sehr sie ein elementarer Bestandteil ist. Während so viele Dinge im Leben zwar sein müssen und da sind, aber ohne dass man sie wirklich braucht, geschweige ständig ertragen möchte. Ein Bett aus Shoegaze-Hall, eine eindringliche, sanfte, emotionale Stimme, Post Rock in ausufernden Dynamiken, und all dies in voluminös perfekt gemastertem Sound von Kramer (u.a. Low und Galaxie 500). Mir fallen sofort meine Lieblinge The Amazing aus Schweden ein, die auf ähnlich unnachahmliche Weise Shoegaze, Prog, Psych Pop und Ambient/Post Rock so kongenial zu einem schwebend fiebrigen Cocktail verrühren und permanent in den Wolken spazieren gehen.
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Die sieben Songs sind vorrangig um die sechs Minuten lang, pastoral, wirken wie von Bildern geflutet und im übervollen Maß mit perlenden Gitarren-Motiven bestückt. Daniel Cleland spielt diese tollen Akkorde, raunt eindringlich seine nebulösen, einlullenden Vocals mit aller Vorsicht über den Soundteppich. Verspielte, sanft fließende gar jazzig angehauchte Drums-/Bass-Spielereien zeugen von einem gut akzentuierten Bandgefüge. Mountains Of Jura arbeiten mit feinen Pinselstrichen, sind ein bisschen Caspar David Friedrich, amerikanisches weites Hinterland, ein Wolkenauschnitt an einem milden Sommerabend. Das Album lebt von einem unaufdringlichen, dicht inszenierten Flow. Es wohnt ihm eine ätherische Melancholie inne, die immer wieder kleine schmerzhafte Stiche verpasst (‘The Cave’) und trotzdem mit Sehnsucht und positiver Atmosphäre Hoffnung vermittelt. ‘I Am Not A Program Parts 5&6’ ist von groovig psychedelischer Leichtigkeit, integriert die wehmütige Aura eines niemals endenden Sommertags, während ‘Reverse Creek’ und ‘Lost Days’ mit viel Hall und Schwere die Weite und Langsamkeit des Slowcore und epischen Postrock integriert. Das knapp zehnminütige ‘Oracle’ bringt die Essenz dieser feinen Platte nochmal auf den Punkt. Alles schwebt, fließt dicht ineinander über und musiziert Bilder flutend in die Weite.
Platten wie diese machen trotz ihrer Melancholie glücklich, weil so viel Schönes und Klares ermutigt und zeigt, wieviel Gutes da draußen noch ist, einen bewegen und inspirieren kann. Wenn Du Slowdive, The Church, Lanterna, Piano Magic, Engineers, Soup, Midlake, Mono und vor allem The Amazing für ihre schwebende berührende Aura liebst, wirst Du diese Platte und auch den Vorgänger wie einen Schwamm aufsaugen. Ich für meinen Teil bin froh, über die Amis gestolpert zu sein. Majestätisch ausufernder Sound mit viel Postrock, halluzinierendem Shoegaze und sanfter verwehter Psychedelic von drei perfekt miteinander agierenden Musikern aus Los Angeles.
Bewertung: 13/15 Punkten
Line-up:
Daniel Cleland – Guitars, Vocals
Jason Damiano – Bass
Greg Paxton – Drums
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Cover mit freundlicher Genehmigung: Mountains Of Jura