(47:01, CD, Vinyl, digital; Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 23.02.2024)
Ein neues Album von Isildurs Bane macht den Rezensenten grundsätzlich neugierig. Auch dieses Mal ist es wieder eine Zusammenarbeit mit einem Sänger, was für die Schweden mittlerweile nichts Neues mehr ist. Sie hatten ja bereits mit den Granden Peter Hammill und Steve Hogarth kooperiert und mit ihnen zwei bzw. ein Album herausgebracht. Nun besitzen diese beiden außergewöhnlichen Sänger durchaus Spaltpotenzial, doch allein ihr Name dürfte den Schweden möglicherweise neue Fans eingebracht haben. Im vorliegenden Fall haben sie sich allerdings einen in der Prog-Szene eher unbekannten Frontmann ausgesucht – ob das eine gute Idee war? Nach bereits einem Durchlauf sei die These gewagt, dass es sich sogar um eine sehr gute Idee handelte, denn besagter Jinian Wilde drückt dieser Scheibe eindeutig seinen eigenen Stempel auf, ohne dass dies aber Zweifel daran lässt, dass es sich erkennbar um ein Album von Isildurs Bane handelt.
Werfen wir also zunächst noch mal einen Blick auf den Namen Jinian Wilde. Tatsächlich ist er im Prog-Umfeld schon aufgetaucht, denn er ist schon seit geraumer Zeit Sänger in der David Cross Band. Was eigentlich erstaunt, denn des Schreiberlings letzter Kontakt mit dieser Band (allerdings schon lange her) war ein Live-Auftritt der eher brutal-harten Art, was man angesichts der eher weichen Stimme von Wilde nicht so recht in Einklang bringen mag. Eher passt dann die Info, dass besagter Sänger sich unter anderem einen Namen in der Dance-Music-Szene gemacht hat. Was mag also in dieser Kombination nun herauskommen? Die Musik war schon zum Großteil geschrieben und hatte die typischen Trademarks von Isildurs Bane, nun hatte Sänger Jinian Wilde freie Hand, passende Gesangsarrangements dazu zu finden. Und das hat er!
Schon der grandiose Opener, das zweigeteilte 15 ½-minütige ‘Rise Part 1 & 2’, beseitigt jegliche Zweifel, dass die Schweden nun in für den Prog-Fan völlig uninteressante Bereiche abdriften: Ganz im Gegenteil. Der erste Teil nennt sich ‘Dream of Light (The Tempering)’ und beginnt zunächst recht eigenwillig, wird aber sofort eingängig, sobald der Gesang einsetzt, der den Autor direkt mit seiner angenehmen Art auf seine Seite bringt. Mit der Zeit setzen sich die Melodielinien gnadenlos in den Gehörgängen fest, ohne dass diese jetzt sonderlich mainstreamig werden, denn es sind die unverkennbaren Isildurs-Bane-Elemente nach wie vor vorhanden. Und so ist es auch nicht erstaunlich, dass es Themenwechsel innerhalb des ersten Parts gibt, und auch Teil 2, ‘Trigger Finger (The Spiraling)’ überzeugt mit einem tollem Gesangsarrangement. Das nachfolgende ‘Sign of the Times (The Calling)’ weckt sofort Assoziation an Bankstatement. Dieser Song mit Pop-Ansätzen würde glatt als Outtake von einem Album des damaligen Projekts von Genesis Keyboarder Tony Banks durchgehen.
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Das acht-minütige ‘Born Afraid (The Binding)’ beginnt mit einem wunderschönem Keyboard-/Geige-Arrangement, das diese Nummer schließlich auch beendet – einfach nur faszinierend schön. Am Ende glaubt man kurz, die Stimme von Roine Stolt zu hören. Überhaupt ist ja Mastermind Mats Johansson immer in der Lage, feine Keyboardeinlagen einzubringen, ohne sich dabei übermäßig in den Vordergrund zu spielen. Die für die Schweden typische spezielle perkussive Note ist auch hier wieder stilprägend. Nun beweisen sie mit “The Pearl of Ever Changing Shell”, dass sie auch ihren ureigenen Stil wunderbar mit leichten Pop-Ansätzen verknüpfen können.
Herausgekommen ist am Ende ein sehr schönes, abwechslungsreiches, auch sehr emotionales Album, das Anlass zur Hoffnung gibt, dass es in dieser Kombination noch weitere Werke geben könnte. Tolles Album, auf dem es wieder viel zu entdecken gibt!
Bewertung: 13/15 Punkten
Besetzung:
Mats Johansson – moog synthesizer / voyager / one / mini / sub37 / ARP 2600 / CS80 / grand piano / mellotron / clavinet D6 / Oberheim Xpander / percussion / choir / chess computer / computer voice / Buchla software / Pro one / Nord 3 / revolver / treatments
Jinian Wilde – vocals / lyrics
Klas Assarsson – marimba / vibes / tam-tam / sleigh bells / concert bass drum / chereke / Tibetan tinza / glockenspiel / shaker / percussion / caxixi / log drum
Samuel Hällkvist – electric guitar
Liesbeth Lambrecht – viola
Kjell Severinsson – drums
Axel Croné – bass guitar / bass clarinet / clarinet / clavinet D6 / flute
Noah Soderberg Stenman – electric guitar
Luca Calabrese – trumpet
Xerxes Andrén – percussion
John Anderberg – choir
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