(40:50; Vinyl, CD, Digital; KScope, 09.02.2024)
Bruce Soord ist definitiv ein Workaholic, der eben noch sein gelungenes letztjähriges Solo-Album in den Äther jagte und nun zeitnah mit The Pineapple Thief ein neues Release an den Start bringt. Natürlich hat der Zuwachs durch Porcupine-Tree-Drummer Gavin Harrison vor einigen Jahren für The Pineapple Thief in vielerlei Hinsicht den nötigen Schub und Feinschliff erzeugt, trotzdem müssen am Ende die Songs/Musik funktionieren. Ich habe mir die knapp 41 Minuten inzwischen mehr als 20 Mal einverleibt. Die Platte braucht den nötigen Anlauf, den starke Alben so brauchen. Ist dann aber, einmal verinnerlicht, definitiv schon jetzt ein kommendes Jahres-Album 2024. Es gibt die vielfach benutzte Phrase, “die Band hat all ihre Kreativität, ihre Stärken in dieses aktuelle Album gegossen/gebündelt/verewigt” – schlussendlich trifft all das auf “It Leads To This” zu.
Die acht Songs sind wie am Faden gezogen, der Sound ist einfach nur auf den Punkt. Und waren früher so manch’ böse Highlights wie ‘3000 Days’ der absolute Killer Moment des jeweiligen Albums, lebt diese neue The Pineapple Thief von durchgehend starken Melodien. Wie immer ist die Bandbreite zwischen atmosphärisch zurückhaltend und kraftvoll modernem Art Rock. Nur hab ich hier wie seit langem nicht mehr das Gefühl, dass die Band einfach die richtige Balance in wirklich jedem Moment findet. Mit dem sanft dahin groovenden Opener ‘Put It Right’ und sehnsüchtiger Melodik nimmt einen das Album fürs erste sanft in die Arme. Um so mehr schickt es mit dem anschliessenden Mid Tempo Hit ‘Rubicon’ definitiv einen neuen Anwärter für den kommenden Live-Hit ins Rennen. Was für ein geiler Song – treibender hymnischer Refrain – Gänsehaut pur!
Das erneut entspannt groovige ‘Ít Leads To This’ mit gut abgemischten Bass und Drums erhebt sich mit gezügelter, aber doch griffiger Hookline in die Vollen – erneut sehr starker Refrain und die erhabenen, ausufernden Porcupine Tree Elemente am Ende des Songs tun ein Übriges. Das im Vorfeld bereits als Video veröffentlichte ‘The Frost’ ist erneut ein entspannt rockiger, gleichzeitig melancholisch-stimmiger P-Thief-Moment mit tollen Synth-Fragmenten im Mittelteil und nach vorne riffenden Gitarren am Ende. Einprägsame Melodien, egal wohin man schaut und eine bärenstarke Akustik-Sound-Wand anno 2024. Man kann es nicht zu oft betonen, dieses Album macht Laune und ‘All That´s Left’ driftet sanft mit netten Japan-/D. Sylvian-Anklängen vor sich hin, nimmt dann mit spitzen drückenden Noise-Attacken Angriffshaltung ein, nur um in erneut melancholische Passagen hinüber zu gleiten – Soord findet jede Sekunde den richtigen Ton. Das mit knapp sechs Minuten längste Stück des Albums ‘Now It’s Yours’ ist wieder so ein feingliedriges Stück modernen Art Rocks, das mit viel Hall auf den Instrumenten, kräftigen Riffs im Mittelteil und Melancholie in den Gesangslinien an die besten Momente von Porcupine Tree erinnert.
Bruce Soord schöpft aus ähnlichen Quellen wie Steven Wilson in seinen besten Zeiten, lässt Pop- und Alternative-Einflüsse spielerisch in den modernen Prog-Sound mit einfliessen. Atmosphäre und Melodien stehen jederzeit im Fokus. ‘Every Trace Of Us’ spielt erneut mit Wilson typischen Gitarren-Akkorden, ein wenig Grunge in der Grundstruktur, aber spätestens der Absprung in den erneut sehnsüchtig schmachtenden Mid-Tempo-Refrain ist dann The Pineapple Thief pur. “To Forget” beschließt ein extrem fokussiertes Stück Musik, in dem sich Soord erneut inhaltlich wieder viel mit sich selbst und den Irrsinn da draußen beschäftigt – das grüblerische, zerbrechliche Element ist halt das Seine. Für die Musik gilt: Jedes Zahnrad greift von der ersten bis zur letzten Sekunde genüsslich ins nächste und diese Veröffentlichung rotiert immer und immer wieder im Player – versprochen! Das Album wird in vielen, aufwendigen Editionen käuflich erwerbbar sein, selbst die Blu-ray 5.1 Variante für jeden audiophilen Fan und Interessierten bleibt nicht aus.Bewertung: 13/15 Punkten
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Line-up:
Bruce Soord (Gitarre & Gesang)
Gavin Harrison (Drums)
Steve Kitch (Keyboards)
Jon Sykes (Bass)
Diskografie (Studioalben):
“Abducting The Unicorn“ (1999/2017)
“One Three Seven (2002)“
“Variations On A Dream (2003)“
“10 Stories Down (2005)“
“Little Man (2006)“
“What We Have Sown (2007)“
“Tightly Unwound (2008)“
“Someone Here Is Missing (2010)“
“All The Wars (2012)“
“Magnolia (2014)“
“Your Wilderness (2016)“
“Dissolution (2018)“
“Versions Of The Truth (2020)“
“Give It Back (2022)“
“It Leads To This” (2024)
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Rezensionen:
“Give It Back” (2022)
“The Soord Sessions Volume 1-4 (2021)
“Versions Of The Truth“ (2020)
“Hold Our Fire“ (2019)
“Dissolution“ (2018)
“Where We Stood“ (2017)
“Your Wilderness“ (2016)
“Magnolia“ (2014)
“All The Wars“ (2012)
“Someone Here Is Missing“ (2010)
“Tightly Unwound“ (2008)
“What We Have Sown“ (2008)
“Little Man“ (2006)
“10 Stories Down“ (2005)
“Variations On A Dream“ (2003)
“137“ (2001)
“Abducting The Unicorn“ (1999)
Konzertberichte:
09.03.22, Oberhausen, Turbinenhalle 2
26.10.21, Mainz, Kulturzentrum
28.09.18, Köln, Live Music Hall
13.09.17, Köln, Luxor
25.01.17, Oberhausen, Zentrum Altenberg
Interview:
Interview: Bruce Soord, The Pineapple Thief, zu “Your Wilderness” (2016)
Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: The Pineapple Thief/Kscope