(47:44, Vinyl (2 LP), CD, Digital; InsideOut Music/Sony Music, 26.01.2024)
Mit “Charcoal Grace” gibt es seit einigen Wochen ein neues Album von Caligula’s Horse. Wirklich Neues aus Down Under bedeutet dieses allerdings nicht. Denn mit ihrem sechsten Studio-Album folgen die Australier der gleichen Blaupause wie auf ihren letzten Alben. So ist auch auf “Charcoal Grace” das Spannungsfeld zwischen dem melancholischen Gesang Jim Greys und hartem Progressive Metal allgegenwärtig. Ein Stillstand auf hohem Niveau, der alle Freunde des Progressive Metal und insbesondere die Fans von Caligula’s Horse erquicken sollte. Für Überraschungen hingegen lässt das Quartett aus Brisbane nur wenig Platz.
Mit dem zehnminütigen ‘The World Breathes With Me’ und dem zwölfminütigen ‘Mute’ haben Caligula’s Horse jeweils einen Longtrack an den Anfang und einen an das Ende ihres Albums gestellt. Und für wen das nicht proggy genug ist, den erwartet darüber hinaus, neben drei Stücken im Dreieinhalb- bis Sechs-Minuten-Bereich, das Titelstück als Herzstück der Platte, eine insgesamt 24-minütige Suite in vier Teilen.
Abwechslungsreich ist “Charcoal Grace” auch ohne das Eingehen von Experimenten. Dies liegt insbesondere am individuellen Song-Aufbau der sechs einzelnen Tracks.
‘The World Breathes With Me’ ist trotz seiner großen Länge ein recht homogenes Stück mit vielen Aufs und Abs, das nur schlecht in einzelne Teile runtergebrochen werden kann. Progressive Metal im Galopp-Tempo, welcher von Jim Greys majestätischen Gesangslinien durchwoben ist, die einen immer wieder vergessen lassen, wie unheimlich heavy dieses Stück eigentlich ist. Die eingeschobenen Pausen lassen dieses Stück gar ganz sanft wirken, zumindest phasenweise. Sam Vallens Gitarrensolo, das nach gut sieben Minuten einsetzt, hingegen katapultiert einen schier in eine andere Welt. Mitnichten ein schwacher Auftakt, der noch besser hätte ausfallen können, hätte man ein wenig Mut zu Kürze gezeigt.
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Denn wofür Caligula’s Horse beim ersten Stück noch zehn Minuten benötigten, schaffen sie bei ‘Golem’ in der Hälfte der Zeit. Fesselnde, stakkatohafte Rhythmen treffen auf eine Gesangslinie zum Niederknien. Dazu immer wieder kurze energetische Metal-Shouts aus dem Hintergrund. Das ist effektives Songwriting. Hier ist einfach alles auf den Punkt. Eine typische Prog-Metal-Single à la Caligula’s Horse. Schade, dass es bei diesem Song nicht auch noch zu einem echten Ende gereicht hat.
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Obwohl das nun folgende ‘Charcoal Grace’ das längste Stück dieser Platte ist, ist es im Gegensatz zum Opener keineswegs zu lang geraten. Was an dem schon eingangs erwähnten Charakter dieses Stückes liegt. So besteht es insgesamt aus vier Suitensätzen, die allesamt unterschiedliche musikalische Ausrichtungen haben: ‘Prey’, der erste Teil, der ouvertürenhaft beginnt und sich in seinem weiteren Verlauf immer wieder fließend zwischen fragilen Melodien und harten Metal-Riffs bewegt. ‘A World Without’, der zweite Teil des Opus Magnum, der mehr Progressive Rock als Metal ist und bei dem sowohl Jim Greys Stimme als auch die Melodien am bezauberndsten sind, ganz zu schweigen von einem Gitarren-Solo, das Gänsehaut hervorruft. ‘Vigil’ hingegen ist ein quasi minimalistisch gehaltenes Stück, bei welchem die wehmütig klagenden Vocals im Mittelpunkt stehen und so die Message des Stückes unterstreichen. Und zuletzt das sehr sperrige ‘Give Me Hell’, bei dem sich Sam Vallen, Josh Griffin (Schlagzeug) und Dale Prinsse (Bass) auf ihren Instrumenten – dem Titel entsprechend – richtig austoben dürfen. Wie auch beim Rest des Albums rechnen die Australier in dieser Suite mit den Erfahrungen und Folgen der Zeit der Corona-Pandemie ab, um letztendlich auf eine Katharsis hinzuwirken. So vertiefen sie hier die Themen Beziehung, Entfremdung und die Art und Weise, wie die Menschheit unter Zwang handelt.
Was textlich als Einheit bestens funktioniert, ist musikalisch besser in seinen Fragmenten zu genießen, da die einzelnen Teile stärker sind, als die Suite als Ganzes. Songorientierter geht es wieder im anschließenden ‘Sails’ zu, dem kürzesten und gleichzeitig ruhigsten Stück der Platte. Was einerseits eine nette Verschnaufpause ist, andererseits aber ein wenig die Spannung aus dem Album rausnimmt, da es dem Stück ein wenig an Kontrasten mangelt. Ganz anders ‘Soundchaser’, das vielleicht beste Stück dieser Platte. Denn es ist progressiv und eingängig zugleich, fragmentiert, ohne zusammenhanglos zu sein, ausladend, ohne dabei auszuufern.
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Dass Caligula’s Horse es hiernach noch einmal schaffen, die Hörer an sich zu fesseln, spricht für die Queenslander. Obwohl man auch zu ‘Mute’ sagen muss, dass Weniger womöglich Mehr gewesen wäre. Spätestens nach dem Solo, das auf die Genesis-Gedächtnis-Flöte folgt, wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, das Album enden zu lassen.
Bewertung: 12/15 Punkten
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Besetzung:
Jim Grey – lead vocals
Sam Vallen – lead guitar
Josh Griffin – drums
Dale Prinsse – bass
Diskografie (Studioalben):
“Charcoal Grace” (2024)
“Rise Radiant” (2020)
“In Contact” (2017)
“Bloom” (2015)
“The Tide, the Thief & River’s End” (2013)
“Moments From Ephemeral City” (2011)
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Rezensionen:
“Rise Radiant” (2020)
“In Contact” (2017)
“Bloom” (2015)
“The Tide, the Thief & River’s End” (2013)
“Moments From Ephemeral City” (2011)
Festival- & Konzertberichte:
30.06.17, Barcelona (ES), Poble Espanyol, Be Prog! My Friend
24.06.17, Valkenburg aan de Geul (NL), Openluchttheater, Midsummer Prog Festival 2017
Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Oktober Promotion zur Verfügung gestellt.