(43:30; Vinyl, CD, Digital; Season of Mist, 26.01.2024)
“Die Exocrine dient einzig und allein als Transportbestie für die mit ihrem Fleisch verwachsene bioplasmatische Kanone, eine gigantische Waffe, die einen riesigen Energieball oder mehrere gezielte Todesstrahlen aus ihren Läufen abfeuern kann.”
Wenn man nach der Bedeutung des Bandnamens dieser im französischen Bordeaux entsprungenen Death Metal Band googelt, stößt man zuerst auf eine solche Beschreibung, die wohl eher der Gamer-Szene entstammt. Aber so ganz falsch ist die Beschreibung nicht. Eigentlich passt sie sogar sehr gut. Gegründet 2013 vom Gitarrenvirtuosen Sylvain Octor-Perez, legt diese “Transportbestie” in regelmäßigen Abständen mit einer ziemlich großen bioplasmatischen Kanone – die selbst den bösen Imperator Palpatine vor Neid erblassen lassen würde, wäre er nicht eh schon so blass – ganze Sonnensysteme in Schutt und Asche. Der Todesstern, mit seinem lächerlichen Strahl, wirkt dagegen wie ein rosa Luftballon und schon die ersten Riffsalven und Stakkato-Drums aus dem Intro ‘Presage’ würden aus ihm wild fiepend die Luft entweichen lassen.
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Heiliger Eiterpickel! Was geht denn hier ab? Zuerst wiegt man den ahnungslosen Hörer mit harmlosem Prog Metal in Sicherheit, nur um Sekunden später die Apokalypse einzuläuten. Hochgeschwindigkeit und ein technisches Niveau, bei dem sich John Petrucci auf sein Schaukelpferd zurückziehen möchte, sägt sich ins Hirn und macht sich breit wie ein Symbiont, der dich langsam zu einem Cyborg formen wird. Das Titelstück macht einen komplett fertig. Tiefste Growls, Cynic-Gedächtnisgesang, Elektrobeats, epische Eruptionen und zwischen alledem ertönt auf einmal eine … Trompete? Was zur Hölle?
Mit ‘Life’ heben die Franzosen mit wahnsinnigem Tapping, brutalen Riffs und tiefsten Growls, die stellenweise an Lorna Shore erinnern, das ganze Niveau noch ein wenig mehr Richtung “völliger Wahnsinn”. Dabei zimmern die Maschinengewehr-Drums dem hörenden Progger-Lappen so viel Nägel in den Schädel, dass selbst Pinhead anerkennend nicken würde.
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Aber von Gewalt, Brutalität und Perfektion abgesehen, können Exocrine überraschenderweise auch Melodien und Harmonien darin verarbeiten. Zwischen den mitreißenden Riffs finden sich immer ein sauberes Solo und viele neue, interessante Ideen, wie z.B. Einsätze von Vintage-Synthies, die Twilight Zone-Melodien spielen, Ausflüge in den Thrash Metal, jazzige Skalen und klassisch arrangierte Orchesterparts. Insgesamt deuten sich etwaige Vergleiche zu Obscura oder Necrophagist an, allerdings wirkt das Geballer von Exocrine deutlich organischer und – so komisch es klingt – wärmer.
Das Jahr ist noch jung, aber Exocrine legen mit “Legend” bereits jetzt die Messlatte in Sachen technischer Death Metal enorm hoch an. Das Quartett aus Bordeaux überzeugt durch gutes Songwriting, technisch beeindruckendes Niveau und massiv gute Riffs – und wirkt dabei weder steril noch kalt.
Bewertung: 13/15 Punkten (MBü 13, KR 12)
Line-up:
Sylvain Octor Perez – Lead Guitars
Nicolas La Rosa – Guitars
Jordy Besse – Bass, Vocals
Theo Gendron – Drums
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Alle Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Season of Mist.