Animals As Leaders, Allt, 10.11.23, München, Technikum

Und der Djent-Gott sprach, es werde technisch im Technikum…

In der recht neuen, mittelkleinen Halle im Werksviertel von München, welches nicht so recht weiß, ob es hip, modern oder alternativ wirken soll, präsentieren sich die Führenden (Tiere) des instrumentalen Gitarren-Djents. Eigentlich sollte das Konzert schon zu Beginn des Jahres stattfinden, aber dank Corona wurde das Spektakel in den November verschoben.

Die Location wirkte ungewohnt sauber und clean. Und der fast wohnlich anmutende Charakter der Räumlichkeiten lässt einen doch immer wieder gerne zu Besuch kommen. Einzig die Getränke-Preise bewegten sich zwischen “teuer” und “sehr teuer”. Fünf Euro für ein aus der Flasche umgefülltes Bier sind nicht mal mehr Ansichtssache, sondern treffen auf pures Unverständnis (*sehr-böser-Blick-Richtung-Veranstalter-machend).

AAL, München,10.11.23 — credit Martin Kopp

Als Support gaben sich Allt aus Schweden die Ehre. Ein brachialer Mix aus Post Metal und Djent-Riffing. Wer mit Bands wie The Ocean, Dissilusion oder Cult of Luna liebäugelt, fühlt sich bei Allt definitiv gut aufgehoben. Der wuchtige Sound wärmte das Publikum gut auf. Wenn auch die Abwechslung in der Setlist etwas fehlte.

AAL, 10.11.23, München — credit: Martin Kopp

Der Main-Act, bekannt für sein extrem hohes musikalisches Skill-Level, präsentierte sich bekannterweise professionell und hoch konzentriert. Animals As Leaders kamen ohne große Worte und flogen dementsprechend ohne viel Kommunikation mit dem Publikum durch ihr Abendprogramm. Aber da man davon ausgehen durfte, dass ein großer Teil der Zuschauer ebenfalls Musiker sind und das Interesse eben mehr auf Spieltechnik, Musiktheorie und beim alleinigen Musikgenuss liegt anstatt auf Ausgelassenheit und Feier-Laune, fiel das nicht so sehr ins Gewicht. Als direkten, von der ersten Reihe vertreibenden negativen Fakt, muss die doch viel zu hohe Lautstärke angebracht werden. Auch ein Flüchten in die hinteren Reihen versprach keine Besserung. Erstmal große Ernüchterung, da die sehr filigranen Klänge der Band doch stark darunter litten. Gerade die feinen Leads und Effekte versanken das ein oder andere mal im Pegel-Matsch der Lautstärke. Ein Hervorheben durch mehr Bumms fühlte sich jedenfalls nicht so passend an. Und eigentlich hatten die Streber des technischen Instrumental-Metals das überhaupt nicht nötig, denn die Band machen eher die Details im Sound und das komplexe Songwriting aus.

Nerds spielten für Nerds… oder so ähnlich. Die musikalische Genialität zeigte sich an diesem Abend dennoch in all ihren Zügen, und jeder Musiktheorie-Nerd oder Gitarren-Affine kam wohl voll auf seine Kosten. Polyrhythmen, Taktwechsel und komplexe Songstrukturen mit starken Hang zum Modal-Jazz gab es wie versprochen in ausreichender Fülle. Und wer hätte es gedacht, es wurde im Verlauf des Abend auch der Sound etwas nachgeregelt und verbessert. Spätestens mit ‘Gestaltzerfall’ und ‘Red Miso’ vom aktuellen Album “Pharresia”, konnte ich selbst in den Genießer-Modus wechseln. Warum das so war? Die Rezension zum aktuellen, recht hoch bewerteten Album, findet ihr hier.

Tosin Abasi und Javier Reyes waren jedenfalls voll in ihrem Element. Und das kann man wortwörtlich nehmen, denn sie konzentrierten sich ausschließlich auf ihre Instrumente. Matt Garstka lieferte den bums-knackigen Rhythmus und wie schon bekannt, verzichteten die tierischen Leader auf die Präsenz eines Bassisten. Es sind also keine Bassistenwitze an dieser Stelle notwendig.

Last but not least war der Abend entspannt und man bekam mit ein paar Abstrichen doch das, was man erwartet hat. Moderner, fast unmenschlich perfekt dargebotener, instrumentaler Gitarren-Prog mit einem großen Schlag Djent oben drauf.