Inner Landscape – 3H33

Inner Landscape - 3H33 (Klonosphere, 17.05.2024) COVER(33:43; CD, Digital; Klonosphere/Season of Mist, 17.05.2024)
Familiärer Zerfall ist seit Covid eines der vielen zentralen gesellschaftlichen Themen da draußen. Die Franzosen von Inner Landscape setzen sich auf ihrem Debüt mit genau dieser Thematik auseinander. Der dazugehörige Sound zwischen Isis, The Ocean und Cult of Luna, ein stetes Beben zwischen brachialen Vocals, Wall of Sound und postrockiger Eleganz wird dieser Dynamik in jedem Fall gerecht. Auf leider nur sechs Songs schwingen die Franzosen im permanenten Spiel von leise und laut, die Genre-Definitionen werden hier in jeglicher Hinsicht konventionell bespielt. Sänger Gachet Julien brüllt konform seine wütenden Vocals über atmosphärisch-doomige Post-Hardcore-Trümmerfelder. Das ist absolut nicht neu, originell noch weniger, funktioniert aber dank der transparenten Produktion und den vielen sehr gelungenen fragilen Post-Rock-Momenten für Genre-Fans allemal.

Der Opener ‘The Order Of Things’ drückt mit langsamen Riff-Bergen ordentlich aufs Gemüt, atmosphärisch entrückte Instrumental-Parts werden gekonnt platziert, nehmen den Druck für den Moment raus, um gen Ende des Songs natürlich nochmal in die Kraft zu kommen. Dieses Muster wird über die knapp 33 Minuten nicht aufgebrochen, das sperrig-wütende ‘Collective Dissonance’ oder die mit ebenfalls sehr gelungenen Schwebe-Parts positiv auffallenden ‘Old Ghosts’ und der abschließende Titelsong setzen so manches Ausrufezeichen.

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Weitere Informationen

Wenn die wütenden Vocals unmittelbar zu ätherisch-fragilen Gitarren raunen, ist die innere Zerrissenheit greifbar, lässt die Dynamik im Sound erahnen, was hier an Potential für die Zukunft verbleibt. Inner Landscape haben definitiv Qualität, beackern aber ein Feld, das von Hochkarätern wie den Schweden Cult Of Luna bereits in epischer Breite ausgereizt wurde. Dystopisch, verzweifelt, nihilistisch im Gesang, lassen sensitive Blaupausen stets etwas Lichtstrahlen in die Szenerie. Das hätte aus meiner Sicht ruhig mit noch mehr Intensität und mehr sich Zeit lassen stattfinden können, was sich auch in der für diese Stilistik eher zu kurzen Gesamtlaufzeit niederschlägt. Für ein Debüt definitiv ein ordentliches dunkles Post-Metal-Brett, was für die Zukunft noch Luft nach oben lässt.
Bewertung: 10/15 Punkten


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Season Of Mist

Band Line-up:
Gachet Julien – Vocals/Guitars
Covalciuc Alexandre – Guitars
Bétencourt Thibaud – Bass
Bernet Adrien – Drums

Cover: Klonosphere/Season Of Mist