Madder Mortem – Old Eyes, New Heart

Madder Mortem - Old Eyes, New Heart (Dark Essence, 26.01.2024) COVER(48:25, CD, Digital, Dark Essence Records, 26.01.2024)
Der erste große Boom in Sachen Gothic bzw. Dark Metal mit weiblichen Vocals war zum Zeitpunkt des MM-Debüts 1999 gerade abgewickelt. Es gab die experimentelleren, mutigen Bands wie The 3rd and the Mortal, die stets grossartigen The Gathering, die ihre Metal-Einflüsse mehr oder weniger hinter sich ließen, während symphonischer Metal mit Frauengesang wie Nightwish, Evanescence und Within Temptation Charts-technisch durch die Decke gingen. Die Norweger Madder Mortem bewegten sich von Anfang an zwischen all diesen Polen, begannen mit Doom, Progressive- und Dark-Metal-Einflüssen, waren jederzeit angenehm sperrig, nordisch eigen und belegten ihre eigene verschrobene Nische – ein wenig das weibliche Pendant zu den ebenfalls sehr speziellen Norwegern In The Woods. Mittlerweile ist man beim achten Studio-Album angekommen, persönliche Schicksalsschläge (Sängerin Agnete und Gitarrist + Bruder BP M. verloren vor kurzem Vater und Band-Mentor Jakob) prägten die Geschichte des neuen Albums auf signifikante Weise.

Old Eyes, New Heart by Madder Mortem

“Old Eyes, New Heart” ist vielseitig, kraftvoll, leidenschaftlich emotional und man ließ sich für das Cover Artwork von keinem Geringeren als Costin Chioreanu unterstützen. Die Norweger integrieren wie schon auf den Vorgängern moderne, dem New Metal nicht unähnliche Brachial-Riffs, verbinden diese aber jederzeit gekonnt mit atmosphärisch, elegant düsteren Melodien. Prescht das Album mit dem stoisch drückenden ‘Coming From The Dark’ in die Vollen, weiß man in der Kombination Riffs + Agnetes Vocals sofort die hauseigene Duftnote zu erkennen – so klingen nur Madder Mortem. Im weiteren Verlauf gibt es viele Überraschungsmomente, den eingängigen Mid Tempo Hit ‘Unity’, die von Dark Blues angehauchte Halbballade ‘On Guard’, den entrückten nächtlichen Titelsong, das nach vorne tänzelnde, wütend-unruhige ‘Master Tonque’, bei dem die Einflüsse von System of a Down nicht unerwähnt bleiben sollen. ´’The Head That Wears The Crown’ und im Besonderen ‘Towers’ lassen die mittlere wuchtig-groovige Katatonia-Phase im Rhythmus-Geflecht aufblitzen. Nur wird jeder Song mit der markanten Stimme von Agnete am Ende immer ein Madder-Mortem-Musterstück. Nehmen die Norweger die Härte ‘raus, blitzen wundervolle Momente auf – man nehme das entspannt, melancholisch, dezent nordisch folkige ‘Here And Now’ und im speziellen der schwebende Rausschmeisser ‘Long Road’. Diese kleinen Ausreißer haben ihre ganz eigene Klasse und zeigen die Band fernab des Metal mit Progressive-Folk-Einflüssen in anderen Sphären musizierend. Nach fünf Jahren Pause ein starkes und reifes Album, das einmal mehr die Bandbreite der Norweger zwischen Modern, Dark und Progressive Metal perfekt abbildet.
Bewertung: 11/15 Punkten (RB 11, KR 11)


Line-up:
Agnete M. Kirkevaag: Vocals
BP M. Kirkevaag: Guitar, vocals
Anders Langberg: Guitar
Tormod L. Moseng: Bass
Mads Solås: Drums

Diskografie:
Mercury (1999)
All Flesh Is Grass (2001)
Deadlands (2002)
Desiderata (2006)
Eight Ways (2009)
Red In Tooth And Claw (2016)
Marrow (2018)

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Abbildung/Cover: Jakob Kirkevaag / Costin Chioreanu