Ophelia Sullivan. Ophelia Sullivan??? Ophelia… Ophelia… Moment mal. Ja richtig! Da war doch was!!!
Was da war, sollte man sich, wenn man die deutsche Nachwuchs-Prog-Szene kennt, spätestens dann in Erinnerung rufen, wenn man die Liste der an “Disposable Identity” beteiligten Gastmusiker durchgeht: … Daniel Gräupner (Piano) … Fenix Gayed (Drums) … Kennen wir diese Namen nicht von Soulsplitter? Stimmt! Und ja, auch Ophelia Sullivan war an deren Debüt-Album “Salutogenesis” als Gast-Sängerin beteiligt und in den Monaten nach Veröffentlichung, neben Frontmann Sammy Gayed, eines der zwei Gesichter der Band bei Live-Auftritten.
Sullivan und Soulsplitter gehen mittlerweile getrennte Wege, genauso wie auch Gräupner und Soulsplitter. Ein Ende von Kooperationen bedeutete die Trennung jedoch nicht, wie dieses Album eindrucksvoll beweist. Dass neben Schlagzeuger Fenix auch noch dessen Mutter Anne (Cello) und Vater Christian (Double Bass) an diesem Album beteiligt sind, unterstreicht zudem die besonderen Bande zur Gayed-Familie, die ja 2/3 von Soulsplitter ausmacht.
Genau wie seinerzeit “Salutogenesis” ist auch “Disposable Identity” ein Langspielalbum, das man erst einmal verdauen muss. Denn auch bei Ophelia Sullivans erstem Album unter eigenem Namen ist nicht nur die Anzahl der Gastmusiker immens groß, auch die stilistische Bandbreite, die die Künstlerin musikalisch abdeckt, ist fast so gewaltig wie beim 2019er Soulsplitter-Debüt. Man kann die acht Jahre, die zur Geburt dieses Albums benötigt wurden, förmlich spüren. Post Progressive ist dabei der Ausdruck, der am häufigsten verwendet wird, um “Disposable Identity” zu beschreiben. Ein Begriff, der allumfassend und nichtssagend zugleich ist. Post in seinen Strukturen und progressiv im seinem Wesen, ist dies vielleicht ein Ausdruck der letztendlich gar keine so schlechte Wahl ist.
Doch beschreiben Post und Progressive letztendlich nur den Rahmen des Albums, nicht aber dessen stilistische Mittel. Hierbei sind nämlich in erster Linie Avantgarde und Trip-Hop zu nennen, in zweiter Reihe dann Neo Klassik und Chamber Pop und im Hintergrund letztendlich auch Post Rock und Progressive Metal. Von Beats und Glitches über Streicher und Piano bis hin zu Walls of Sound und Metal-Gitarren ist auf diesem Werk alles auszumachen. So hat Ophelia Sullivan mit “Disposable Identity” ihre ganz eigene musikalische Nische geschaffen, die räumlich im Spannungsfeld zwischen Massive Attack, Björk, A Perfect Circle und Bent Knee (“Frosting“-Ära) eingeordnet werden kann.
Ein wirklich bemerkenswertes Album, dessen Klangfarben zwar unterkühlt wirken und Gänsehaut auslösen können, das dafür aber umso tiefere Spuren in der Seele hinterlässt.
Bewertung: 12/15 Punkten (FF 12, KR 12)
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Ophelia Sullivan (Vocals, Programming, Guitars, Violin)
Gastmusiker:
Vanessa Jung (Guitar)
Mo Harris Sommer (Guitar)
Daniel Gräupner (Piano)
Fenix Gayed (Drums)
Anne Gayed (Cello)
Bettina Kegler (Viola)
Alex Brutsch (Viola)
Marcin Niziol (Viola)
Natascha Stromer (Viola)
Verena Heittmann (Violin)
Ivan Dario Rendon Poveda (Violin)
Klaus Marquard (Violin)
Christiane Hajek (Violin)
Johannes Krampen (Violin)
Kamilla Busch (Violin)
Isabel Zimmer (Violin)
Lisa Barry (Violin)
Kimberly Crawford (Violin)
Kathrin Bscheidl (Violin)
Christian Gayed (Double Bass)
Constantin Meier (Cello)
Attila Hündöl (Cello)
Bianca Breitfeld (Cello)
Diskografie (Studioalben):
“Disposable Identity” (2023)
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Alle Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Ophelia Sullivan zur Verfügung gestellt.