Dafür dass das Berliner Trio Zahn erst zwei Langspielplatten veröffentlicht hat, tummeln sich in den ehrwürdigen Hallen von BetreutesProggen.de doch schon recht viele Beiträge unter dem Tag “Zahn“. Das selbstbetitelte Debüt-Album (2021) erhielt eine ebenso starke Bewertung wie das Nachfolgewerk “Adria” (2023), das auch in den Betreuter-Charts 2023 in der Kategorie “Beste Alben” gelistet wurde. Außerdem hat Gitarrist Felix im Interview ein paar exklusive Einblicke in die Welt und das Geschehen um “Adria” herum gewährt. Und nun folgt eine Beobachtung vom Wirken des Zahns auf der Bühne.
Genauer genommen geht es um das Konzert am 15. März 2024 im Immerhin Würzburg. An diesem letzten Freitag vor dem Frühlingsbeginn standen zunächst The Good Hex auf der Bühne. Das Duo mit Heimvorteil erfreut sich einer eingeschworenen Fangemeinde, und hat bereits einige Male im Immerhin gastiert. Bei ihren vorigen Auftritten eröffneten sie den Abend jeweils einmal für die venezianischen Post Punk Rocker New Candys, und einmal für die düstere Psychedelic Rock Band Verstärker aus Kentucky. In beiden Fällen kämpfte das Duo leider vor allem mit dem Sound. Presets, Samples, Drumcomputer wollten am Mischpult nicht so recht mit dem Live-Programm einhergehen, was für vielerlei Übersteuerungen sorgte.
Nicht aber an diesem Tage. Der MIDI Wave Sound von The Good Hex klang besser denn je zuvor (im Immerhin), und so konnte sich das Publikum voll und ganz auf die bittersüß-melancholische Stimmung einlassen. Beleuchtungstechnisch hielten sich The Good Hex hierbei gerne in der Dunkelheit auf. Nur wenige Lichter erhellten das Dunkel, was das Fotografieren nicht unbedingt einfach machte. Nichtsdestotrotz wurde eine schöne, mitreißende Eröffnungsshow präsentiert, die von einem bereits gut gefüllten Konzertsaal zelebriert wurde.
Der Zeitraum zwischen zwei Konzerten im Immerhin hat immer etwas von einer Halbzeitshow. Gute Laune, laute Musik, mehrkanalige Unterhaltung, und reger Austausch zwischen Veranstaltenden, Fans und Künstler*innen findet allerorts statt. Inmitten dieser Euphorie lag auch Spannung in der Luft, denn die Menschen erwarteten das Konzert von Zahn. Es war der vorletzte Auftritt auf der Tour zum zweiten Album. Könnte das etwa bedeuten, dass das Berliner Trio sich in den vorigen Wochen schon ausgepowert hat und für den kleinen Club im provinziellen Unterfranken nur noch wenige Kraftreserven zur Verfügung hat? Oder könnte es auch sein, dass sich Zahn ihre letzten Kräfte für den Tour-Abschluss im sonnigen Offenbach am Main aufsparen und deshalb in Würzburg nur mit angezogener Handbremse an den Start gingen? Nein, jegliche Bedenken konnten binnen kurzer Zeit ad acta gelegt werden, denn vom Veranstalter MaMü Shows über die Crew an den technischen Geräten bis zum Publikum und natürlich der Band selbst haben an diesem 15. März wirklich alle ihr Bestes gegeben.
Zwischen hell sowie kalt leuchtenden Neon-Stelen bauten sich die drei Herren aus der Hauptstadt auf, um vom ersten bis zum letzten Moment souverän abzuliefern. Zwischen Noise und Post Rock, von düsteren Jazz-Passagen bis zum betörend aktivierenden Krautrock drifteten Zahn durch wilde Gewässer, mächtige Strudel und atemberaubende Höhen. Eine Setlist hat die Band ebenso wenig gebraucht wie lange Ansagen oder unnötigen Smalltalk. Dies war eine fulminante Darbietung des Zahn-Sounds, der eingefleischte Fans gleichermaßen begeistert hat wie Ersthörer*innen. Und da hat es auch nicht gewundert, dass die Band nach dem letzten Lied zufrieden und ohne großes Tamtam das Konzert beendete. Somit ging ein großartiger Abend zu Ende, mit dem niemand unzufrieden sein konnte.
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