Hiraes – Dormant
(45:44; Vinyl, CD, Digital; Napalm Records, 26.01.2024)
Die deutsche Melodic-Death Metal-Formation Hiraes entstand 2020, nach dem Split der Osnabrücker Band Dawn Of Disease, wobei beinahe alle ehemaligen Mitglieder, bis auf Ex-Sänger Tomasz Wisniewski, wieder dabei sind. Verfeinert wurde das Line-up, damals wie heute, mit dem Einstieg von Britta Görtz, ihres Zeichens Sängerin von Critical Mess und ehemals auch als “Elchkuh” bei den Thrashern von Cripper bekannt.
Das Debütalbum “Solitary” aus dem Jahr 2021 hinterließ beinahe durchweg eher mittelprächtige Reaktionen, wobei die Hauptkritikpunkte darin bestanden, dass vieles im Stile schwedischer Vorbilder, wie u.a. Arch Enemy, zu vorhersehbar und wenig eigener Charakter vorhanden war. Nach dem Genuss eben dieses Debüts hat der Betreuende die angesprochenen Makel ebenso erkannt und kommt zu dem Schluss, dass auf dem neuen, zweiten Album namens “Dormant” einige Verbesserungen zu verorten sind.
Die Produktion ist nach wie vor zwar “modern”, drückt den Hörer aber trotzdem ordentlich in den Sitz. Die Performance ist ebenso wieder hochprofessionell. Die exakten, vielseitigen Drums, die soloverliebte Gitarrenarbeit und die unglaublich beeindruckende Gesangsleistung von Britta Görtz lassen den Zuhörenden anerkennend nicken. Singt sie beim eingängigen ‘Undercurrent’ noch mit klarer, sauberer Stimme, packt sie urplötzlich bei ‘About Lies’ diese unfassbaren Deathcore-Pig-Squeals aus, die beim Betreuer den Reflex auslösen, ihr einen Pfefferminztee kochen zu wollen.
Ja, gerade der Gesang ist die größte Überraschung und die größte Stärke des Albums. In ‘Nightflight’ kommen zum Beispiel die alten Thrash-Metal-Roots von Frau Görtz zum Vorschein, ‘Red Soil’ macht mit Sprechgesang und Elektrobeats einen leichten Schlenker in den Industrial und ‘Dormant’ sorgt mit seinen angenehmen Midtempo-Stellen und Synthieflächen dafür, dass der Band in Sachen Eigenständigkeit ein paar Punkte gutgeschrieben werden können.
Das zweite Album von Hiraes bietet druckvollen, eingängigen Melodic-Death-Metal mit schwedischem Anstrich, hebt sich dabei allerdings mit einer angenehmen Bodenständigkeit von einigen sterileren Vorbildern ab. Dazu punktet die Band mit interessanten neuen Ideen und einer unfassbar guten wie spannenden Gesangsleistung.
Bewertung: 10/15 Punkten
Besetzung:
Christian Wösten – Bass
Mathias Blässe – Drums
Oliver Kirchner – Guitars
Lukas Kerk – Guitars
Britta Görtz – Vocals
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Alle Abbildungen stammen von All Noir PR und Napalm Records