The Pineapple Thief, Randy McStine, 15.03.24, Köln, Carlswerk Victoria

Das hatten wir ja noch nicht so oft: doppeltes Review-Lottchen von einer Tour. Doch da sowohl Floh (26.02.24, Neunkirchen, Neue Gebläsehalle) wie André jeweils freundlich zum nahegelegensten Event der Konzertreise geladen waren, sagten wir natürlich nicht nein.

Riesige Kontraste warf der Doppeltermin allerdings nicht ab, wir scheinen mit einer unschönen, unnötigen Ausnahme (vgl. Kasten) so ziemlich identische Kost genossen zu haben.

Satz mit x
André: Als mit einem Fotopass ausgestatteter Konzertfotograf verzichtete ich auf das Fotografieren des Top Acts, weil ich mit der Regelung, nur den Support Act Randy McStine aus dem ansonsten verwaisten Fotograben fotografieren zu dürfen und nicht auch den Top Act, unglücklich war. Ein Fotografieren aus dem Publikum heraus mit schmerzendem Tennisarm war für mich keine Option und hätte sicher auch das Publikum in der gut gefüllten Halle gestört.

Randy McStine

Also eine halbe Stunde geschmackvolles Aufwärmen seitens dieses sympathischen New Yorkers, in Flohs Worten “bekannt u.a. für seine Band Lo-Fi Resistance, aber v.a. für seine Mitarbeit bei Projekten wie Dave Kerzners In Continuum, The Fringe mit Nick D’Virgilio und Jonas Reingold, für McStine & Minnemann, seine Kooperation mit Marco Minnemann und nicht zuletzt als neuer Live-Gitarrist bei Porcupine Tree.”

Auch bei uns ging es mit Soundscapes los, gefolgt vom sanften, melodischen ‘Before’ und dem nachdenklichen ‘Who To Avoid’. Mit den beiden McStine & (Marco) Minnemann-Nummern ‘Activate’ und ‘Big Wave’ war das angenehm aus tragender Stimme, akustischer Gitarre und div. Tretmaschinen zusammengestellte Spektakel auch schon wieder vorbei.

Randy McStine Setlist Carlswerk Victoria, Cologne, Germany 2024

The Pineapple Thief

Die erneut mit einem exzellenten Sound aufwartende 2018 in der heutigen Form eröffnete Halle soll eine Kapazität von 1.600 Personen haben. An diesem Abend war sie mit gefühlt 1.000 teils überraschend jungen Menschen (diversen Geschlechts, man denke) ansehnlich, aber nicht unangenehm gefüllt. Wer sagt, dass Prog keine großen Zuschauerzahlen aktivieren kann? Der stets melodischen, teils aber ordentlich losrockenden Art Rock / Prog Rock der Briten (die wir auch schon vor unter 200 Zahlern erlebt hatten) hat inzwischen diese Zugkraft. Vermutlich noch verstärkt durch den “großen Namen” Gavin Harrison (u.a. Porcupine Tree, King Crimson, Dizrhythmia).

Mit ‘Frost’ ging es schon mit druckvollem Groove los, die emotionale Bestandsaufnahme ‘Demons’ ging naturgemäß etwas vom Gas, ‘Put It Right’ sogar noch mehr. Doch dann folgte bei ‘Our Mire’ das erste von mehreren lodernden Gitarren-Soli des Abends vom TPT-Boss Bruce Soord. Und sowas findet auch das Jungvolk von heute cool? So überraschend wie erfreulich.

‘Versions Of The Truth’ ist so etwas wie Bruces Rashomon, also textlich ein enorm anspruchsvolles Verwirrspiel. Funktioniert im (Prog-)Rock-Gewand auch live einfach immer wieder hervorragend.

Bei ‘Every Trace’ zeigte der nicht eben extrovertiert agierende Gavin mal ein klein wenig von dem, wofür er als einer der besten aktiven Prog-Drummer gefeiert wird.

Der von ihm für ‘Dead In The Water’ vorgelegte treibende Beat kontrastiert prächtig mit dessen melancholischer Melodie und Text. Kuschliger als mit ‘Now It’s Yours’ mit seinen sanften Kopfstimmen-Parts wurde es an diesem Abend nicht mehr. Nachdem wir gemeinsam den ‘Rubicon’ überschritten hatten, blieb ‘To Forget’ akustisch und sehr ruhig.

Das Titelstück des aktuellen Albums ‘It Leads To This’ machte genauso Furore wie der Beinahe-Rocker ‘Give It Back’. ‘The Final Thing On My Mind’ – und wieder so ein herzschmelzendes Gitarrensolo – war auch schon der letzte offizielle Beitrag, gefolgt von den zwei Zugaben ‘In Exile’ und ‘Alone At Sea’, die uns in die regnerisch-stürmische Nacht entließen.