(45:37; Vinyl, CD, Digital; Century Media Records/Sony Music, 19.04.2024)
Black Metal, Oper und Barockmusik. Drei Musikstile, die jeweils als Folter wahrgenommen werden können, zusammengepackt aber wohl eher einer Folterkammer entsprechen. So hätte der Name für das US-Amerikanische Bandprojekt um die in der Schweiz geborene Sängerin Andromeda Anarchia wohl kaum besser gewählt sein können. Denn vereinfacht gesagt spielen Folterkammer auf “Weibermacht” Black Metal mit Operngesang. Komplexer gesprochen ist diese Platte tieffinsterer, vom Doom geküsster Black Avantgarde Metal mit vereinzelten Jazz-Elementen, Einsprengseln aus der Barockmusik und einer alles überstrahlenden Opernsängerin. Wem dies an Grauen nicht genug ist, für den gibt es obendrein noch auf Deutsch gesungene Texte, die aus dem BDSM-Studio zu entstammen scheinen. Denn “Weibermacht” ist nicht nur musikalisch Zuckerbrot und Peitsche!
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Einfach machen es einem Folterkammer beileibe nicht. Heftige Blastbeats von Schlagzeuger Brendan McGowan und die Tremolo-Gitarren von Zachary Ezrin & Laurent David werden wohl jeden abschrecken, der zwar Operngesang liebt, aber mit Black Metal nichts am Hut hat. Hinzu kommt, dass sich auch der Gesang Andromedas äußerst variabel gestaltet. Denn neben dem Sopran beherrscht die Dame auch Grunts und Growls.
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Vielleicht kommt Andromeda Anarchia dem ein oder anderen bekannt vor. Nicht auszuschließen, denn sie war in der Vergangenheit schon auf diversen Veröffentlichungen von Imperial Triumphant zu hören gewesen. Dass deren Gitarrist Zachary Ezrin auch Teil von Folterkammer ist, verwundert da nicht.
Es ist schon interessant, wie auf “Weibermacht” die unterschiedlichsten Stile aufeinander treffen. Insbesondere die Cembalo-Passagen, wie beispielsweise am Ende von ‘Anno Domina’ oder in ‘Die Unterwerfung’, geben der Platte ein ganz eigenes und besonders Flair. Und auch an den vom Jazz geprägten Soli von Zachary Ezrin kann man sich berauschen. Leider gibt es von beiden viel zu wenig. Zudem ist das Bass-Spiel Laurent Davids eleganter, als man es vom Black Metal gewohnt ist.
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So bleibt unterm Strich ein Album, das vor allem aufgrund seiner Andersartigkeit bestechen kann. Man höre sich nur das gewagte Cover von Velvet Undergrounds ‘Venus In Furs’ an. Kompositorisch kommen Folterkammer leider nicht immer auf den Punkt, “Weibernacht” wirkt etwas übertrieben und weist einige Längen auf. Aber vielleicht ist das ja alles Teil des Konzepts. Das Leiden der Hörer mit inbegriffen!
Bewertung: 9/15 Punkten
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Besetzung:
Andromeda Anarchia – Vocals
Zachary Ezrin – Guitars
Brendan McGowan – Drums
Darren Hanson – Guitars
Laurent David – Bass
Diskografie (Studioalben):
“Die Lederpredigt” (2020)
“Weibermacht” (2024)
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Bandcamp (CenturyMedia)
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Metal Archives
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.
2 Kommentare
Man entnimmt dem Reviewer das er auf BM nicht gut zu sprechen ist, warum er dann sowas bewertet entzieht sich meiner Kenntnis bzw warum diese Scheiben hier überhaupt Thema ist.
Hallo LLK.
Da liegen Sie in ihrer Annahme aber gehörig falsch. Ich mag BM durchaus. Gerade dessen Randgebiete, wo er auf andere Genres stößt. Wie eben bei Folterkammer. Weswegen ich diese Platte auch besprechen wollte. 9 Punkte sind in Schulnoten übrigens eine 3+. Das Album löst bei mir einfach keinerlei Begeisterung aus. Ganz andere sieht es da bei Ezrins Hauptband Imperial Triumphant aus.