The Tangent – To Follow Polaris

The Tangent - To Follow Polaris (InsideOutMusic/Sony Music, 10.05.2024) COVER(58:04, Vinyl (2 LP), CD, Digital; InsideOutMusic/Sony Music, 10.05.2024)
“To Follow Polaris” heißt das neueste Album von Andy Tillison. Obwohl es von diesem im Alleingang geschrieben wurde und er auch sämtliche Instrumente eingespielt hat, erscheint “To Follow Polaris” unter dem Bandnamen The Tangent – mit dem kleinen aber feinen Untertitel “For One”. Ist dies ein Fall von Etikettenschwindel? Mitnichten. Denn “To Follow Polaris” hört man an, welche Musiker in der Vergangenheit bei The Tangent mitgewirkt haben. Andy Tillison scheint deren Einflüsse nicht nur in sich aufgenommen, sondern auf diesem Album ausgelebt zu haben.

Das Album wurde in seinem Solo-Format übrigens genau so von allen aktuellen Band-Mitgliedern abgesegnet. Denn von diesen hatte, aufgrund von zeitlichen Überschneidungen mit anderen Verpflichtungen, leider niemand Zeit für eine Aufnahme-Session. Natürlich, Herr Tillison hätte einfach abwarten können. Wollte er aber wohl nicht:

I’ve always wanted to do this, use what I have learned from Luke, Jonas, Steve, Theo and many other alumni and take it to final production. Now was the time!

…und so haben wir nun dieses The-Tangent-For-One-Album.

Man muss eingestehen, dass “To Follow Polaris” ein ordentliches Album geworden ist. Nun ja, das Schlagzeugspiel (E-Drums) ist vielleicht etwas uninspiriert geraten, vor allem, wenn man es mit einem Kaliber wie Ex-Mitstreiter Gavin Harrison vergleicht. Dafür macht Tillison, dessen Stamm-Instrument das Keyboard ist, aber vor allem am Bass wieder einiges gut. Alles in allem existiert so zumindest eine solide rhythmische Basis, aufgrund der Tillison die Hörer auf eine abwechslungsreiche Reise durch die Welt des Prog mitnimmt und immer wieder auch in die Weiten des Jazz entführt.

Vor allem die 70er werden dabei groß geschrieben, was unmittelbar beim stark von Yes und Folk beeinflussten Opener ‘The North Sky’ deutlich wird. Und obwohl auch bei diesem Song die E-Drums etwas simpel wirken, muss man doch den Hut ziehen. Denn das Stück ist nicht nur eingängig, es lässt auch zu keinem Punkt erahnen, dass es nicht das Produkt einer Mannschaftsleistung ist.

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‘A Like In The Darkness’ wirkt trotz Pink-Floyd-Tendenzen etwas moderner und hätte mit seiner Stimmung, insbesondere zu Beginn, auch gut auf Steven Wilsons “The Raven That Refused to Sing (And Other Stories)” gepasst. ‘The Fine Line’ ist wohl das Tangent-typischste Stück dieser Platte, denn hier gehen eine relaxt-jazzige Grund-Stimmung und Progressive Rock Hand in Hand.

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Ganz anders kommt da ‘The Anachronism’ her, denn dieser 21-Minüter ist trotz seines Namens das zeitgenössischste Stück dieser Platte. Phasenweise spielt Tillison hier nämlich modernen Prog Metal, bei welchem Polyrhythmik großgeschrieben wird. Die Betonung liegt allerdings auf phasenweise, denn in Sachen Einfallsreichtum kennt dieses Stück kaum Grenzen. ‘The Single’ ist das poppigste Stück des Albums, doch leider fehlt diesem, trotz ordentlicher Gesangslinien, die wirklich zwingende Hookline.

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Dass nach diesem Stück ein Radio-Edit von ‘The North Star’ folgt, ist in doppelter Weise seltsam. So ist es doch mehr als fraglich, ob es eine Band wie The Tangent im Jahre 2024 überhaupt einmal ins Radio schaffen wird. Zudem steht dieses Lied nicht am Ende der Scheibe, sondern an vorletzter Stelle. So muss man also, um das abschließende ‘Tea At Bettys Simulation’ zu hören, diese 3:41 Minuten an Überflüssigkeit durchstehen. Knapp vier Minuten, die sich allerdings lohnen, denn was als gechillte Jazz-Improvisation beginnt, entwickelt sich über 20 Minuten zu progressivem Eskapismus.

Vielleicht nicht das beste The-Tangent-Album, doch als Solo-Album ein durchaus bemerkenswertes Werk. Insbesondere wegen seines Abwechslungsreichtums. Hut ab!
Bewertung: 10/15 Punkten


To Follow Polaris von The Tangent

The Tangent - To Follow Polaris (InsideOutMusic/Sony Music, 10.05.2024)
Credit: Chris Walkden

Besetzung:
Andy Tillison – all instrumentation & vocals

Diskografie (Studioalben):
“The Music That Died Alone” (2003)
“The World That We Drive Through” (2004)
“A Place In The Queue” (2006)
“Not As Good As The Book” (2008)
“Down And Out In Paris And London” (2009)
“A Place On The Shelf” (2009)
“COMM” (2011)
“Le Sacre Du Travail” (2013)
“A Spark In The Aether” (2015)
“The Slow Rust Of Forgotten Machinery” (2017)
“Proxy” (2018)
“Auto Reconnaissance” (2020)
“Songs From The Hard Shoulder” (2022)
“To Follow Polaris” (2024)

The Tangent - To Follow Polaris (InsideOutMusic/Sony Music, 10.05.2024)
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Rezensionen:
“Pyramids, Stars & Other Stories: The Tangent Live Recordings 2004-2017” (2023)
“Auto Reconnaissance” (2020)
“Proxy” (2018)
“The Slow Rust Of Forgotten Machinery” (2017)
“A Spark In The Aether” (2015)
“Le Sacre Du Travail” (2013)
“COMM” (2011)
“Not As Good As The Book” (2008)
“Down And Out In Paris And London” (2009)
“Going Off On One” (2007)
“A Place In The Queue” (2006)
“The World That We Drive Through” (2004)
“The Music That Died Alone” (2003)

Interviews:
“Ich hab Dir ja gesagt, ich rede zuviel!” – Im Gespräch mit Andy Tillison


Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.