(42:06; Vinyl, CD, Digital; Wild Thing Records, 24.11.2023)
Die für den Autor (und einige Kollegen) beste Band des Euroblast-Festivals ’23 (jedenfalls für den Sonntag), ist endlich, nach mehr als fünf Jahren Bandbestehen, in die Pötte gekommen und veröffentlicht mit “Liminality” ihr Debüt-Album. Man erinnert sich an den dunklen, stickigen Keller in der Essigfabrik, an die zunächst unscheinbaren, unauffälligen jungen Leute, die da auf der Bühne ihr Zeug zusammensteckten und dem danach folgenden Inferno. Die aufgeregt hüpfende und dabei mit dem Kopf an die tiefe Decke stoßende Amariah Cook brüllte den Schimmel von den Wänden und trieb die Meute sogar zu einem kleinen Moshpit inklusive Wall Of Death (<3 die Schlussredaktion).
Der Rest der Band hatte ebenso wie das Publikum massiven Spaß an der leider viel zu kurzen Performance. Also bleibt zu hoffen, dass die Australierinnen und Australier sich möglichst bald erneut aufmachen und das alte Europa besuchen. Idealerweise direkt noch mit Voyager und einem vollständig genesenen Daniel Estrin im Handgepäck. Liminalität bezeichnet einen Zustand der Veränderung, eine Art Schwebezustand zwischen der Vergangenheit und einer zunächst noch unbekannten Umgebung oder Lebenssituation, wobei wir bereits beim thematischen Leitmotiv des Albums angekommen sind. Die Songs und das Album entstanden nämlich während der Corona Pandemie und dieser “Schwebezustand” wird auch einigen anderen Menschen nicht unbekannt sein.
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Musikalisch starten Future Static mit ‘Chemical Lobotomy’ und gewohnt wunderbar energiegeladenem Mix aus kräftigen Riffs und klarem Gesangsduett zwischen Amariah und Kira. Mit diesem frischen Stilmix aus Alternative Metal, Prog Metal, Metalcore und hier und da einer Messerspitze Djent-Atmosphären geht es munter weiter. Die quasi “Hitsingle” ‘Roach Queen’, die von einem traumatischen Kindheitserlebnis mit Kakerlaken handelt, ließ schon im besagten Essigfabrik-Keller den Schweiß von der Decke tropfen und auch im heimischen Progger-Keller wird sicher – wenn keiner guckt – ein wenig Ausdruck getanzt.
Nach der Abrissbirne ‘Icarus’ folgt mit ‘… And The Walls That Were Built’ ein weiteres Highlight. Ein wirklich wunderschöner, fast schwebender Song. Hier wird eine Beatbox eingebaut, Shoegaze-Gitarren verflochten und immer wieder gibt es diese Core-Eruptionen, die für eine immer melodische, aber sehr mitreißende Dynamik sorgen. ‘Waves’ hat zwar schon mindestens zwei Jahre auf dem Buckel (erschien bereits 2021 als Single), reiht sich aber ohne weiteres in das Songgeflecht ein.Lustig ist, dass dem geneigten Hörer direkt nach diesem doch recht angenehmen Stück mit ‘Iliad’ ein Core-Hochgeschwindigkeitszug ohne jeden Blümchengeruch unmittelbar durch die Ohrtrompete flötet. Weiter geht’s im kurzweiligen Programm unter anderem mit dem proggigen ‘The Hourglass’, der wunderschönen, aber sehr kurzen Ballade ‘Halfway Across The World’ und dem sehr massiven ‘Plated Gold’, bei dem Sean Harmanis von den Deathcorelern Make Them Suffer ein wenig am Gesang mithilft, wie übrigens auch einst bei Voyager und ihrem letzten Album.
‘The Embers’ schließt das erste Full-length Album nach etlichen Singles und zwei EPs stilgerecht und würdig ab. Future Static schaffen es mühelos, eine sehr kurzweilige, energiegeladene Mischung aus Prog Metal und Metalcore zu kreieren und laufen dabei nicht Gefahr, im Einheitsbrei verloren zu gehen. Im Gegenteil: Das Debüt ist stark, die Livegigs sind stark, die Band hat massiv Bock auf Musik und wir können wohl schwer davon ausgehen, dass wir noch länger und oft von dem Quintett aus Down Under hören werden.
Bewertung: 12/15 Punkten (MBü 12, KR 12)
Besetzung:
Amariah Cook – Lead Vocals
Kira Neil – Bass/Backing Vocals
Ryan Qualizza – Guitar/Backing Vocals
Jack Smith – Guitar
Jackson Trudel – Drums
Gastmusiker:
Sean Harmanis – Vocals
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Festivalbericht Euroblast 2023
Live-Foto Euroblast Prog in Focus
Die anderen Abbildungen wurden uns freundlicherweise von Wild Thing Records via Head Of PR zur Verfügung gestellt.