Mit einer riesigen Anzahl an Gastmusikern veröffentlicht der aus Italien stammende Musiker Roberto Vitelli sein viertes Album “Stranger Skies”. Zum ersten Mal hat er dabei einen Sänger eingebunden, was seine Musik lebendiger klingen lässt. Sie wirkt dadurch auch abwechslungsreicher und unterstützt den gebotenen symphonischen Prog durch eine größere Vielfalt und mehr Ausdrucksmöglichkeiten. Dass die Stimme von John Wilkinson dabei eine unglaubliche Nähe zu Phil Collins besitzt, wirkt im ersten Moment zwar befremdlich, ist aber für viele Fans sicher auch kein Nachteil. Eingefleischte Progfans dürften die Stimme wahrscheinlich sowieso kennen, denn er hat bereits auf mehreren Veröffentlichungen der Band The Samurai Of Prog gesungen. Dass die Herren Kimmo Pörsti und Marco Bernard sich nur mit wirklich guten Musikern umgeben ist bekannt und spricht für die sängerischen Qualitäten von John Wilkinson. Die sechs Tracks gehen textlich in die Richtung des Entdeckens und des Reisens in ferne Länder. Musikalisch bleibt er seiner Linie treu und somit klingt auch dieses Album mit seiner vielfältigen Tastenarbeit sehr nach der progressiven Art und Weise der späteren Progphase der 80er Jahre. Doch auch die Gitarre wird nicht vergessen, bleibt aber etwas weniger im Einsatz als die Tasten. Kompositorisch macht der Italiener Vieles richtig, da besonders seine langen Songs neben rockigen Teilen ebenso klassisch klingende Passagen enthalten. Das klingt dann sogar nach den alten Siebzigern, als viele Bands die Orgel entdeckt hatten und diese bis zum Exzess ausreizten. Ganz so schlimm ist es bei ihm aber zum Glück nicht. Und besonders in der zweiten Hälfte des Albums können die Fans von Longtracks sich beim Titeltrack ‘Stranger Skies’ und bei ‘Another World’ freuen. Roberto Vitelli setzt hier, neben seinen Tasten, auch die Saiten und die Felle vermehrt ein, um den Hörer während jeweils über zehn Minuten bei der Stange zu halten. Im Vergleich zur ersten Hälfte des Albums ist dies eine hörbare Steigerung, und dem Hörer wird jetzt richtig bewusst, was der Musiker alles besser hätte machen können in der ersten Hälfte.
Liebhaber von progressiver Rockmusik mit Hang zu Tasten und phasenweisem Seventies Feeling sollten mal ein Ohr riskieren. Meistens aber kippt die Musik in die Achtziger Jahre des Prog, was auch bei diesem Album nicht immer nur positive Inhalte aufzeigt. Die 80er waren durch übertriebenen Bombast für viele von uns nur noch teilweise zu ertragen und auch Roberto Vitelli tappt hie und da in diese Falle. Dennoch sollte man anerkennen, dass in Italien schon seit Jahrzehnten eine Progszene besteht die absolut lebendig ist, und deshalb wird auch dieses Album seinen Platz bei den Fans jenseits der Alpen finden. Und vielleicht auch bei dem einen oder anderen bei uns, der den Progstil der Achtziger liebt.
Bewertung: 8/15 Punkten
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Besetzung:
Roberto Vitelli – bass, keyboards
Mattias Olsson – drums
John Wilkinson – vocals
Giacomo Anselmi – guitar
Gastmusiker:
Clive Nolan – keyboards
Graeme Taylor – acoustic guitar
Tomas Bodin – keyboards
John Hackett – flute
David Jackson – saxophone and wind instruments
Bob Hodges – keyboards
Stefano Vicarelli – keyboards
Riccardo Romano – backing vocals, 12-string acoustic guitar
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Rezensionen:
“From Sea And Beyond” (2018)“Les Châteaux De La Loire” (2015)
Abbildungen: Ellesmere