(43:52, CD, Digital, OOB Records, 1.9.2023)
Was sagte einst Kaiser Joseph II nach der Aufführung der Oper “Die Entführung aus dem Serail” zu Mozart? “Zu viele Noten, streich’ er einige weg, und es ist richtig.” Worauf Mozart antwortete “Es sind genauso viele Noten, wie nötig sind.” Was uns sofort zu Residuos Mentales und deren aktuellem Album “A Temporary State Of Bliss” bringt. Ganze fünf Jahre nach dem Debüt “Introspection” blaupaust das griechische Duo wieder den instrumentalen Prog, dass es eine Freude ist. Mit ganz vielen Breaks.
Und noch viel mehr Noten. Mit vier Tracks in Prog-kompatiblen Lauflängen von fünf bis siebzehn Minuten lutschen Keyboarder Stratus Morianos und Multiinstrumentalist Alexandros Mantas hier alles rund, was irgendwie Prog-affine Parallelen besitzt und schaffen hierbei so manches Déjà-vu. Und eben diese reichen einmal mehr von frühen Genesis (‘The Stuff Of Dreams’) bis Camel (‘A Series Of Self-Correcting Errors’), womit schon mal fast alles abgedeckt wäre, was diese Spielart in den Siebzigern ausmachte. In Anbetracht des Nichtvorhandenseins irgendwelcher vocalistischer Lautäußerungen (bis auf melodramatische Chöre) bleibt demnach mehr, das heißt viel mehr Raum für solistische Extravaganzen, was das Duo denn auch voll und ganz ausnutzt.
Ein fast schon harmonischer ‘Missing Part‘’ wartet, obwohl fast schon Single-kompatibel, in diesem Zusammenhang mit Trompeten-gesampelten Keyboards – überhaupt die Keyboards scheinen hier denn auch fast omnipräsent (freundlicher Hinweis der Band: Die Trompete ist kein Sample, sondern wird von Vaggelis Katsarelis gespielt, atmosphärischem Gitarrensolo und pathetischem Finale auf. Letztendlich bleibt das Gefühl, dass hier die Intentionen zu sehr auf Verzierungen, Stuck und Schnörkel als auf eine solide Basis gelegt wurden, lassen sich in diesem Zusammenhang doch kaum noch irgendwelche Strukturen erkennen.
Bewertung: 10/15 Punkten
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Abbildung: Residuos Mentales