Loreena McKennitt, 05.04.24, Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle
Pflichttermin in Düsseldorf
Seit den frühen 90ern begleitet mich die Musik der kanadischen Ausnahmekünstlerin Loreena KcKennitt durch mein Leben, relativ oft nahm ich die Gelegenheit wahr, sie seit Ende der 90er Jahre auch live zu erleben. Es war an der Zeit, ihren Auftritt im April 24 in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle in Wort und Bild zu dokumentieren.
Vor ziemlich genau fünf Jahren machte Loreena McKennitt mit ihren Musikern zuletzt Station in Deutschland, so auch in der Mitsubishi Electric Halle, die die Kanadierin dieses Mal annähernd ausverkauft bekam, was angesichts gehobener Kartenpreise kein Ding der Selbstverständlichkeit ist. Stand bei ihrer letzten Tournee auf europäischem Boden noch das (immer noch aktuelle) Studioalbum “Lost Souls” im Fokus, so dreht sich bei der diesjährigen Frühjahrstournee quer durch den alten Kontinent alles um “The Visit”, ihr Album von 1991, mit dem McKennitt zum ersten Mal so richtig erfolgreich wurde. Dieses Meisterwerk wurde 2021 zum dreißigjährigen Jubiläum als “The Definitive Edition” nochmals neu aufgelegt und glänzt in dieser limitierten Edition durch einen hochwertigen Dolby Atmos sowie Binaural Headphone Mix. Drei Jahre später – die Pandemie liegt mittlerweile hinter uns – nun also auch die Tour, um dem Album einmal mehr zu huldigen.
Seit jeher bestreitet Loreena McKennitt den Abend mitsamt ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern allein. Ein Supportact war noch nie ihr Ding. Und weil sich daran bis heute nichts geändert hat, betreten um Punkt 20 Uhr Loreena McKennitt sowie ihre langjährigen Weggefährten Caroline Lavelle (Celle, Altflöte), Brian Hughes (E-Gitarre, Akustikgitarre, Oud, Balalaika) und Hugh Marsh (Geige) unter großem Applaus die Bühne, nehmen ihre Plätze ein und starten den Konzertabend mit ‘Samain Night’, dem mittlerweile 35 Jahre alten Opener des Albums “Parallel Dreams”, den die Kanadierin allerdings erst vor 10 Jahren in das Live Repertoire aufgenommen hat.
Nach dem ersten Song legt McKennitt die Harfe erst einmal zur Seite und spricht. Nicht nur erfährt das Publikum, dass der Abend in zwei Sets unterteilt ist inclusive einer Pause, bevor im zweiten Teil des Konzerts schließlich “The Visit” in Gänze performt wird. Auch erwähnt die Kanadierin, dass die Band nur deshalb an diesem Abend als Quartett auftritt, weil Bassist Dudley Philipps krank im Hotelzimmer liegt – wir wünschen gute Besserung. Nein, Loreena McKennitt nimmt sich zwischen den Songs gerade im ersten Teil des Abends immer wieder Zeit, um über Themen zu reden, die ihr wichtig sind. So wichtig, dass sie Ende 2019 die Entscheidung traf, ihre Musikkarriere auf unbestimmte Zeit zu pausieren. So betont sie, dass ihr ihre Familie sehr am Herzen liegt, dass sie sich für den Kampf gegen den Klimawandel einsetzt und wie kritisch sie soziale Medien sieht. Nicht von ungefähr verließ die Kanadierin vor einigen Jahren Zuckerbergs Plattform Facebook.
Das erste Set dauert knapp 70 Minuten und bietet einen bunten Querschnitt über fast alle vergangenen Alben bis zurück zum Debutalbum “Elemental” von 1985. Nach einer recht langen Pause zieht das Quartett das Tempo im zweiten Teil des Abends dahingehend etwas an, als dass McKennitt zwischen den Songs nicht mehr zum Publikum spricht. Bis auf die Vorstellung der einzelnen Mitglieder rauscht die Band förmlich durch “The Visit” und heimst zwischendurch und auch nach dem abschließenden ‘Cymbeline’ begeisternden Applaus ein.
Loreena McKennitt performt dabei den ganzen Abend über mit einer nach wie vor unfassbar perfekten Stimme. Nur dann, wenn sie mit ihren Stimmbändern in die höchsten Regionen muss, gönnt sie sich wie zum Beispiel bei ‘Tango To Evora’ einfach sehr kleine Pausen und singt stattdessen in diesen Bruchteilen einer Sekunde einfach gar nichts. Auch ihre Band performt so souverän wie eh und je. Da ist die Cellistin Caroline Lavelle, deren anmutiges Spiel eine reine Augenweide ist. Da sind Brian Hughes und Hugh Marsh, die sich nicht nur bei ‘The Bonny Swans’ so wunderbar ergänzen. Man merkt zu jeder Sekunde, dass die vier Musikerinnen und Musiker in dieser Besetzung schon seit knapp 30 Jahren spielen. Klanglich ist das Konzert auf allerhöchstem Niveau. Aber so verständlich es auch ist, dass die meisten Scheinwerfer auf McKennitt gerichtet sind, so hätte ich mir doch ab und an mehr Licht auch auf Hughes und Marsh gewünscht. Beide Musiker performen am linken und rechten Rand der Bühne und stehen für meinen Geschmack zu oft zu sehr im Dunklen.
Das Publikum lässt McKennitt und Co. natürlich nicht ohne Zugabe gehen. Und so performt das Quartett nicht nur das wunderschöne ‘Dante’s Prayer’, sondern als Schlusspunkt auch noch ‘Wild Mountain Thyme’. Im Vorfeld bat die Kanadierin offenbar über ihren E-Mail Newsletter darum, dass Fans den Text des Refrains auswendig lernen. Und so lud sie in Düsseldorf dazu ein, diesen Refrain mitzusingen. Als nun das Publikum beim ersten Refrain noch etwas verhalten war, lachte McKennitt ein “Oh, I think I could hear something!” ins Mikrofon, um im Verlauf des Songs zu bemerken, dass das Publikum mit jedem Refrain mutiger und lauter wurde, was die Kanadierin dazu motivierte, die Band anzuweisen, den Refrain ein weiteres Mal zu spielen.
Danach ist aber endgültig Schluss. Ein großartiges Konzert findet seinen würdigen Abschluss.
Es sei noch angemerkt, dass Loreena McKennitt samt Band im Juli wieder in Deutschland auftreten wird. Bei der “Summer Tour 2024” liegt der Fokus dann auf “The Mask And Mirror”, und auch davon ab wird die Setlist auch des ersten Teils wohl deutlich anders aussehen.
Herzlichen Dank an Ute Kromrey für den Fotopass!
Fotos: Mister Ilms
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