Garlands – Turn The Sky
(47:55; CD, Digital, Vinyl; La Pochette Surprise Records, 14.06.2024)
Ein Album über die Faszination der Astrophysik, unserem Platz im Universum mit all den Sehnsüchten und dunklen Aspekten (Drogenmissbrauch, der Tod eines nahestehenden Freundes u.v.m.) Catharina Rüß und Sui Kemmer sind die beiden Protagonistinnen hinter Garlands und “Turn The Sky” ist die Fusion der beiden bisherigen EPs “Condor” und “Turn The Sky”, welche kurz vor und während der Pandemie produziert wurden.
Wenn Du mit Musik des guten alten 4AD Sounds, dem frühen Shoegaze der späten 80s/frühen 90s sozialisiert wurdest, also mit all dem wohltuenden Schönklang zwischen noisigen Gitarren, Indie Rock, Dream/WavePop und schwebenden Shoegaze/Neo Psychedelia, dann wirst Du die Garlands mögen. ‘Turn The Sky’ und die wundervoll sehnsüchtig groovenden ‘Delete The Mars’ und ‘Polar Zones’ sind Zucker für die Ohren und nehmen nostalgisch weit in die Zeit zurück, als Bands wie The Moon Seven Times, Rose Chronicles, Belly, Ride und Slowdive all ihre romantisch verklärten Frühwerke veröffentlichten. In meist mehrstimmigen Vocal-Harmonien nimmt Dich das Duo sanft an die Hand, die butterweiche, sehr gut ausbalancierte Produktion tut ein Übriges um Dich auf Wolken zu betten. ‘PhoneIcons’ erzählt von den Möglichkeiten, wie digitale Medien innerhalb von Beziehungen heute große Distanzen überwinden und Verbindungen erhalten. Musikalisch, diesmal ohne Rhythmus wird mit feinem Ambient-Pop der Teppich ausgelegt.
Die Ur-Väter des Shoegaze, My Bloody Valentine, erhalten mit dem feingliedrigen Noise Pop in ‘Condor’ eine Aufwartung. Hier werden die Gitarren-Akkorde wie im berühmten “Loveless”-Klassiker-Album gern ins Verquere überdreht und Hall und Weite regieren den Sound. Diese Wall of Sound steht den Garlands richtig gut und hätte für die Dynamik Kurve des Albums ruhig das ein ums andere Mal sensorisch etwas Krach zulassen dürfen.
Das neo-psychedelische ‘Dark Matter’ ist behäbig, voller Hall und statisch verträumter Entrücktheit, zieht relativ monoton durchs All, gewinnt aber im späteren Verlauf mit fein akzentuierten Gitarren Licks nochmal an Intensität. Während das nächtlich-intime ‘If The Parma Suits You’ auf stille Klavier-Momente setzt, die von Rauchschwaden-artigen Americana-Gitarren und nebulösen Drones gestützt werden, schafft es der begeisternde epische Schluss-Song ‘Mark´s Song’ mit knapp zwölf Minuten, die Kraft und Weite zu finden, die ich mir an so manch anderer Stelle ebenfalls gewünscht hätte.
Mit diesem Rausschmeißer zeigen die Nordlichter auf, wie intensiv und rauschhaft ihre Version des shoegazenden Trip Rocks aussehen könnte – in diesem speziellen Fall nur intensiv und groß! Für Freunde der oben genannten Stilistiken könnte “Turn The Sky” mit seinem unaufgeregt verträumten Schwebe-Sound therapeutische Zwecke erfüllen und eine kleine Auszeit für den Kopf in den Wolken bedeuten. Trotz so manch schwerer persönlicher Themen definitiv kein Genre-Überflieger, aber ein fein leuchtendes Werk zwischen Dream Pop, Shoegaze, Indie und Psychedelic.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Cover: Garlands/La Pochette Surprise Records