Jinjer – Live In Los Angeles

Jinjer - Live in Los Angeles (Napalm Records, 17.05.2024) COVER(1:19:00; Boxset (1CD, 1 DVD, 1 Blu-ray), Vinyl (2 LP), MC, Digital; Napalm Records, 17.05.2024)
Der Redakteur muss gestehen, dass Jinjers Platten sich nicht häufig auf seiner Anlage drehen. Man muss ja irgendwie den Hausfrieden waren. Doch spielt das aus dem Donezkbecken stammende Quartett einmal in der Nähe seiner Heimat, so lässt er sich kaum eine Tour entgehen. Dies ist den unwahrscheinlichen Live-Qualitäten der Ukrainer geschuldet. Zum einen besticht die unheimliche Bühnenpräsenz von Frontfrau Tatiana Shmayluk derart, dass sievermag, ihre Zuschauer binnen kürzester Zeit um den kleinen Finger wickeln. Und auch ihre Bandkollegen stehen ihr da in kaum etwas nach, allen voran Bassist Eugene Abdukhanov. Zum anderen aber ist da natütrlich die Musik der Ost-Europäer, denn ihr Progressive Groovecore wirkt live um ein vielfaches energiegeladener als auf Platte. Energie, die sich unmittelbar auf das Publikum überträgt und wenig später, von diesem verstärkt, zurück auf die Bühne schwappt, sodass dort konstruktive Interferezen entstehen. So entstehen Wellenfelder, deren Intensität kaum in Worte zu fassen ist, aber körperlich erlebbar wird, insbesondere, wenn man sich gerade im Moshpit vor der Bühne befindet.

Bei Live-Aufnahmen gelingt es nicht so oft, wirklich die Energien eines Konzertes einzufangen und auf Tonträger zu bannen. Mit “Live In Los Angeles” ist Jinjer dieses Kunststück allerdings gelungen. Auch ohne die zugehörigen Bild-Aufnahmen gesehen zu haben, ist die Überschwänglichkeit des Publikums im The Wiltern deutlich wahrnehmbar. Grund hierfür war wohl das Ende der Pandemie, sodass die Zuschauer nicht nur Jinjer abfeierten, sondern auch das wiederaufkeimende Leben. So kann man die Begeisterung der Besucher nicht nur hören, man kann sie auf diesem Tonträger förmlich spüren. Genauso, wie die Leidenschaftlichkeit und Spielfreude, mit der Jinjer 2022 in Kalifornien auftraten. Zudem haben Jinjer bei dieser Platte einen Sound gefunden, bei der die Band nicht nur kraftvoll, sondern auch recht schroff und roh klingt. Bei der andererseits aber alle Instrumente deutlich voneinander unterscheidbar sind. Man braucht den Musikern also gar nicht auf die Finger zu schauen, um ihre Hexereien bewundern zu können.

So ist “Live In Los Angeles” ein echter Leckerbissen geworden. Aähnlich wie schon auf “Live In Melbourne” gibt es eine Setlist zu hören, die die gesamte Karriere Jinjers umfasst. Allerdings um Stücke des aktuellen Albums “Wallflowers” (2021) ergänzt, auf denen dann auch der Schwerpunkt des Konzertes lag. So gibt es neben Klassikern wie “Teacher, Teacher!”, “Call Me A Symbol”, “Home Back” und dem unverzichtbaren “Pisces” auch aktuelle Kracher wie “Mediator” und “Vortex” zu hören.

Wer Jinjer noch nie live erlebt hat, der bekommt hier einen erstklassigen Eindruck davon, was die Ukrainer auf den Bühnen so unwiderstehlich macht. Eine empfehlenswerte Aufnahme, insbesondere deshalb, weil der Auftritt ungekürzt verewigt worden ist.
Bewertung: 12/15 Punkten


Live in Los Angeles von Jinjer

Jinjer - Live in Los Angeles (Napalm Records, 17.05.2024)
Credit: Lina Glasir

Besetzung:
Tatiana Shmayluk (Gesang)
Roman Ibramkhalilov (Gitarren)
Eugene Abdukhanov (Bass)
Vlad Ulasevich (Schlagzeug)

Diskografie (Studioalben):
“Inhale, Don’t Breathe” (20129
“Cloud Factory” (2014)
“King Of Everything” (2016)
“Macro” (2019)
“Wallflowers” (2021)

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Rezensionen:
“Wallflowers” (2021)

Konzert- & Festivalberichte:
02.10.21, Köln, Essigfabrik, Euroblast 2021
23.11.19, Köln, Gebäude 9

Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Napalm Records zur Verfügung gestellt.