(79:24, 66:14, 37:27, 3-CD, digital, MiG Music, 26.04.2024)
Die Namensgeber dieses Duos sind keine Unbekannten, ihre Geschichte geht weit zurück bis in die frühen Siebziger. Die beiden Musiker spielten damals in einem Trio namens SFF, aus dem schließlich FF wurde. Dabei stand das “S” für Drummer Eduard Schicke (später auch mal bei Hölderlin aktiv), und zusammen hatten Schicke-Führs-Fröhling drei Studioalben herausgebracht, wobei gerade das Debüt “Symphonic Pictures” aus dem Jahr 1974 exakt das bietet, was der Albumtitel suggeriert. Instrumentaler mächtiger Symphonic Prog allerbester Güte und eine wahre Freude für jeden Mellotron-Fan. Das Schaffen des Trios wurde vor nicht allzu langer Zeit mit einer entsprechenden Box wertgeschätzt, mehr dazu hier. Sogar mehrfach, die letzte Variante stammte aus dem Hause MiG Music, die sich nun auch den Werken des übrig gebliebenen Duos angenommen hat. Übrigens gab es später auch noch eine Duo-Ausgabe, die aus Schicke und Fröhling bestand, die 2011 ein Album namens “Metamorphosen” veröffentlichten, Gerhard Führs war leider bereits 1992 gestorben.
Drei Studio- und ein Live-Album weist die Diskographie von FF auf, diese werden auf drei CDs zusammengefasst, wobei die erste CD – man ahnt es angesichts der Laufzeit schon – die ersten beiden Alben enthält. Ähnlich wie bei SFF ist auch hier das erste Album das große Highlight aus Sicht des Rezensenten. Die wesentlichen Veränderungen im Vergleich zur Trio-Formation werden schnell erkennbar. Denn FF ist nicht nur rein numerisch eine Reduktion von SFF, sondern auch klanglich ist hier deutlich reduziert worden, nämlich weg vom mächtigen Symphonic Rock Sound hin zu kurzen, melodischen Titeln, in denen die akustische Gitarre die Hauptrolle spielt. In Kombination mit dem Symphonic Einschlag durch die vielfältigen Tasteninstrumente ergeben sich mitunter wunderbare Titel mit tollen Melodien und intensiver Atmosphäre, dies zeigt mustergültig der als Opener perfekt gewählte Titelsong. Hier setzt auch das Mellotron feine Akzente, doch im Gegensatz zu frühen SFF wird es nicht mehr so häufig eingesetzt.
“Ammerland” entstand 1978, also zu einer Zeit, als SFF durchaus noch existierten, denn ein Jahr später erschien SFFs “Ticket to Everywhere”. Die meist recht kurzen Titel sind stets sehr melodisch und besitzen Wiedererkennungswert wie das romantische ‘Sarabande’. Etwas aus der Reihe fällt die zweite Albumseite (vinyltechnisch gesprochen), denn zunächst einmal bekommen wir einen 14-minütigen Longtrack geboten, der in bester Manier die Stärken der beiden Musiker präsentiert, denn hier harmonieren Gitarre und Tasten auch auf längere Strecke wunderbar. Das abschließende ‘Ammernoon’ fällt etwas aus dem Rahmen, da dieser sehr keyboardlastige Titel recht düster daherkommt.
Es folgt das ein Jahr später erschienene zweite Album “Strings”, das ähnlich geartet ist, vielleicht an manchen Stellen noch “traditioneller” klingt und insgesamt etwas flotter daherkommt. Auch hier sind wieder instrumentale Ohrwürmer dabei, wie beispielsweise ‘Roundabout’, das sehr entspannte ‘Morning Bird’ (enthält auch dezente E-Gitarre), ‘Happiness’ oder ‘Sassa’. Das achtminütige ‘Open Valley’ gehört zu den Highlights des Albums, hier zaubert Führs wieder feine Arrangements aus seinem Tastenarsenal, auch wenn es bisweilen weniger fröhlich als der Rest klingt.
Der zweite Silberling enthält eine Live-Aufnahme aus dem Jahr 1980, das neben Material aus den ersten beiden Alben auch einige unbekannte Nummern enthält wie beispielsweise den Opener ‘Allemande’, der auch gut auf das Debüt-Album gepasst hätte. Als Bonus gibt es noch eine abgespeckte Version des Longtracks ‘Every Land Tells a Story’, der 1978 in der Essener Grugahalle aufgenommen wurde und bereits auf Vinyl auf einem Brain Festival Sampler zu hören ist. Hinter dem Titel ‘Radio Performance’ verbirgt sich eine Cover-Nummer, wo unter anderem Supertramp zu hören ist.
Den Abschluss bildet das ebenfalls gut gelungene Album “Diary”, auf dem sie ihrem typischen Stil treu geblieben sind. Fröhlings akustische Gitarre gibt meist die Melodielinien vor und Führs sorgt für die perfekte Untermalung. Auch kommt hier bisweilen wieder die elektrische Gitarre zum Einsatz. Der Track ‘Argo’ könnte auch einem SFF-Album entstammen. ‘Back and Again’ kommt sogar recht rockig daher. ‘China Puppet’ hingegen wird von den Tasteninstrumenten geprägt, wunderbares Klavierspiel inklusive. Ähnliches gilt für den abschließenden Titel ‘Mind Games’, der das Album würdig abschließt und noch einmal die Fähigkeiten von Gerhard Führs vor Augen (oder besser: Ohren) führt. Tolles Stück.
Eine Besonderheit bei der zur Rezension vorliegenden Ausgabe: die Aufdrucke auf den CDs 2 und 3 sind vertauscht, d.h. dort, wo “Live 1980” draufsteht, ist in Wirklichkeit “Diary” drin. Ob das ein Serienfehler ist, ist dem Schreiberling nicht bekannt. Bei solch feiner Musik ist dieser kleine Fauxpas ganz sicher leicht verschmerzbar, ebenso gelegentliche programmierte Rhythmen, wo man sich eher nach der ursprünglichen Dreier-Besetzung gesehnt hätte. Schön, dass MiG Music nun auch die Werke des Duos in seiner Gesamtheit auf CD herausgebracht hat.
Die Einzelbewertung: Ammerland (13), Strings (9), Live (10), Diary (11).
SFF-Fans sollten wissen, dass die verschlankte Ausgabe FF weit entfernt vom Symphonic-Rock-Bombast des Trios ist und den Fokus auf melodischen Instrumentalprog mit hohem Anteil an akustischer Gitarre legt – und dabei ein Füllhorn voll mit feinen Melodien vorlegt.
Bewertung: 11/15 Punkten
Besetzung:
Gerhard Führs – moog synthesizer / mellotron / grand piano / other synthesizers
Heinz Fröhling – acoustic guitars / bass guitar / flute / electric guitar
Detlef Wiedeke – drums / mandolin / guitar / bass
Jan Groenink – drums (er wird auf dem Cover der aktuellen Ausgabe unterschlagen).
Surftipps zu Führs & Fröhling:
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Abbildungen: MiG Music