(40:04; Vinyl, CD, Digital; Thrill Jockey, 19.04.2024)
Big|Brave bewegen sich auch auf dem neuen Album “A Chaos Of Flowers” in ihren ganz eigenen musikalischen Welten. Doom Pop, Minimalismus, Post Rock, ätherischer Frauengesang, Noise und allerhand symphonische Distortion vereinen sich zu einem musikalischen Nischen-Wesen, einer Nebelwand, einem Soundtrack, der mit vielen verschleierten Texturen aufwartet. Das neue Album der Kanadier will sich als Fortführung des bereits beeindruckenden Manifests “Nature Morte” verstanden wissen, erforschen die Lieder textlich die verletzlichsten menschlichen Erfahrungen, welche sich innerlich und äußerlich manifestieren, die inneren Kämpfe der Isolation und des Zusammenlebens in der Natur. Alles basiert auf der Katharsis und Schönheit sowie dem Sumpf der Orientierungslosigkeit und des Andersseins. Der subtile Strudel aus Gelassenheit und Unruhe, die stete Ambivalenz des Seins als musikalischer Ausdruck. Frontfrau Robin Wattie orientierte sich an vergessenen, teils von ihrer Kultur ausgeschlossenen Künstlern, die – zwischen Genie und Wahnsinn – in unterschiedlichsten Epochen ihren individuellen Weg suchten, sich auszudrücken.
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Die brüchigen, an Emma Ruth Rundle und ähnliche Künstlerinnen erinnernden Vocals erzielen mit den schleppenden, Räume schaffenden Drones eine ganz eigenwillige Aura. Verletzlich, entrückt, schemenhaft und voller Schmerz ist auch “A Chaos Of Flowers”, Songs, wie das mit traditioneller Folk-Melodie und Gitarren-Drone-Distortion ausgestattete, fragil anmutende ‘I Felt A Funeral’, sind funkelnde Diamanten in einer tief schwarzen Nacht. Die feinen, immer klar schimmernden Vocals von Wattie sind ein ewiges Glühen im Dunklen, während das rückkoppelnde, arg schleppende Gitarrenspiel von Mathieu Ball für Freunde von Drone Doom, den noisigen Wall of Sound der Swans, Low, Chelsea Wolfe, Sunn O))) und Godspeed You! Black Emperor ein spezielles Vergnügen bereiten dürfte. Die Musik von Big|Brave ist definitiv für die Nacht geschrieben. Die ambienten Sounds, wie im stillen ‘AS ong for Marie Part III’. kreieren ein Stillleben in Schwarz, ‘Theft’ ist Zeitlupen-Chamber-Folk-Doom-Drone-Etherial-Post-Rock, ohne Vergleiche finden zu müssen – pure atmosphärische experimentelle Nischen-Musik für den richtigen Moment. Man muss diese Sounds im richtigen Setting genießen, dann entfaltet sich die Schönheit aus traumwandlerischer Female-Vocal-Power, die sanft und geisterhaft über schleifenden doomigen Feedback-Sound-Kulissen spazieren gehen. Schönheit trifft die kalte Hand des Nichts.
Bewertung: 11/15 Punkten
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Besetzung:
Robin Wattie – Vocals & Guitar
Mathieu Ball – Guitar
Tasy Hudson – Drums & Percussion
Seth Manchester – Synthesizer
Tashi Dorji – Guitar (tracks ii & iii)
Marisa Anderson – Guitar (tracks iv & viii)
Patrick Shiroishi – Saxophone (tracks ii & vi)
Rezensionen:
“Nature Morte” (2023)
“Vital” (2021)
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Rarely Unable zur Verfügung gestellt.