Moon Safari – Himlabacken Vol 2
(68:54, CD, digital, Vinyl; Eigenveröffentlichung/Just for Kicks, 08.12.2023)
Vielleicht erinnert sich noch der ein oder die andere an das Freakshow Festival von 2007, als seinerzeit eine Rasselbande aus Schweden den Auftakt machte und sich als krasser Gegenpol zu allem erwies, was danach noch folgen sollte. Denn nach ihrem Auftritt waren in etwa 90 Prozent des Melodik-Anteils bei diesem Festival von Charly schon verbraten. Jahre später dann beispielsweise im Spirit of 66: sie spielen einen Song vom “Blomljud” Doppelalbum, bei dem vielstimmig vom Publikum mitgesungen wird. Klingt unspektakulär, doch dies galt für ‘Moonwalk’ – und das ist ein Instrumentalstück, bei dem die Gitarrenlinie mitgesungen wurde. So was muss man erst mal schaffen!
Es folgten diverse Alben und immer mehr Auftritte, unter anderem auch in Japan und den USA. Doch nach dem Album “Himlabacken Vol 1” kam eine sehr lange Pause. Zwar durfte man ein Nachfolgealbum Vol 2 erwarten, doch es passierte einfach nichts diesbezüglich. Sie waren zwar regelmäßige Gäste auf der Cruise to the Edge, aber Updates in Sachen neues Album gab es nie, so dass der Fan nach einer Weile schon gar nicht mehr damit gerechnet hatte. Doch jetzt ist es tatsächlich so weit, Teil 2 ist auf dem Markt. Und eines lässt sich schon nach dem ersten Durchgang klar festhalten: für den Moon-Safari-Fan hat sich das Warten gelohnt, denn sie sind zurück, und das besser als je zuvor. Und mit diesem tollen Album im Rücken darf man auch für die nächsten Jahre weitere Highlights von ihnen erwarten, das sei an dieser Stelle einmal behauptet.
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Dabei hat sich zunächst einmal in der Besetzungsliste (siehe unten) nichts geändert, der ehemalige Black Bonzo Drummer Mikael Israelsson ist ja mittlerweile auch schon eine ganze Weile dabei. Und dass die Jungs bestens eingespielt sind, wird schnell deutlich. Die Schweden haben sichtlich Spaß am Musizieren, und gerade das Singen ist ja ihre Kernkompetenz, und sie singen gern und viel. Und der Rezensent hört das gern und oft. Klassische Win-Win Situation also.
Was für eine Sangesmacht! Man kennt ja schon diese Satzgesänge, sie sind ja praktisch ihr Markenzeichen. Aber in den insgesamt neun Songs werden die Lead Vocals so geschickt auf mehrere Schultern verteilt, dass es eine wahre Freude ist, denn alle singen ausnahmslos wunderbar. Die bisweilen hohe Stimmlage von Simon ist natürlich wieder des Öfteren zu hören, doch er kann genauso gut einen auf heavy und extrem kraftvoll machen, was aber auch für andere gilt. Diesbezüglich überzeugen sie wieder auf ganzer Linie. Manche Passagen mögen zwar etwas süßlich klingen, aber das kennt man ja schon von ihnen, das gehört dazu. Die teils sehr kräftigen Gesänge mit Shouterqualitäten dagegen sind vielleicht etwas überraschend, setzen aber definitiv gelungene Kontraste. Die Keyboards sind wieder ausgesprochen geschmackvoll arrangiert, und was auf diesem Album besonders auffällt: Pontus brilliert dermaßen häufig mit wunderbaren Soli, dass der Fan elegischer Gitarrenparts in Verzückung gerät. Immer wieder zählen seine Einlagen zu den Highlights des Albums.
“Himlabacken Vol 2” startet gleich mit einem rockigen Gute-Laune Song, der stellenweise (Tapping!) etwas an Van Halens ‚’Jump’ erinnert. “Welcome back” kommt dort immer wieder aus den Boxen, und das darf wörtlich zurückgegeben werden. Ihr seid wieder da – und wie! Beim nächsten Track ist der Schreiberling regelmäßig hängen geblieben, denn diese Nummer packt dermaßen, dass man gleich nochmal die Repeat Taste drückt. ‘Between the Devil and Me’ von Simon ist einer ihrer besten Songs überhaupt geworden, auf dem peppigen Zehnminüter ist der Lead Gesang überragend, und man kann sich gut vorstellen, dass dies zu einem Live-Klassiker werden kann. Es folgt eine Art Hitsingle mit ‘Emma, Come on’, kurz und knackig. Die Komposition des Achtminüters ‘A Lifetime to Learn How to Love’ stammt von Pontus und ist eine wunderschöne balladeske Nummer mit teils mächtigen Chorarrangements und – natürlich – allerfeinster Gitarrenarbeit. Dann ist Johan Westerlund mit zwei Songs am Start, einer kurzen Nummer mit massiven Gesangseinlagen in den unterschiedlichsten Tonlagen und sparsamer Begleitung, worauf mit ‘Blood Moon’ ein weiterer Ohrwurm folgt. Doch damit ist das Pulver noch längst nicht verschossen, denn nun ist ein echter Longsong an der Reihe, das 21-minütige ‘Teen Angel Meets the Apocalypse’, das gelegentlich auch gewisse Flower-Kings-Züge trägt und sogar kurze Bach-artige Arrangements vorweisen kann, dann schon fast Musical-artig im Ayreon-Stil mit mächtigem Chorarrangement. Auch Soundtrack-artiges im Goblin-Stil ist zu hören. Sie haben bei der Nummer ja viel Zeit, unterschiedliche Ideen einzubauen, und das tun sie auch. Da wird nichts x-mal wiederholt, sondern sehr abwechslungsreich agiert. Mit ‘Forever, For You’ schließt sich ein weiterer zehnminütiger Track an, diesmal mit schöner Einleitung an akustischen Gitarren, Melodielinien, die sich in die Gehörgänge einbrennen und gegen Ende einer Tastenarbeit in bester Wakeman-Manier. Ein weiterer toller Song. Danach wird es mit einer kurzen, besinnlichen Nummer beinahe weihnachtlich – hier wird dann auch ausnahmsweise in Muttersprache vorgetragen.
Moon Safari melden sich auf ausgesprochen beeindruckende Weise zurück! Nicht mit irgendeinem beliebigen Album, sondern mit ihrem bisher besten Werk! Für Mixing und Mastering war übrigens Rich Mouser zuständig.
Bewertung: 14/15 Punkten (JM 14, HR 14)
Line-Up:
Simon Åkesson – lead vocals / grand piano / organ / moog synthesizer / choral arrangements / orchestral arrangements
Pontus Åkesson – electric guitars / acoustic guitars / lead vocals
Sebastian Åkesson – organ / percussion / vocals
Petter Sandström – lead vocals / acoustic guitars
Johan Westerlund – bass guitars / lead vocals
Mikael Israelsson – drums / percussion / keyboards / vocals
Guest:
Jamison Smeltz – saxophone (‘Forever For You’)
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Abbildung: Moon Safari