(48:35; CD, Digital; Eigenvertrieb, 29.03.2024)
Freunde von neueren Katatonia, atmosphärischem Post Metal und Artverwandtem, bitte Ohren auf! Diese deutsche Prog Rock Band gibt es bereits seit 2006, dies ist Album Nummer Drei, man erfuhr in der Entstehung Unterstützung von Heaven Shall Burn, Uli Jon Roth und ist der Stilistik entsprechend mit transparentem Sound versehen. Meist im schleppenden Tempo, im Wechselspiel aus fragilen Vocals und harscherem Intonieren, wird über die acht Songs recht ansprechend und abwechslungsreich musiziert. ‘The Glacial Clearing’ oder das wundervolle ‘Holy Flame’ wollen überhaupt nicht verleugnen, dass die aktuellen Katatonia hier so manche Spur hinterließen. Melodieführung und Vocalharmonien erinnern gern mal an J. Renkse, in den harscheren Abschnitten winken Swallow the Sun oder die alten finnischen Helden der Ghost Brigade.
Cool & Crayon überraschen hier und dort mit frischen Hooks und Ideen, integrieren in ‘Hovering’ und ‘A Beautiful Mind’ sehr vorteilhaft die Stimme von Maria Haffner (Steelwater Ink). Diese kleinen atmosphärischen, immer sehr sehnsuchtsvoll-melancholischen Akzente sind stimmig und lassen die Dynamik zwar progressiv, aber ohne zu viel Brüche fließen. Der nicht überstrapazierte Einsatz von Streichern gibt dem Sound eine wohlwollende orchestrale, dramatische Note, ohne irgendwelche Goth- oder Düster-Klischees zu bedienen. Im Gegenteil, dies passiert ähnlich wie bei den ruhigen Swallow-The-Sun-Partituren sehr flächig und bettet den Hörer sanft. Die Rügener schwingen permanent zwischen modernen Alternative Einflüssen und Post/Prog Rock mit Metal Schlagseite. Es bleibt trotz progressiver Ecken wie im Titelsong meist gediegen und melancholisch, die ganz große Heavyness und Wut kommt nicht auf. Das Album setzt sich inhaltlich mit so manch schicksalshaften Momenten wie z. B. Totgeburt auseinander – und diese latente Schwermut durchströmt jede Sekunde des Albums.
Es ist nicht alles auf den Punkt (‘The Curse Of Kings’), gerade die Post-Metal-artigen, an The Ocean erinnernden Aggro-Vocals liegen nicht jederzeit bei 100 Prozent, sind aber auch kein echter Makel. Mir persönlich gefallen die mit Female Vocals unterstützten Songs am besten. Sie geben “Beneath The Moral Void” eine spezielle Note – davon gerne bald mehr. Grundsätzlich ist die Musik der Norddeutschen für Freunde der oben Genannten unbedingt empfehlenswert. Cover mit Unterstützung von Teilchensturm, inhaltlicher und musikalischer Inhalt sind ansprechend aufbereitet, springen Dich nicht gleich an und brauchen somit einige Hördurchläufe. Cool & Crayon sind sympathisch, erzeugen dynamische Stimmungsbilder und finden hoffentlich die Liebhaber atmosphärischer Klänge zwischen Doom Rock, Alternative, Post und Progressive.
Bewertung: 11/15 Punkten
Musiker:
Robert Lefold – Gitarre
Mathias Ruck – Drums
John Killies – Vocals
Norman Gäthke – Gitarre
Steffen Wolter – Bass
Diskografie Studio”Alben:
“World Asleep” (2013)
“Kyra” (2017)
Surftipps zu Coal & Crayon:
Homepage
Facebook
Spotify
Cover/Abbildung: Coal & Crayon