(35:04; CD, Digital, Vinyl; Unique Records, 31.05.2024)
Das neue Album “A Human Home” verkörpert die Unausweichlichkeit von zufälligen Eindrücken und Impressionen, die sich gleichzeitig in Schönheit und Verwüstung äußern. Wer die Südafrikanerin und Wahl-Berlinerin bereits einmal live erleben durfte, weiß um ihren dunklen, sehr eigenwilligen Charme. Das neue Album brilliert mit vielen kurzen, erneut sehr intimen Songs zwischen Dark Folk, Indie, Singer Songwriter und sphärischen dronigen Ambientkaskaden. Mit dem stillen, erzählerischen Titelsong startet Lucy entrückt folkig ins Album, kreiert spielerisch strange ätherische Szenarien. Sanft und nächtlich wie im nur schönen ‘A Pocket Full Of Night´ wird die ruhige, ambiente Seite zum Klingen gebracht. Die Gastbeiträge der Sängerin u.a. bei den großen Swans finden sich in der Soundausrichtung auch auf dem aktuellen Werk jederzeit wieder. Kurze aber prägnante, von stoischem Schlagwerk angetriebene Stücke wie ‘Instructions For Fate’ oder das triste Post-Punk-affine ‘The Whale Song’ wissen mit dunklen, kargen Rhythmen die nächtliche Atmosphäre perfekt auf die Leinwand zu zeichnen. Lucy nimmt mit erzählerischer, flüsternder, immer etwas geheimnisvoll klingender Stimme den Hörer mit in ihr Reich (‘Golden Moon’), in dem vieles angedeutet, umschrieben, aber nie in Gänze offen gelegt wird.
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In fast schon verschwenderischer Ignoranz wirft die Sängerin dem Hörer Mini Hits wie ‘Open Road’ oder das schön einprägsame ‘Upside Down Of Sinking’ vor die Füße, und verlässt mit tollen Melodien bereits nach nicht mal zwei Minuten, wahlweise 2:30, das Szenario; Hilfe, was hätte mit diesen hymnischen Chorus Lines in die Breite musiziert werden können?
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Geisterhafte Ambientschwaden und gehauchte Vocals in ‘A Drill´ mit einem Hauch von Neo Classic, der karge schwebende Slo Mo Ambient Blues in ‘Dripping Trees’ zeigen unendlich viele Farben und Optionen auf. Was an Potential in dieser Künstlerin steckt, mit welcher Leichtigkeit die intimen surrealen kleinen Ghost-Folk-Stücke in die Tiefe spielen und trotzdem nur diesen Hauch des Andeutens hinterlassen, demonstriert schon viel an Konsequenz und Vertrauen in die eigene Vita. Man wird den Eindruck nicht los, dass einige Fenster bewusst geöffnet werden – ein Ausblick in all die dunklen Ecken offerierend – nur um schnell in die nächste Abzweigung zu verschwinden.
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Das Dunkle einer Chelsea Wolfe, die Fragilität Emma Ruth Rundles und vor allem eine Aleksa Palladino (Exit Music) mit ihrem geisterhaften Gesang kommen mir bei dieser Art Nachtmusik in den Sinn. Ätherisch, melancholisch schwebend, mal kantig, schroff und unnahbar spielt Lucy ihren komplett eigenen Film. An mancher Stelle, wie oben angesprochen, wird mit tollen Melodien in viel zu kurzen Songs die große Hymne verschenkt – dies muß man wohl im Kontext konzeptioneller künstlerischer Freiheit akzeptieren. “A Human Home“ ist Nischenmusik, mit weit vom Tageslicht entferner Nacht/Soundkulisse, die alle Facetten der Isolation erkundet, aber dank ihrer schönen Melodien zum immer wieder Hören aufruft.
Bewertung: 12/15 Punkten (RB 12, KR 12)
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Cover/Abbildung: Lucy Kruger & The Lost Boys/Unique Records