(54:45; Vinyl, CD, Digital; Nuclear Blast /Rough Trade, 19.04.2024)
Es waren “Turn Loose The Swans” und insbesondere das Stück ‘Sear Me MCMXCIII’, die mir 1993 eröffneten, dass der Heavy Metal auch eine romantische, eine melancholische, eine bittersüße und eine tieftraurige Seite haben kann. Das zwei Jahre später veröffentlichte “The Angel And The Dark River” wurde für mich persönlich zu einem der wichtigsten Alben der 90er Jahre.
So bedeutend, wie Mitte der 90er Jahre, sollten My Dying Bride für mich in ihrer mittlerweile 33-jährihen Geschichte nie wieder werden. Einfach deshalb, da mich keines der folgenden Alben jemals wieder so tief berührte wie “The Angel…” einen von Liebeskummer geplagten Teenager erreichen konnte. Schlechte Karten also für den neuesten Streich der Band aus West Yorkshire? Nicht unbedingt, denn ein Album muss ja nicht gleich zum Meilenstein der eigenen musikalischen Sozialisierung werden, um musikalisch zu überzeugen.
Um dies zu vollbringen, benötigten My Dying Bride allerdings einige Zeit, denn den Einstieg in ein Album haben Frontmann Aaron Stainthorpe und Gitarrist Andrew Craighan wohl noch nie so sperrig gestaltet wie mit dem Opener ‘Her Dominion’. Bissig, giftig und aggressiv mit den fiesesten Vocals, die Aaron im Repertoire hat. Von der bei My Dying Bride oft so dominanten Melancholie ist hier fast gar nichts vorzufinden.
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Ein außergewöhnlicher Auftakt, insbesondere deshalb, da dieser Track in keiner Weise stellvertretend für den Rest des Albums ist Denn bis auf die experimentellen Elemente, die auf “34.788 %… Complete” (1998) zu finden waren, haben My Dying Bride alles an stilistischen Mitteln in dieses Albums gepackt, was sie in ihrer Karriere je ausprobiert haben. Natürlich macht dieser Umstand es unmöglich, dass “A Mortal Binding” so homogen klingt, wie seinerzeit “The Angel And The Dark River”. Doch ist dies nicht weiter schlimm, wenn am Ende eine solche Platte dabei rauskommt. Denn Sperrigkeit ist hier kein Merkmal für Qualitätsmangel, sondern ein Faktor, der die Halbwertszeit des Albums verlängert.
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Brüche zwischen, aber auch innerhalb der einzelnen Lieder machen “A Mortal Binding” gerade erst interessant. Einen progressiveren Songaufbau als beim über elf-minütigen ‘The Apocalyptist’ kann man in der Diskographie My Dying Brides kaum finden. Death Doom und Gothic. Growls, Cleans und Spoken Words. Heavyness und Langsamkeit. Hass, Wut, Traurigkeit und Verzweiflung. Auf “A Mortal Binding” ist alles vorhanden. Großartig sind vor allem die Referenzen an die frühen 90er, die überdeutlich in der Single ‘The 2nd Of Three Bells’ zu vernehmen sind. Sowohl was die Melancholie und Sehnsucht als auch was den Death Doom angeht.
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Wenn dann auch noch Shaun Macgowans Violine erklingt, ein Instrument, das zwischenzeitlich für viel zu viele Jahre im Sound der Engländer verschwunden war, und den Hörer mit ganz viel Pathos überwältigt, fühlt man sich tatsächlich 30 Jahre in die Vergangenheit versetzt. Nur dass es 2024 eben mehr unerwartete Brüche gibt als anno dazumal. So viel bittersüße Melancholie wie in ‘Crushed Embers’ gibt es selbst in diesem Stück nicht durchgehend bis zum Ende.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Besetzung:
Aaron Stainthorpe – Gesang
Calvin Robertshaw – Gitarre
Andrew Craighan – Gitarre
Lena Abé – Bass
Jeff Singer – Schlagzeug
Shaun Macgowan – Keyboard, Violine
Diskografie (Studioalben):
“As The Flower Withers” (1992)
“Turn Loose The Swans” (1993)
“The Angel And The Dark River” (1995)
“Like Gods of the Sun” (1996)
“34.788 %… Complete” (1998)
“The Light At The End Of The World” (1999)
“The Dreadful Hours” (2001)
“Songs Of Darkness, Words Of Light” (2004)
“A Line Of Deathless Kings” (2006)
“For Lies I Sire” (2009)
“Evinta” (2011)
“A Map Of All Our Failures” (2012)
“Feel The Misery” (2015)
“The Ghost Of Orion” (2020)
“A Mortal Binding” (2024)
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08.09.23, Balve, Balver Höhle, Prophecy Fest 2023
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Nuclear Blast zur Verfügung gestellt.