Oslo Tapes – Staring At The Sun Before Goin Blind

Oslo Tapes - Staring At The Sun Before Goin Blind (Grazil, 01.12.2023) COVER(45:55; CD, Digital, Vinyl; Grazil Records, 01.12.2023)
Marco Campitelli ist das Mastermind dieses italienischen Projektes. Das letzte, dritte Album “Ør” auf dem Berliner Pelagic Records Label war ein feines atmosphärisches Modern Krautrock Highlight und “Staring…” stösst nun so manch weitere Tür mit den neuen Songs auf. Mit prominenter Unterstützung im Rahmen des Aufnahmeprozesses durch Ex-Faust-Mitglied Amaury Cambuzat und weiteren Musikern wie dem japanischen Drummer Dahm Majuri Cipolla (Mono) u.v.m. ist diese schon einige Monate alte Veröffentlichung für Freunde des gepflegten Schwebe-Sounds zwischen Shoegaze, Psych Rock und allerhand hypnotischen Strukturen ein feines Kleinod.

Staring at the Sun before goin' blind by Oslo Tapes

Bereits der Opener ‘Gravity’ hüllt den Hörer wohlig in ein Wattemeer aus ätherischen Gitarren, breit ausgelegten Keyboard-Teppichen und viel trauriger Wave-Melancholie. Das hat einiges von der entspannten Herangehensweise der Australier The Church, die “Disintegration” von The Cure drängt sich ebenfalls positiv in die Synapsen vor. Schöner Einstieg allemal, dem das statisch driftende ‘Ethereal Song’ mit erneut viel Entrücktheit getreu im Windschatten bleibt – hier liegt der Schwebe-Post-Rock des Projektes Jesu oder auch den Neo Psychern von Sherpa nah, auch wenn mittendrin etwas Flow/Tempo eine gewisse Dynamik zumindest suggeriert.

‘Deja Neu’ hat dann was vom bewährten monotonen Krautrock und fließt die meiste Zeit in treibenden Mid Tempo vor sich hin. Während das unruhige Groove Monster ‘Reject Yr Regret’ zappelig und nervös den Ausreißer mimt. ‘Like A Metamorphosis’ schlürft erneut sehr trippig mit viel Hall und Shoegaze-Schwaden durch Raum und Zeit, melancholische Effekt-Gitarren, Hall auf den Vocals und atmosphärische Synth Melodien sind wie eine warme Decke für den Hörer.

Die gern immer wieder auftretenden, gewollt schiefen Gitarren Töne gemahnen zusätzlich an die Shoegaze-Ur-Väter My Bloody Valentine. Dunkle, monotone Post-Punk-Elemente in Verbindung mit elektronischen Kraut Rock Spuren zeichnen das hypnotische ‘Middle Ground’ aus, während ‘Somnambulist’s Daydream’ schon fast frech, aber sympathisch beim eben benannten MBV-Klassiker “Loveless” Melodien und Harmonien klaut. Der verspielte abschließende Titelsong badet nochmal im Wolkenmeer. Dumpf, schwebend und halluzinogen driften die Oslo Tapes über sieben Minuten mit prägnanten Synth und Bass Sounds (Joy Division lassen grüßen) und beschließen ein kurzweiliges atmosphärisches Rock Album für Hörerschichten oben benannter Bands und Stilistik.
Bewertung: 12/15 Punkten


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Diskografie/Studioalben:
“Oslo Tapes“ (2013)
“Tango Kalashnikov“ (2015)
“Ør“ (2021)

Abbildung/Cover: Oslo Tapes/Grazil Records