Jackie Leven – Live Or Die (Live In Bremen)

Jackie Leven - Live Or Die (Live In Bremen) (MiG, 26.04.2024) COVER(45:52, 49:25, 58:15, 49:17; 4 CD, Digital; MiG Music, 26.04.2024)
Der Hörer bekommt hier dermaßen viel Material um die Ohren, dass es der leider im November 2011 verstorbene Musiker verdient, einmal etwas ausführlicher vorgestellt zu werden. Dabei fallen einige Namen, das sind aber meist eben nicht Musikerkollegen, sondern Pseudonyme, als Künstlernamen, unter denen er aktiv war.

Der schottische Songwriter Alan Moffatt startete seine Karriere als Musiker unter dem Pseudonym John St. Field, dessen erstes Werk “Control” 1971 aufgenommen wurde. Weitere Pseudonyme waren Jackie Balfour und Sir Vincent Lone. 1977 gründete er die New Wave Band, bei denen übrigens mal ein gewisser David Gilmour gastierte (vielleicht reicht dies ja schon als Grund, warum dieses Singer-/Songwriter-Album auf Betreutes Proggen auftaucht, denn Prog wird hier zu keiner Zeit geboten). 1983 löste sich die Band wieder auf.

Danach startete er seine Solokarriere als Jackie Leven, die eine Menge Alben zum Vorschein brachte. Dabei stand der Start unter einem sehr schlechten Stern, denn er war während der Aufnahmen zum Debütalbum nachts überfallen und beinahe erwürgt worden, was dazu führte, dass er fast zwei Jahre nicht sprechen (oder gar singen) konnte. Ein Umstand, der ihn in die Drogensucht führte. Aus dieser Negativspirale kam er zum Glück wieder heraus. Und 1994 (also elf Jahre später als ursprünglich geplant) hatte er dann seinen ersten Erfolg mit dem Debüt “The Mystery Of Love Is Greater Than The Mystery Of Death”. Es folgten viele weitere Alben, eines interessanterweise mit einem Bekannten, der, wie er, aus dem schottischen Fife stammt, nämlich dem bekannten Krimiautor Ian Rankin.

Die Box besteht aus zwei Konzertmitschnitten, die jeweils auf zwei CDs verteilt sind und beide in Bremen stattfanden. Das erste Konzert stammt vom Club Moments am 27.05.1999, das zweite wurde am 29.03.2004 aus dem Sendesaal übertragen. Die ersten beiden CDs sind Soloauftritte im wahrsten Wortsinn. Ein Mann mit einer Gitarre – das war’s schon. Nein, nicht ganz – ein Mann mit einer Gitarre und einer sehr schönen Stimme. Und einem weiteren Talent, nämlich ausgesprochen unterhaltsam zu sein. Denn zu seinen Auftritten, und das gilt hier auch für beide Konzerte, gehörte es, dass der Schotte viele Anekdoten erzählte. Und so bestehen alle vier CDs nicht nur aus Singer-/Songwriter-Liedern, sondern sind zwischendurch mit lustigen Erzählungen aufgelockert. Was manchmal etwas irritierend wirkt, denn auf witzige Ansagen folgen hin und wieder sehr traurig anmutende Songs. Einzelne Songs (beispielsweise ‘Men In Prison’) erinnern den Schreiberling ein wenig an spätere Amazing-Blondel+Titel oder auch an Tir Na Nog, die ja auch schon durch MiG wieder in Erinnerung gerufen wurden.

Die beiden Konzerte weisen lediglich eine Überschneidung auf (das schöne ‘Single Father’), beim 2004er Auftritt wird er noch von Keyboarder Michael Cosgrave dezent begleitet.

Für den Fan, aber auch zum Kennenlernen, eine sehr schöne Zusammenstellung.
Bewertung: 10/15 Punkten (JM 10, KR 12)


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Abbildungen: MiG Music