Midas Fall – Cold Waves Divide Us

Midas Fall - Cold Waves Divide Us (Monotreme Records/Cargo Records, 08.03.2024) COVER(47:07; Vinyl, CD, Digital; Monotreme Records/Cargo Records, 08.03.2024)
Midas Fall sind zurück. Zweimal haben wir bereits von Konzerten der Band berichtet. 2019 präsentierten wir sogar deren Deutschland-Tournee. Doch geschrieben über ein Album der Schottinnen wurde auf Betreutes Proggen oder gar dem Progressive Newsletter noch nie. Und das, obwohl das aktuelle “Cold Waves Divide Us” bereits das fünfte Studio-Album von Midas Fall ist. Zwischenzeitlich gab es zudem die gelungene “Cover Songs”-EP, mit Interpretationen von “Bruce Springsteens ‘Dancing In The Dark’, Radioheads ‘Creep’ und ‘Every You, Every Me’ von Placebo.
Wirklich verändert hat sich seit der letzten, 2018 erschienen Platte “Evaporate” kaum etwas bei Liz Heaton, Rowan Burn. Zumindest musikalisch. Personell werden die beiden Musikerinnen heuer von Michael Hamilton unterstützt. Welch ein Gewinn, für die Damen, insbesondere wegen dessen Schlagzeugspiels, welches das Album um einiges heavyer wirken lässt als seinen Vorgänger und an die Live-Darbietungen der Band erinnert. Aber das war es eigentlich schon an Veränderung. Was begrüßenswert ist, denn der Sound von Midas Fall hatte schon immer etwas ganz Besonderes. Gut, dass dieses Besondere nicht verloren gegangen ist. Diese außergewöhnliche Mischung, die schon Robert Smith zu schätzen wusste, und die dem Trio 2018 den Limelight Award bei den mittlerweile nicht mehr vergebenen Progressive Music Awards eingebracht hatte. Zurecht, denn der Post Rock der Briten ist melancholisch, sehnsuchtsvoll und bezaubernd. Einfach gespenstisch-schön!

Anders als die meisten Post Rock Bands halten Midas Fall ihre Musik allerdings nicht rein instrumental. Stattdessen setzen sie auf den unvergleichlichen Gesang von Elizabeth Heaton. Da mag sich manch einer fragen, ob dies wirklich noch Post Rock ist, oder nicht vielleicht doch eher Singer-Songwriter-Musik mit Post-Rock-Untermalung (wie die erste Hälfte von ‘Monsters’ oder auch ‘Atrophy’). Im Ansatz recht ähnlich der Musik der Engländerin A.A. Williams, in der Umsetzung doch sehr eigenständig.

Denn das musikalische Universum von Midas Fall umfasst noch ganz andere Elemente: Dunkle Untertöne aus Gothic und Dark Wave, Piano und Streicher-Arrangements, die aus der Neo-Klassik stammen könnten und immer wieder Synthies und Beats, Electronica, die nicht weit entfernt von den Werken eines Olafur Arnalds ist.

So gibt es auf “Cold Waves Divide Us” eine stilistische Mischung zu finden, die starken Pop-Appeal hat, vom Mainstream aber trotzdem viel weiter entfernt ist als vom Post Rock. Die Strukturen der Lieder orientieren sich zwar eher am klassischen Song-Format, die Gitarren-Arbeit und die Klangfarben hingegen sind typisch Post Rock. Im Beisein der Stimme Liz Heatons wird all dies jedoch zur Nebensache. Die Post-Rock-Arrangements dienen so nicht dem eigenen Selbst-Zweck, sondern vielmehr der Verstärkung, der perfekten Untermalung dieser Stimme.

Ganz besonders deutlich wird dies bei ‘In This Avalanche’ mit seinen starken Sigur-Rós-Anleihen. Eine Ausnahme von diesem Muster hingegen bildet ‘Point Of Diminishing Return’, das ganz ohne Gesang daherkommt.
So werden es vielleicht einige Menschen, die bisher keinen Zugang zum Post Rock hatten, schaffen, über Midas Fall, Liz Heaton und “Cold Waves Divide Us” Zugang zu diesem Genre zu finden.

Wer nach dem Hören des vielschichtige Titelstücks oder des erhabenen ‘Little Wooden Boxes’ nicht das Verlangen hat, tiefer in dieses Genre einzutauchen, der ist selbst dran schuld.
Bewertung: 11/15 Punkten (FF 11, KR 12)


Credit: Andrew Ilms

Besetzung:
Elizabeth Heaton – Vocals, Guitars, Strings, Synthesisers, Piano, Drums
Rowan Burn – Guitars, Synthesisers, Piano, Drums
Michael Hamilton – Bass, Synthesisers, Drums

Diskografie (Studioalben):
“Eleven. Return And Revert” (2020)
“Wilderness” (2013)
“The Menagerie Inside” (2015)
“Evaporate” (2018)
“Cold Waves Divide Us” (2024)

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16.11.19, Neunkirchen, Neue Gebläsehalle, Gloomaar Festival 2019
26.02.19, Köln, MTC


Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Starkult Promotion zur Verfügung gestellt.