(Orphée Aux Enfers: 39:19, Vinyl, Digital; Silent State Recordings, 06.11.2020/2023)
Als ich das von Silent State Recordings Pete Namlooks neu aufgelegte Album “Air 2” in mein Platten-Regal stellte, gleich neben “Air” und “Silence”, sah alles nach perfekter Harmonie aus. Das Design, die Farben, Font und Typeface. Alles war stimmig. Bis auf die Katalognummer der Scheibe. Denn auf SSR-LP-001 und SSR-LP-002 folgte SSR-LP-005.
Wo waren nur SSR-LP-003 und SSR-LP-004 geblieben?
Eine E-Mail an Label-Boss Nils Wortmann brachte Schnell Licht ins Dunkel. Denn neben den Werken von Pete Namlook hatte er über Silent State Recordings auch die Platten des recht unbekannten Künstlers Günter Schlienz neu aufgelegt und erstmals auf Vinyl veröffentlicht. Wenige Zeit später landeten zwei Schallplatten als Bemusterungs-Exemplare im Briefkasten des Redakteurs.
Schlienz ist hauptberuflich Sound Engineer an der Staatsoper zu Stuttgart und Besitzer eines Musik-Labels. Daneben hat sich Schlienz der Electronic Music verschrieben und in den Jahren 2017 und 2020 zwei Alben veröffentlicht, deren Sound-Modulationen wahrhaft meditativen Charakter besitzen. Minimalistisch, fragil und leicht entrückt sind dabei die komplett am Synthesizer entstandenen Klang-Kompositionen des 2017er Albums “Sterne Über Der Stadt”, die eine fast sedierende Ruhe ausstrahlen. Es ist wohl der perfekte Soundtrack zum nächtlichen Beobachten von Sternschnuppen.
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Das drei Jahre später erschienene “Orphée Aux Enfers” ist Schlienz‘ Vertonung der Geschichte von Orpheus und Eurydike, inspiriert von der Operette gleichen Namens von Jacques Offenbach. Ein Album, das die Stimmung von “Sterne Über Der Stadt” im Grunde beibehält, das Instrumentarium aber um Field Recordings, Piano, Streicher, Saxofon, Gitarren und Gesang erweitert. Organischer, v.a. aber spannender, da abwechslungsreicher. Das Operettenhafte Offenbachs schimmert immer wieder durch. Trotzdem bleibt das Album in seiner Wirkkraft hinter jener von “Sterne Über Der Stadt” zuruck. Denn für diese Art von meditativer Musik passiert hier einfach ein wenig zu viel.
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Trotzdem: Zwei Alben, die einen in Traumwelten entführen und all jenen Freude bereiten sollten, die auf Entschleunigung setzten.Eine interessante Entdeckung. Danke dafur an Nils.
Verglichen mit den Namlook-Alben, muss man bei Schlienz allerdings Abstriche machen. Denn obwohl es auch hier rein klanglich absolut nichts auszusetzen gibt, stehen die minimalistischen Hüllen der Schlienz-Scheiben deutlich im Schatten der Gatefolds der Namlook-Veröffentlichungen. Keine Inlays, keine Liner Notes, kein Schnick-Schnack. Einfach keinerlei Extras. Ob hier gespart worden ist? Wohl kaum. Es ist vielmehr anzunehmen, das Nils Wortmann auch hier den Originalen möglichst treu geblieben ist.
Schlicht und einfach im Design. Klanglich dafür aber mal wieder aller erste Sahne!
Bewertung: 10/15 Punkten
Besetzung “Sterne Über Der Stadt”
Günter Schlienz – d.i.y. modular synthesizer
Besetzung “Orphée Aux Enfers”:
Guenter Schlienz – DIY modular synth, tape machines, guitar and field recordings
Gastmusiker:
Oliver Sascha Frick electric viola, effects on ‘Rêve D’orphée’
Ronnie Oliveras – strings, noises and voices on ‘Eurydike’
Ruth-Maria Adam – strings, noises and voices on ‘Eurydike’
Elisabeth von Stritzky – voices
Teresa Smolnik – voices
Stefan Schreiber – piano on ‘Kerberus’
Thomas Tronich – saxophone on ‘Don’t Look Back’
Surftipps Günter Schlienz:
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Discogs
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Die Abbildungen bis auf die Autorenfotos wurden uns freundlicherweise von Silent State Recordings zur Verfügung gestellt.