Julia Holter – Something In The Room She Moves
(53:51, CD, Vinyl, Digital, Domino Recording Company, 22.03.2024)
Das sechste Studioalbum der Amerikanerin wurde unter schwierigen Umständen produziert. Da war einmal die Schwangerschaft und Geburt ihres Kindes, dann die anschließende schwere Covid-Erkrankung der Künstlerin, der zeitnahe Tod beider Großeltern und vor allem der völlig überraschende Tod ihres 18-jährigen Neffen. Gemäß ihrer eigenen Aussage konnte sie dann auch noch die Vocals aus diversen Gründen nicht in ihrem Heimstudio aufnehmen. Sie musste in ein Studio ausweichen, was der Qualität der Musik aber keinen Abbruch tut, besonders wenn man Fan der Amerikanerin mit dem leicht spröden Stil in der Stimme ist.
Die Einstufung ihrer Musik in die Schublade Art Pop, wie ich verschiedentlich schon gelesen habe, ist denn auch sehr vage und trifft es nicht so richtig. Tracks wie ‘Meyou’ gehören eher in die Kategorie Avantgarde und sogar die zweite Single-Auskopplung ‘Spinning’ ist eher psychedelisch-jazzig als das, was man sich so unter “Single” oder Art Pop vorstellt. Auch ‘Materia’ ist seltsam entrückt, fasziniert aber sofort. Die Künstlerin steht da mit beiden Beinen voll im Prog, wenn auch eher mit Jazz und Ethno statt mit Rock folgend.
Dass Julia Holter ihre Stimme oft wie ein Instrument einsetzt, ist nicht neu, wird aber auf diesem Album verfeinert und gefühlt noch öfter genutzt. Sie macht das völlig losgelöst von der Musik und so ist es nur allzu verständlich wenn durch die oftmals verhangene Stimme Vergleiche mit der späteren Kate Bush (man höre mal das Album ‘The Dreaming’) oder der Isländerin Björk gezogen werden. Mir fällt aber, besonders in den komplett von einer “richtigen” Komposition entkoppelten Tracks wie ‘Ocean’ und ‘Meyou’, auch noch Anna von Hausswolff ein. All dies sind sicherlich keine schlechten Vergleiche für die Künstlerin und so spricht auch dieses Album wieder die Menschen an, die in der Musik mehr hören als 08/15 Mucke zum Feierabendbier. Leicht macht sie es ihren Fans jedenfalls nicht. Also hinsetzen und genießen. Ein gutes Glas Rotwein würde allerdings passen…
Bewertung: 11/15 Punkten
Tracklist:
01. Sun Girl 5.22
02. These Morning 3.49
03. Something In The Room She Moves 6.18
04. Materia 3.08
05. Meyou 5.55
06. Spinning 6.14
07. Ocean 5.38
08. Evening Mood 6.25
09. Talking To The Whisper 6.52
10. Who Brings Me 3.39
Line-up:
Julia Holter – vocals, Wurlitzer e-piano, lap steel guitar, Yamaha CS-60
Elizabeth Goodfellow – drums, percussion
Devin Hoff – fretless bass, double bass
Chris Speed – saxophone, carinet
Tashi Wada – Prophet-6, bagpipes
Sonjia Denise Hubert Harper – flute, piccolo
Sarah Belle Reid – trumpet, electronics
Ramona Gonzalez – vocals
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Abbildung: Julia Holter/Domino Music