(74:21, CD, Digital; Eigenveröffentlichung, 29.09.2023)
So ist das mit den geheimen Herzensangelegenheiten, irgendwann ist es an der Zeit diese anzupacken und am Ende erfolgreich umzusetzen. Seinen langgehegten Wunsch hat auch Günter Grünebast, den Insidern sicherlich noch als Keyboarder der ehemaligen deutschen Progressive Rockband Morphelia in Erinnerung, nun seinerseits realisiert. Unter seinem Synonym Johannssohn ist kürzlich sein Debüt-Album „Minoan Encounters“ erschienen. Ein Werk das Günter Grünebast´s alias Johannssohns musikalische Vorlieben eindrucksvoll dokumentiert. Sein Metier sind die Klassik, klassischer Prog á la Yes oder ELP, elektronische Musik der Berliner Schule aber auch die etwas eingängigeren Varianten, wie man sie z.B. von Jean-Michel Jarre, Kitaro, Klaus Schulze und Edgar Froese kennt. Dabei verharrt Grünebast nicht wie viele seiner Kollegen in einer eindimensionalen Ausdrucksform. Sondern vereint die verschiedenen Genres zu einem atmosphärischen Gesamtgefüge. Neben klassischen sind es vor allem die typischen, elektronisch erzeugten Elemente und Soundeffekte die “Minoan Encounters” ausmachen.
Um es kurz zu beschreiben: “Elektronik meets Progressiv Rock und Klassik”. Mit mediterranem Meeresrauschen startet das Klangerlebnis, um dann im Verlauf der folgenden gut 74 Minuten an Fahrt und Atmosphäre zu gewinnen. Auf seiner Homepage erläutert Günter Grünebast seine von sphärisch, komplexen Klängen geprägte Musikwelt. Inspirationen erhielt er durch den Blick auf ganz besondere Bauwerke. Es sind vier Paläste, die während der Bronzezeit (um 1900 bis 1400 vor Christi) entstanden. Diese vier großen minoischen Paläste in Malia, Phaistos, Knossos und Zakros auf Kreta üben ihre besondere Faszination und große Ausstrahlungskraft auf den aus Ostfriesland stammenden Komponisten und Tastenmann aus. Wie stark ihn diese Orte bewegen, lässt er auch seine Hörer intensiv spüren. Neben starken Synthesizer-Soli und melodischen Keyboard-Parts ist auch der Sound einer Kirchenorgel zu vernehmen. Für diese Produktion ist der klassische Background des Musikers ganz bestimmt kein Nachteil gewesen. Leider steht zum Reinschnuppern im Netz (außer Samples/Snippets, d. Schlussred.) kein Soundfile zur Verfügung. Ein Grund mehr, sich näher mit dem Album zu beschäftigen. Wer dieses, nicht dem allgemeinem Mainstream nacheifernde Album kennen lernen möchte, der sollte sich allerdings ein wenig sputen. Denn diese Veröffentlichung mit einer Auflage von 500 CDs dürfte nicht mehr lange erhältlich sein. Zudem auch die Aufmachung des sechsseitigen, farbenfrohen Digipack gemeinsam mit dem 16-seitigen Booklet für ein Debüt schon eine sehr ansprechende Option darstellt.
Fazit: Abseits des Mainstreams bietet das Debütalbum “Minoan Encounters” von Johannssohn eine interessante Alternative um in elektronische Klangwelten abzutauchen. Nicht nur für Freunde der Elektronischen Musik ein Geheimtipp.
Bewertung: 11/15 Punkten
Line-up Johannssohn:
Günter Grünebast (Ex-Morphelia) – Analoge und digitale Instrumente, ARP Omni 2, Korg MS-20, Minimoog, Moog Satellite, Moog Prodigy, Nord Stage 3, Roland Jupiter 4, Roland Juno 106, Roland JX-8P, Yamaha SY 77, Yamaha EX-5; Spectrasonics Omnisphere, Software-Instrumente von Digital Audio Workstations.
Surftipps zu Johannssohn:
Homepage
Morphelia Homepage
Progarchives Morphelia
Just For Kicks
Alle Abbildungen mit freundlicher Genehmigung: Johannssohn/Günter Grünebast