Steve Hackett – The Circus And The Nightwhale

Steve Hackett - The Circus And The Nightwhale (InsideOutMusic/Sony Music, 16.02.2024) COVER
Credit: Denise Marsh
(44:55; Vinyl, CD, Mediabook (CD+Blu-ray), Digital; InsideOut Music/Sony Music, 16.02.2024)
Nicht jeder, der auf die Alten Genesis steht, ist später mit den Solo-Werken Steve Hacketts warmgeworden. Obwohl das Spiel des Gitarristen einem auch heute noch oft die Kinnlade runterklappen lässt, konnten seine Solo-Werke songwriterisch nur selten mit denen seiner alten Band mithalten. Von Hacketts Sangeskünsten ganz zu Schweigen
Gottlob ist Mr.Hacketts Stimme mittlerweile gereift und trotzdem bleibt der Gesang auf seinem 30. – je nach Rechenweise – Solo-Werk “The Circus And The Nightwhale” eine der Schwachstellen, insofern er diesen nicht seinem langjährigen Begleiter Nad Sylvan überlässt.
Schon der Name der Platte lässt vermuten, dass es sich es hier um ein klassisches Prog-Album handelt. Eine Annahme, die von der Liste der weiteren beteiligten Musiker untermauert wird: Roger King, Rob Townsend, Jonas Reingold, Craig Blundell, Amanda Lehmann, Nick D’Virgilio, Hugo Degenhardt, Benedict Fenner, Malik Mansurov und John Hackett. Tatsächlich ist “The Circus And The Nightwhale” nicht nur eine Prog-Scheibe geworden, sondern sein erstes waschechtes Konzept-Album seit “Voyage Of The Acolyte”, mit allem, was dazu gehört. Fast allem, denn ob das – sagen wir mal eher gewöhnungsbedürftige – Artwork von Denise Marsh, das den Tonträger ziert, dieser Platte würdig ist, das ist Geschmackssache. Thematisch ist “The Circus And The Nightwhale” ein Rites-of-Passage-Album mit autobiografischen Zügen, in dessen Mittelpunkt eine Figur namens Travla steht.

So wenig mitreißend dieser konzeptuelle Überbau erscheint, so wenig packend ist die Platte in ihrem Fluss geraten. Und das, obwohl die Stücke in direktem Zusammenhang stehen, sprich teils ineinander übergehen. Wäre das Album ein Film, so wäre seine größte Schwachstelle wohl sein Drehbuch. Und doch überzeugen viele der einzelnen Szenen dieser Geschichte, der Regisseur, das Sounddesign und auch die Darsteller. Allen voran Steve Hackett selbst, der für seine Leistung an den Saiteninstrumenten einen Award verdient hätte. Doch leider droht der Film dramaturgisch immer wieder abzureißen. Was nicht immer ganz so dramatisch ist, da seine Bilder trotz alledem fast durchgehend fesseln können.
“The Circus And The Nightwhale” ist ein abwechslungsreiches Album geworden, mit vielen Hard-Rock-Elementen, der Blues-Nummer ‘Found And Lost’ und mit ‘Circo Inferno’ sogar ein Stück mit starkem orientalischem Flair. Die einzelnen Musiker dürfen immer wieder glänzen, genauso wie der Maestro selbst.

Ganz viel Spaß macht beispielsweise das sehr proggige ‘Wherever You Are’.

Diese tolle Instrumentalarbeit kann allerdings nicht immer das Konzeptwerk als solches retten. Gerade wenn es etwas flotter zur Sache geht, wie bei ‘Breakout’, wird es schnell sehr technisch, das Drehbuch verliert seinen Faden. Seine stärksten Augenblicke hingegen hat Hacketts Platte in seinen ruhigen Momenten. Besonders erwähnenswert sei an dieser Stelle das verträumt schwelgerische “Ghost Moon And Living Love”. So hallt die Platte nach dem Hören auch noch lange nach, denn das abschließende ‘White Dove’ ist genau solch ein Moment, ein besinnliches akustisches Mandolinen-Kleinod.
Bewertung: 10/15 Punkten


The Circus And The Nightwhale (24-bit HD) von Steve Hackett

Steve Hackett - The Circus And The Nightwhale (InsideOutMusic/Sony Music, 16.02.2024)
Credit: Tina Korhonen

Besetzung & Gastmusiker:
Steve Hackett (elektrische und akustischen Gitarren, 12-saitiger Gitarre, Mandoline, Mundharmonika, Percussion, Bass, Gesang)
Roger King (Keyboards, Programmierung und orchestrale Arrangements)
Rob Townsend (Saxophon)
Jonas Reingold (Bass)
Nad Sylvan (Gesang)
Craig Blundell (Schlagzeug)
Amanda Lehmann (Gesang)
Nick D’Virgilio (Schlagzeug)
Hugo Degenhardt (Schlagzeug)
Benedict Fenner (Keyboards)
Malik Mansurov (Gitarre)
John Hackett (Flöte)

Diskografie

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Rezensionen:
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“Somewhere In South America… Live In Buenos Aires” (2003)
Steve Hackett – Live Archive 70, 80, 90’s (2001)

Konzert- & Festivalberichte:
10.03.22, Frankfurt am Main, Jahrhunderthalle
12.04.17, Bochum, RuhrCongress
19.07.15, Sankt Goarshausen, Loreley, Night Of The Prog Festival X


Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.