Elbow – Audio Vertigo
(39:17; Vinyl, CD, Digital; Polydor/Universal, 22.03.2024)
Zu entspannt. Zu langweilig. Zu belanglos. Mensch, was habe ich nicht schon alles über Elbow gelesen. Dass es Menschen gibt, die mit dem Art Rock der Engländer nur wenig anfangen können, das ist selbstverständlich, selbst, wenn die Band aus der Nähe von Manchester in ihrem Heimatland zu den stadionfüllenden Superstars gehört. Diese Prädikate allerdings auf deren aktuelles Album zu übertragen, das ist schon etwas frech. Denn nachdem das letzte Studio-Album “Flying Dream 1” (2021) tatsächlich sehr zurückhaltend, melancholisch und bedächtig daherkam, wirkt “Audio Vertigo” im direkten Vergleich regelrecht aufdringlich, das macht schon der Opener ‘Things I’ve Been Telling Myself For Years’ mehr als deutlich.
Nicht falsch verstehen, auch dieses mittlerweile zehnte Studio-Album von Elbow ist in seinem Grundtenor recht tiefenentspannt. Es ist Loungemusik, zu der man gechillt im Sofa versinken kann und zu der einem Guy Garvey ein Lullaby singt. Gleichzeitig wirkt “Audio Vertigo” aufgrund seiner perkussiven Rhythmik – ganz toll: Nezuzugang Alex Reeves hinterm Schlagzeug – und den immer wieder eingestreuten Bläsereinlagen regelrecht beschwingt. Man fühlt sich immer wieder genötigt, sich aus seiner Sitzecke zu erheben, um das Tanzbein zu schwingen. Zudem kann einen Guy Garvey nicht nur in den Schlaf singen, simple Refrains wie der von ‘Balu’ brennen sich einem regelrecht ins Hirn ein und nötigen zum Mitsingen.
Elbow vollziehen mit “Audio Vertigo” einen Spagat, sodass ihre Musik simultan sowohl beruhigend als auch anregend wirkt. Die dumpfe Abmischung des Albums passt dazu wunderbar, denn dieser akustische Nebel verleiht den durch sie dringenden hellen Tönen des Schlagzeugs sowie den Bläsern besondere Strahlkraft.
Für den Rezensenten persönlich ist es die Art von Platte, bei der er nicht mehr aufstehen möchte, nachdem er es sich einmal gemütlich gemacht hat. Da ändern auch ein beschwingtes Stück wie das an die letzte The-Dear-Hunter-Platte erinnernde ‘Lover’s Leap’ oder regelrechte Rocker, wie das anregende ‘The Picture’ bzw. das teils sehr treibende ‘Good Blood Mexico City’ nichts dran. Zappeln kann man ja auch auf der Couch.
Bewertung: 12/15 Punkten
Besetzung:
Guy Garvey – vocals, horn arrangements
Craig Potter – keyboards
Mark Potter – guitars
Pete Turner – bass
Alex Reeves – drums
Gastmusiker:
Sarah Field – trumpet, saxophones
Carol Jarvis – trombones
Victoria Rule – trumpet
Ella Hohnen-Ford, Kianja, Eliza Oakes – additional backing vocals
Jack Heyworth, Elvin Reeves, Otto Simpson, Jack Stirling Garvey, Martha Turner, Ted Turner – kids choir
Diskografie (Studioalben):
“Asleep In The Back” (2001)
“Cast Of Thousands” (2003)
“Leaders Of The Free World” (2005)
“The Seldom Seen Kid” (2008)
“Build A Rocket Boys!” (2011)
“The Take Off And Landing Af Everything” (2014)
“Little Fictions” (2017)
“Giants Of All Sizes” (2019)
“Flying Dream 1” (2021)
“Audio Vertigo” (2024)
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Rezensionen:
“Giants Of All Sizes” (2019)
“Lost Worker Bee” (EP) (2015)
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Head Of PR zur Verfügung gestellt.