Getriggertes Gesamtkunstwerk
Die Coverfotos vom Penthouse (aufgenommen von Kadavars Lupus Lindemann), an denen schon der Zahn der Zeit genagt zu haben scheint, sind bezeichnend für das neue, zweite Zahn-Album, das als Doppelalbum erscheint. Das Berliner Trio setzt auch auf seinem zweiten Album vollkommen aufs Instrumentale und feiert in seinen mitunter reichlich ausufernden Kompositionen die Vielfalt instrumentaler Rockmusik ab. Die Tracks tragen dabei pragmatische Titel wie ‘Zehn’, ‘Faser’, ‘Tabak’, ‘Velour’ oder ‘Idylle’ – nichts soll von den eigenen Bildern im Kopf bei den hier inszenierten Soundtracks für imaginäre Movies in Neo-Western- und Roadmovie-Idyll ablenken. Gitarrist Felix gibt Antworten auf Fragen zu Zahn, “Adria” und dem ganzen Rest…
Stimmt der Satz von dem “schwierigen zweiten Album”?
In unserem Fall war das ein sehr aufwendiges zweites Album – unser Schreibprozess ist umfangreicher geworden und neue Instrumente sind hinzugekommen. Im Gegensatz zu dem des ersten Albums haben wir während dieses Entstehungsprozesses länger an Details gefeilt und mehr Zeit im Studio verbracht – aber gleichzeitig sind wir in den vergangenen drei Jahren als Band gereift und die Dinge fallen mittlerweile schneller an ihren Platz. Wir wissen, was wir wollen – eine musikalische Idee wird schnell als weiterverwertbar oder als Flop entlarvt. So müssen wir nicht lange an etwas herumdoktern, was vielleicht von vornherein schon wertlos war. Es war viel Arbeit, aber keine schwierige.
War es geplant, “Adria” als Doppelalbum zu veröffentlichen? Oder gingen bei den Aufnahmen die Ideen mit euch durch und ihr konntet euch nicht entscheiden zu selektieren?
Wir hatten am Ende der Studiozeit über 100 Minuten Musik aufgenommen, haben also, um hieraus ein Doppelalbum zu machen, noch ordentlich selektiert. Es gab kurz die Idee, ob es nicht eigentlich zwei Alben seien, letztendlich ist bei den elf Stücken, die nun auf der Platte enthalten sind, aber keines dabei, was wir aus dem Gesamtkontext hätten nehmen wollen. Es gab also irgendwann gar keinen anderen Weg als den des Doppelalbums.
Wie kommt man bei durchweg instrumentalen Material auf Titel wie ‘Yuccatan 3E’? Und gibt es dabei wirklich einen Bezug zur Musik?
Manchmal ist ein Songtitel ein assoziativer Begriff, der sich auf irgendein stilistisches Element oder die Form des jeweiligen Stückes bezieht, manchmal ist es einfach ein Wort, das wir absurd oder herrlich finden.
Kompositionen oder eher Improvisationen?
Kompositionen.
Wie kamt ihr zu den Covermotiven von Kadavars Lupus Lindemann?
Chris hat diese Bilder gesehen und sie passten so genau zu dem Vibe, den wir in der Musik gehört haben, dass wir Lupus gefragt haben, ob er sie uns zur Verfügung stellen würde. Wir sind sehr froh, dass er ja gesagt hat.
Mittlerweile lässt ja gefühlt die halbe Welt bei Magnus Lindberg (Cult Of Luna) mastern. 😉
Wie kamt ihr zu der Überlegung?
Chris und Nic haben schon beim Heads-Album “Push” mit Magnus gearbeitet, eine Platte, die ich sehr mag, vor allem ihren großen Sound. Für “Adria” kam er uns sehr passend vor und das hat sich auf jeden Fall bewahrheitet.
Wie kommt man auf die Idee, einen Gig trotzdem noch zu spielen, obwohl ein Drittel der Band ausgefallen ist, wie kürzlich auf der Saalepartie passiert?
Manchmal verlangt das Projekt nach Entscheidungen, die zuerst abwegig erscheinen, aber einfach getroffen werden müssen.
Warum “Adria”?
Adria ist ein Trigger, ein assoziativer Begriff, der Bilder und Stimmungen bei uns aufruft, die sich mit der Art der auf dem Album enthaltenen Musik und dem Coverartwork zu einem – ich bitte, den überhöhten Begriff zu verzeihen – Gesamtkunstwerk zusammenfügen.
Chris Breuer (Heads, Ex-The Ocean Collective) – Bass, Synthesizer, Drum Machine, Lap Steel GuitarFelix Gebhard (Muff Potter, Tourband Einstürzende Neubauten) – Guitars, Synthesizer, Bass VI, Electric Piano
Nic Stockmann (Heads) – Drums, Electronic Drums
Was läuft bei Euch noch so außerhalb von ZAHN?
Wir arbeiten an Modellen zur Wiederurbarmachung der brandenburgischen Landschaften, speziell der Rekultivierung der Flächen der 2024 abzureißenden Tesla Gigafactory in Grünheide.
Steht eine Tour zum Album an?
Ja. Wir haben kürzlich per Handschlag die Zusammenarbeit mit der Berliner Booking-Agentur Poj Poj besiegelt und werden 2024 viele Konzerte spielen.
Danke für das Gespräch!
PS: “Adria” erscheint am 24.11.2023 als digitales Album sowie auf LP. Es gibt wirklich ganz besonders schöne, streng limitierte Vinyl-Farb-Versionen – besonders equisit die “Zebra” und v.a. die “Yuccatan Edition”.
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Surftipps zu ZAHN:
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Rezension “Zahn” (2021)
Abbildungen: Lupus Lindemann/ZAHN/Crazysane Records