Present Paradox – A Trace To Keep Control

Present Paradox – A Trace To Keep Control (Timezone, 17.05.2024) COVER(49:51; CD, Digital; Timezone Records, 17.05.2024)
Hinter dem Projekt Present Paradox steht der Dortmunder David Kleinekottmann, der seit 2013 aktiv und bereits mit einigen musikalischen Releases ausgestattet ist. “A Trace To Keep Control” hinterlässt ein wohliges Soundgefühl. David hat eine sonore Post-Punk-affine, dunkle Schattierung in den Vocals, die mit den doch offenen Sounds zwischen Slowcore, Post Punk, Indie und nicht zu experimentellen Electronica gut harmonieren. Persönliche und gesellschaftliche Veränderungen, Umbrüche, Kontrollverlust und der Versuch, sich in diesem Kreislauf als Mensch zu fixieren, zu verorten, sind das zentrale Thema des Albums. Tanzbarer Krautrock, fließende Indie Rock Momente, aber meist etwas reduzierter nächtlicher Slo Mo Dark Pop skizzieren das knapp 50-minütige Szenario. Wenn David in ‘We Need To Take Control’ in Wallung gerät, der Sound drängt und kämpft, entsteht die nötige Dynamik, die dem Album ein gesundes Maß an Abwechslung beschert.

‘Distorted Mirror Images’, ‘The Flood’ und vor allem ‘After The Rain’ sind Songs für die blaue Stunde – akustische Gitarren, schwebende Synths und die dunklen Vocals vereinen sich minimal und sehr melancholisch zu einem wundervoll traurigen Stück Nachtmusik. Irgendwie erinnert mich das Setting an so manch schimmernde Nischen-Veröffentlichung auf dem wundervollen Glitterhouse Label – Hugo Race, Chris Eckman (Walkabouts), etwas The National und die Swans in ihren pastoralen Folk-Zeiten sind irgendwie nie so weit entfernt. Die Platte springt einen nicht sofort an, gibt man ihr aber Zeit und lässt die Musik in den Abendstunden fließen, wird man mit einem sehr unaufgeregten stillen und allerhand interessantem Instrumentenbeiwerk (Saxophon, Flügelhorn etc.) geschmückten Gesamtwerk belohnt, das als Ganzes in sich stimmig ist. Monotonie, ein stetes waberndes trippiges Driften und viel dunkles Pathos, das nie so ganz auszubrechen vermag, definieren dieses Album.

‘The Boxes’ mit seiner brodelnden Unruhe hat was von Crime and the City Solution und Nick Cave, will aber nie so richtig durch die Decke gehen. Während angenehm jazzige Moves in ‘An Avatar On A Black Surface’ lässige Desert Americana Grooves intonieren. “A Trace To Keep Control” ist ein dicht strukturiertes Album, immer angenehm dunkel fließend, integriert den rockigen Moment (‘Denial, Denial’) hier und dort und generiert damit die Dynamik-Kurve dank jazziger und ambienter stiller Parts, ohne jemals Langeweile aufkommen zu lassen.
Bewertung: 11/15 Punkten


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Diskografie:
“Acute” (2015)
“My Map” (2016)
“Space For Wishes” (2017)
“A Cave In the Inside” (2018)
“The Rhythm Of Spring” (2019)

Cover: Present Paradox/Timezone Records