(53:44, CD, Vinyl, Digital, Indies Scope Records, 12.01.2024)
“Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.”
So beginnt Franz Kafkas unvollendeter Roman “Der Process”. Und so beginnt, ein wenig ausgeschmückt, auch “Der Process” der Kafka Band, das, nach “Das Schloss” und “Amerika”, finale Album der auf Kafkas Fragmenten basierenden Trilogie. Die tschechische Band interpretiert ihre Texte wahlweise in Deutsch und ihrer Muttersprache (obwohl Kafka selbst seine ausschließlich in Deutsch schrieb) – und musikalisch flanieren die allesamt in k-moll (?) gehaltenen Lieder zwischen Cabaret, Chanson und Dark Wave.
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“Der Process” wirkt teilweise wie ein Stelldichein von Nick Cave mit Element Of Crime – die Trostlosigkeit, die gemeinhin allen Schriften von Franz Kafka anhaftet, wird hier durch eine Nuance Humor und ausgelassene Arrangements (‘Untersuchung’) abgeschwächt. Von der ‘Verhaftung’ bis zum unausweichlichen ‘Ende’, in dem der Protagonist ein wahrlich böses findet, versucht die Band, die ihren Mentor im Namen mit sich führt, Kapitel wie ‘Leere’, ‘Maskenball’, ‘Advokat’ oder ‘Türhüter’ mit kafkaesken Stimmungen zu füllen. Obwohl man sich K.‘s im Roman beschriebenen Ausweglosigkeit selbst nicht ganz anschließen kann. So wirkt manches wie eine Begräbniszeremonie in New Orleans, manches ausgelassen wie eine Party im Prager U-Fleku (yummmy! Die Schlussred.). Trotz allem schwebt Kafkas Geist über dem wie jeweils auch immer gearteten Geschehen.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Abbildung: Kafka Band