Unitopia – Seven Chambers

Unitopia - Seven Chambers (Progrock.com's Essentials/Just for Kicks, 25.09.2023) COVER(82:33; Vinyl, 2 CD, Digital; Progrock.com’s Essentials/Just for Kicks, 25.09.2023)
Für Freunde des Wohlklang-Symphonic-Progs waren Unitopia in der Vergangenheit stets eine gute Adresse. Gegründet in den 90ern, erschien das Debüt-Album “More Than A Dream” erst 2005, gefolgt von zwei weiteren Veröffentlichungen und einem Album mit Coverversionen. Danach gab es atmosphärische Störungen mit der Konsequenz, dass man sich 2014 nicht ganz geräuschlos trennte. Unauflösbar scheinen die Probleme aber dann doch nicht gewesen zu sein. Das Line-up hat sich zwar deutlich verändert, doch die beiden “Köpfe” der Band arbeiten nun wieder zusammen und legen über 13 Jahre nach dem letzten eigenen Studiowerk mit den sieben Kammern ein neues Werk vor, ein Konzeptalbum, das sich mit Krankheiten auseinandersetzt und persönliche Erfahrungen der Musiker einbringt.

Mit den Gründervätern und Bandleadern sind Sänger Mark Trueack und Keyboarder Sean Timms gemeint. Letzterer gründete nach dem Unitopia-Ende die durchaus erfolgreiche und beachtenswerte Band Southern Empire. Diese vielleicht etwas überraschende Re-Union bedeutet aber nicht gleichzeitig das Ende von Southern Empire. Ganz im Gegenteil, auch diese Band geht aktuell mit einem neuen Werk an den Start. Während Letztgenannte eher auch mal härtere Bereiche streifen, ist die Musik von Unitopia bekanntlich eher harmonisch und ohne Ecken und Kanten gestaltet. Und dies gilt zum größten Teil auch für “Seven Chambers”.

Gleich der achteinhalb-minütige Opener ‘Broken Heart’ zeigt die Australier in guter Form und belegt, dass sie sich auf dem Terrain des melodischen Symphonic Progs pudelwohl fühlen. Der Song zeigt mustergültig die Qualitäten der Musiker, der Song geht relativ leicht ins Ohr und entwickelt sich zu einem Ohrwurm. Außerdem zeigt er gleich, wie gut die Stimme von Mark Trueack zu dieser Art von Musik passt. Auch der neue Gitarrist John Greenwood gibt eine gute Figur ab, sein Name tauchte auf diesen Seiten kürzlich auf, als sein Soloalbum “Dark Blue” lobende Worte fand. Der ehemalige Chirurg sorgt, wenn auch in überschaubarer Dosierung, für ein paar knackige Riffs. Die neue Rhythmustruppe ist eine echte Überraschung, denn bei einer Band wie Unitopia hätte man sie nicht zwingend erwartet, schließlich handelt es sich hierbei um Alphonso Johnson (u.a. Weather Report) und Chester Thompson (u.a. Genesis, Weather Report)! Ein gewisses Extra kommt noch hinzu, wenn Unruh ins Spiel kommt, sprich wenn selbiger Steven seine Fähigkeiten als Multi- Instrumentalist zeigt. Gerade seine Einlagen an der Geige sorgen oft für Schwung, wie diverse Titel belegen.

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Weitere Informationen

In ‘Bittersweet’ leitet nach etwa fünf Minuten ein kurzes Gentle-Giant-artiges Zwischenspiel eine sehr eigenwillige, humorige Passage ein, die etwas aus dem Rahmen fällt. Das in drei Abschnitte unterteilte über zwölfminütige ‘Mania’ enthält neben eingängigen Gesangspassagen starke Gitarrenarbeit, wird gegen Ende dadurch auch mal recht heavy.

Die zweite CD besteht lediglich aus zwei Longtracks mit Spielzeiten um die 19 Minuten. Während das der amerikanischen Kinderärztin und Kardiologin Helen Brooke Taussig gewidmete ‘Helen’ ebenso wie die vorangegangenen Titel eine Gemeinschaftskomposition ist, stammt der letzte Titel des Albums, ‘The Uncertain’, aus der Feder von Steve Unruh. Beide Songs bieten abwechslungsreichen Stoff für den Sympho-Fan. Orchestrale Arrangements, die bisweilen auch mal etwas süßlich daherkommen, bestens abgestimmte Gesänge, feine Soloeinlagen von Gitarren und Keyboards, zusätzliche Farbtupfer durch Geige und Flöte und eine starke Rhythmustruppe, wobei dabei auch Southern-Empire-Drummer Brody Green zu erwähnen ist – das passt alles bestens zusammen.

Unitopia heute (und hoffentlich auch nur für die nähere Zukunft):

Mark Trueack – lead and backing vocals
Sean Timms – keyboards / programming / rhythm guitar / backing vocals
John Greenwood – lead and rhythm guitars / mandolin / keyboards / orchestral programming / backing vocals
Steve Unruh – violins / flutes / rhythm guitar / mandolin / backing vocals
Alphonso Johnson – bass
Chester Thompson – drums
Brody Green – drums (on 4 tracks).

Das Album kommt im dicken Digipack daher (ein Dickipack also), die Covergestaltung stammt – wie man es bei den Australiern schon kennt – von Ed Unitsky.

Fans des melodischen Symphonic Prog dürften über dieses Comeback hoch erfreut sein. Bleibt abzuwarten, ob dieses Line-up stabil bleibt, auf jeden Fall musizieren die Herren exzellent zusammen. Gerade die Hinzunahme von Steve Unruh sorgt für einige belebende Elemente. Dass sie das neue Projekt Unitopia ernst nehmen, zeigt ja schon, dass sie sogar in Europa und den USA auf Tour waren.

Und genau hierzu noch ein paar Eindrücke von Horst, der die Band in Reichenbach live erleben konnte:

Unitopia sind, egal wo man sie erleben darf, stets ein Erlebnis. Die Tour-Besetzung mit Don Schiff, dem Alphonso Johnson-Ersatz, brachte wie erwartet keinerlei Qualitätseinbußen. Auch wenn man im Neuberinhaus in Reichenbach sicherlich einen etwas zahlreicheren Besuch erhofft hatte und zu Beginn einige technische Probleme den Ablauf etwas störten, darf man schlussendlich festhalten, die Band um die beiden Masterminds Mark Trueack und Sean Timms boten einen äußerst professionellen Auftritt. Im Rahmen einer kraftraubenden Tour nicht zwingend selbstverständlich, ließen es sich dennoch alle Musiker nicht nehmen, im Anschluss an das Konzert noch eine Menge Zeit mit ihren Fans zu verbringen. So bleibt am Ende ein tolles Event in Erinnerung, für das es sich allemal gelohnt hatte, auch die Fahrerei nach Sachsen auf sich zu nehmen.

Bewertung: 12/15 Punkten (JM 12, HR 12)


Seven Chambers (24 bit hi res) von Unitopia

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Rezensionen:
“More Than A Dream: The Dream Complete” (2017)


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