(1:15:53; Vinyl, Digital; Silent State Recordings, 20.09.1993/17.05.2024)
Nils Wortmann hat sich mit seinem Label Silent State Recordings v.a. einer Sache verschrieben: Das musikalische Vermächtnis des verstorbenen Pete Namlook zu ehren, indem er dessen Werke in höchster audiophiler Qualität auf Vinyl wieder auferstehen lässt. Es ist nicht nur eine Sisyphusarbeit, sondern bei der niedrigen Frequenz in welcher die Reissues erscheinen, ein Ding der Unmöglichkeit. Denn das Œuvre Peter Kuhlmanns (wie Pete Namlook mit bürgerlichem Name hieß) ist einfach viel zu umfangreich, als dass eine Wiederveröffentlichung pro Jahr reichen würde.
So sind es nur die Alben, welche Nils Wortmann besonders am Herzen liegen, denen Silent State Recordings die Ehre zuteil kommen lassen, in schwarze Rille gepresst zu werden. Nach zwei Ambient-Alben, die unter dem Projektnamen Air entstanden sind und “Silence”, der ersten von fünf gemeinsamen Scheibe in Zusammenarbeit mit DJ Dr. Atmo, fiel die Wahl für die 2024er Veröffentlichung auf die erste von zwei Aufnahme unter dem Projektnamen The Fires Of Ork.
The Fires Of Ork, das sind Peter Kuhlmann und der norwegische Künstler Geir Jenssen, in Musiker-Kreisen besser unter seinem Pseudonym bekannt: Biosphere. Sowohl Biosphere als auch Pete Namlook sind für ihr Schaffen im Bereich der elektronischen Musik bekannt. Von sanften Ambient Klängen bis hin zu Ambient Techno und im Falle von Pete Namlook sogar weit über den Bereich des Ambient hinaus. Ihr Album “The Fires Of Ork” stellt dabei ein Übergangswerk da, in welchem spacige Ambient-Klänge ganz klamm und heimlich in den Bereich des Techno abdriften.
Ein perfektes Einstiegswerk für all jene Musikfans, die Progressive Electronic zu schätzen wissen, bisher aber vor tanzbaren Rhythmen zurückschreckten. Denn erstens klingen die vereinzelten Beats weitaus organischer als es der Begriff Techno vermuten ließe. Hört man sich beispielsweise ‘The Fires Of Ork I’ an, so ist nur schwerlich zu ergründen, auf welche Art und Weise die sanften Rhythmen eigentlich produziert worden sind. Und zweitens sind solche Grenzüberschreitungen in die Welt des Techno nicht einmal bei allen Stücken auszumachen.
Beim etwa 21 minütigen ‘Gebirge’ handelt sich beispielsweise um reine Ambient Klangwelten par excellence. So bleibt der Ambient bei “The Fires Of Ork” über die komplette Länge der Aufnahme ganz klar im Fokus von Jenssen und Kuhlmann. Vereinzelte Spoken Word-Passagen, wie etwa der von Kuhlmann gelesene Nietzsche-Text aus “Also sprach Zarathustra”, unterstreichen dies.
Negativ ist bei der Vinyl-Neuauflage von “The Fires Of Ork” anzumerken, dass sich die Reihenfolge der fünf Stücke gegenüber der ’93er Original-CD verändert hat. So findet sich ‘The Fires Of Ork II’ jetzt nicht mehr am Ende der Aufnahme, sondern schon an zweiter Stelle direkt hinter ‘The Fires Of Ork I’, was den Fluss des Albums negativ verändert. Schließlich dienten diese beiden doch sehr ähnlichen Tracks ursprünglich als Rahmen dieses Albums. Eine Entscheidung, die wohl finanzielle Gründe hatte, da man “The Fires Of Ork” ansonsten nicht auf lediglich zwei Vinyl-Scheiben hätte unterbringen können.
Schaut man sich die Aufmachung des Albums an, so fallen einige Dinge auf: Zum einen ist da die Artwork-Gestaltung, bei welcher man vom so typischen Kreis als Markenzeichen von Namlook-Veröffentlichungen, der noch auf dem CD-Cover vorhanden war, abstand genommen hat. Zum anderen drängt sich die Frage auf, warum es sich bei The Fires Of Ork um eines der wenigen Projekt handelt, bei welchem Biosphere seinen bürgerlichen Namen benutzt hat. War dies bei der CD noch nicht weiter aufgefallen, so prangt jetzt auf dem Rücken des Gatefold-Covers der Name Gier Jenssen neben dem Künstlernamen Kuhlmanns. Dass der Name Pete Namlook auf allen bisherigen Kuhlmann-Scheiben auftauchte, obwohl keines dieser Alben unter diesem Namen veröffentlicht worden war, war wohl der Tatsache geschuldet, dass man Stringenz in die Veröffentlichungs-Reihe bringen wollte. So war es so auch konsequent, den Namen Dr Atmo bei “Silence” nicht auf dem Platten-Rücken erscheinen zu lassen.
Umso verwirrender ist es nun, bei “The Fires Of Ork” den Namen Geir Janssen zu lesen. Doch nicht nur das, auch Text-Platzierung, Typeface und Font haben sich gegenüber den bisherigen Pete–Namlook-Veröffentlichungen über Silent State Recordings verändert. Die Harmonie in Sachen Layout und Design hat damit ein jähes Ende gefunden. Was hinter diesem Bruch steckt, ist jedoch einfach nachzuvollziehen. Denn dieses design ist 1:1 vom CD Reissue übernommen worden. Dies war dem ausdrücklichen Wunsch Geier Jenssens geschuldet, der stark in die Wieder-Veröffentlichung des Albums involviert war.
Es sind Kleinigkeiten, über die man lange sinnieren könnte, würde man es wollen. Wollen wir aber nicht. Denn “The Fires Of Ork” lädt zum Entspannen ein, zum Entfliehen von genau solch unwichtigen und eigentlich belanglosen Aspekten des Lebens. Nadel auflegen und einfach das High-Fidelity-Ambient-Erlebnis genießen!
Ohne Bewertung
Anmerkung:
Die Pre-Order für das Album ist bereits am 05. April 2024 angelaufen.
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Besetzung:
Pete Namlook
Geir Jenssen
Gastmusiker:
Kathrin Kruse – Voice on ‘Talk To The Stars’
Diskografie (Studioalben):
“The Fires Of Ork” (1993)
“The Fires Of Ork 2” (2000)
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Rezensionen zu Pete Namlook:
#VinylCorner: Air – Air II • Travelling Without Moving (Reissue) (2024)
#VinylCorner: Silence – “Silence” (Reissue) (2022/2023)
#VinylCorner: Air – “Air • You” (Reissue) (2021)
Klaus Schulze & Pete Namlook – “The Dark Side Of The Moog Vol. 9-11” (2016)
Klaus Schulze & Pete Namlook – “The Dark Side Of The Moog Vol. 5-8” (2016)
Klaus Schulze & Pete Namlook – “The Dark Side Of The Moog Vol. 1-4” (2016)
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Silent State Recordings zur Verfügung gestellt.