Bereits zweimal hatte der zuständige Betreuer Riverside schon auf ihrer ID.Entity-Tour sehen können. Beide Male als Headliner von Festivals: Einmal indoor, im April, beim Prognosis in Eindhoven und einmal Open Air, beim Midsummer Prog in Valkenburg. Wenig Abwechslung in ihrer Setlist und mit Lesoir ein Opener, der den Betreuer in der Vergangenheit weniger gut überzeugen konnte, ließen da die Frage aufkommen, ob es überhaupt Sinn ergeben würde, die anderthalb Stunden Fahrtzeit an die luxemburgisch-französische Grenze auf sich zu nehmen, um Riverside ein drittes Mal auf dieser Tournee live zu erleben. Letztendlich ergab das Venue den ausschlaggebenden Impuls, den obwohl architektonisch vielleicht ein wenig steril, ist die Escher Rockhal für ihren durchweg guten Klang bekannt.
Lesoir
Reichlich spät an erreichten wir die Rockhal erst, nachdem die Vorband schon angefangen hatten. So kam es, dass wir von dem Auftritt Lesoirs nur noch die letzte Stücke mitbekamen. Der Sound im kleinen Club war exzellent, so wie man es nicht anders von dieser Halle kennt. Die Bühnenshow der Niederländer hingegen konnte nicht sonderlich überzeugen. Lesoir agierten eher statisch, die Lightshow war weitestgehend zurückhaltend.
Doch zumindest Frontfrau Maartje Meessen konnte mit ihrem Charme überzeugen. So kamen die Musiker mit ihrem bedächtigen Art Rock beim Publikum der Rockhal gut an und schienen größtenteils zu gefallen. Die Resonanzen der Zuschauer waren jedenfalls deutlich netter als nur höflich.
P.S.:
Nach Aussage ihres Gitarristen Ingo Dassen hatten Lesoir wohl anfangs mit technischen Problemen zu kämpfen gehabt. Dass deren Auftreten bei mir im Folgenden dann weniger überzeugend rüberkam ist somit verständlich. Umso erstaunlicher ist es deswegen, wie gut Lesoir trotzdem beim Publikum ankamen! Vielleicht muss ich mich doch noch einmal ausgiebiger mit dem Backkatalog der Band beschäftigen.
Riverside
Die gute Stimmung im Auditorium wurde dann noch einmal verstärkt, als Riverside nach einer kurzen Pause schließlich die Bühne betraten. Ein instrumentales Vorspiel ließ die Spannung steigen, bevor das Warschauer Parkett mit einem glasklar klingenden ‘#Addicted’ so richtig loslegten. Vielleicht nicht das beste Stück vom 2015er “Love, Fear And The Time Machine”, aber wahrscheinlich das mit dem eingängigsten Chorus dieser Platte. Ein perfekter Auftakt, der durch das anschließende ’02 Panic Room’ noch getoppt wurde. Zwei Bandklassiker zum Auftakt, bevor Riverside dem luxemburgischen Publikum die ersten Stücke vom aktuellen Album “ID.Entity” vorstelltewn: ‘Landmine Blast’ und ‘Big Tech Brother’. Dass es sich nicht wirklich um ein einheimisches Publikum handelte, wurde wenig später klar, als Mariusz Duda in die Halle fragte, wer von den Anwesenden denn aus dem Großherzogtum kommen würde. Die Anzahl der Hände, die in der gut gefüllten Halle nach oben gestreckt wurden, war mehr als überschaubar. Dudas Kommentar hierzu: “Oh, 56!” Es folgten im weiteren Verlauf des Abends mehr oder weniger die gleichen Stücke, die auch schon auf den anderen Stationen der Tournee gespielt worden waren. ‘Left Out’, ‘Post Truth’, ‘The Place Where I Belong’, ‘We Got Used To Us’, ‘Egoist Hedonist’ sowie ‘Friend or Foe?’. ‘Post-Truth’ allerdings wurde heute um Snippets aus ‘Caterpillar And The Barbed Wire’ erweitert, was dem Stück besonders gut stand, denn die zwei Lieder harmonierten wunderbar miteinander.
Ein Abend also ohne größere Überraschungen – zumindest musikalisch. Ganz anders war dies, was die Ansagen des Frontmannes betraf. Denn so politisch wie heute hatte man die Polen selten erlebt. Anlass hierfür waren die Wahlen, die an diesem Tag in Polen stattgefunden hatte. Es wurde schnell deutlich, dass die Herren von Riverside nicht glücklich mit der Politik der bis dato regierenden PiS-Partei sind. Sichtlich erfreut waren die Musiker dementsprechend, als sie auf Nachfrage aus dem Publikum erfuhren, dass sich ein Regierungswechsel, hin zu einer weltoffeneren Politik, an der Weichsel abzeichnete. So widmete man ‘We Got Used To Us’ dann auch der gesamten Menschheit.
Dass die Stücke der aktuellen Platte den älteren Songs von Riverside in nichts nachstehen, konnte man dann bei den Zugaben erfahren, denn ‘Self-Aware’ mit seinem Offbeat-Rhythmus und den O-ho-ho-ho-Gesängen schlug bei den Zuschauern bombastisch ein. Dass man den Abend dann mit einem ausladenden ‘Conceiving You’ ausklingen ließ, war für niemanden eine Überraschung, der die Band zuletzt live gesehen hat. Denn die Choreografie, die Mariusz Duda für diesen Song entwickelt hat, ist derzeit von keinem Riverside-Auftritt mehr wegzudenken. Vielleicht wäre es einmal an der Zeit, die Liveversion dieses Stückes in ‘Silent Cry’ umzubenennen.
Hat es sich im Endeffekt also gelohnt, nach Luxemburg zu fahren, um Riverside ein drittes Mal auf dieser Tournee live zu erleben. Absolut! Schon alleine wegen der guten Akustik. Zudem muss man den Polen zugestehen, dass es bei ihren Auftritten kaum jemals langweilig wird, auch wenn man schon vorher weiß, welche Lieder als nächstes folgen werden. Denn trotz aller Vorhersehbarkeit und Professionalität treten Riverside immer wieder nahbar und authentisch gegenüber ihrem Publikum auf. So auch an diesem Abend .
Fotos: Prog In Focus
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Rezensionen:
“ID.Entity” (2023)
“Riverside 20 Vol.1 (2021)”
“Lost’n’Found – Live in Tilburg” (2020)
“Wasteland” (2018)
“Eye Of The Soundscape” (2016)
“Love, Fear And The Time Machine” (2015)
“Shrine Of New Generation Slaves (2013)
“Memories In My Head” (2011)
“Anno Domini High Definition” (2009)
“Out Of My Head” (2004)
Konzert- & Festivalberichte:
24.06.23, Valkenburg aan de Geul (NL), Openluchttheater, Midsummer Prog Festival 2023
16.04.23, Eindhoven (NL), Effenaar, Prognosis Festival 2023
15.09.22, Köln, Die Kantine
15.11.18, Oberhausen, Turbinenhalle
28.05.17, Köln, Die Kantine
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Rezensionen:
“Mosaic” (2020)
“Luctor Et Emergo” (2015)
Konzert- & Festivalberichte:
23.06.18, Valkenburg, Openluchttheater, Midsummer Prog Festival 2018
12.11.16, Ulft (NL), Dru Cultuurfabriek, iO Pages Festival 2016
17.07.15, Sankt Goarshausen, Freilichtbühne Loreley, Night Of The Prog Festival 2015
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