TRK Project – Odyssey 1999

(47:10, CD, Digital; Lynx Music, 29.09.2023)TRK Project - Odyssey 1999 (Lynx/JFK, 29.09.2023) COVER
Dass Ryszard Kramarski es schafft, zusätzlich zu den quasi jährlichen Outputs seiner Hauptband Millennium und deren Ableger Framauro seit einigen Jahren auch noch regelmäßig mit dem TRK Project musikalische Adaptionen von Klassikern der Weltliteratur fertigzustellen, ist ohne Zweifel beachtlich. Diesmal ist Homers Odysee dran – allerdings neu interpretiert als SciFi-Saga. Wie immer wird Ryszard dabei von diversen Kollegen aus der polnischen Neoprog-Szene unterstützt, aber auch Galahad-Stimme Stuart Nicholson ist diesmal buchstäblich mit an Bord.

“Wie immer” ist dabei im Prinzip das Stichwort. Überraschungen oder radikale Stilbrüche sind nicht Ryszard Kramarskis Ding, irgendwo zwischen Arena, Magnum, Saga und dem Frühachtziger Chris DeBurgh liegt seine comfort zone, und dort kennt er sich bestens aus. So liefert “Odyssey 1999” wieder exzellent produzierten, songorientierten und ohne große Schnörkel auskommenden Wohlfühlstoff, den man eigentlich gar nicht so richtig schlecht finden kann. Neben Stuart Nicholson und Millennium-Gründungsmitglied Łukasz Gałęziowski gibt’s mit Ex-Albion-Stimme Ania Batko und dem ebenfalls kurzzeitig bei Millennium aktiven Marek Smelkowski auch zwei mittlerweile aus der “Szene” scheinbar wieder verschwundene Gesangsgäste, und gerade Smelkowskis an Axxis-Sirene Bernhard Weiss erinnerndes Pathos setzt durchaus einige der Highlights – mit ‘The Curse Of Circe’ darf er auch den dramatischsten Song des Albums interpretieren.

Schwierig ist eben nur das Fehlen sämtlicher Widerborstigkeit: die berüchtigte Nettigkeit und Keimfreiheit, die man dem Neoprog-Genre – oft zu Unrecht – vorwirft, ist hier tatsächlich dominierendes Stilmittel. Da Kramarski aber nicht mit den unwiderstehlichen Ohrwurmmelodien aufwarten kann, wie sie zum Beispiel Arena, Galahad oder Lonely Robot perfektioniert haben, bleibt das Album als Ganzes eher unscheinbar und hinterlässt nur wenige Spuren im Langzeitgedächtnis. Ein paar Songs laufen eventuell auch ein wenig länger als sie das müssten – komplexe Strukturen oder überraschende Wendungen gibt’s nämlich keine.

Dennoch, wer auf melodischen Poprock mit epischen und proggigen Elementen steht, wird bei “Odyssey 1999” genauso fündig werden wie bei Ryszards restlicher Discographie. Da das Album von einem schönen und aufwändigen Artwork wertig abgerundet wird und generell einfach einen sympathischen Eindruck macht, gibt’s hier auch trotzdem elf Punkte. Wie so oft bleibt aber der Gedanke, was denn wohl wäre, wenn Kramarski nicht im Jahrestakt die Alben ‘raushauen würde, sondern sich einfach mal die Zeit gönnen würde, die besten Ideen für eine echte Hammerplatte zu sammeln.
Bewertung: 11/15 Punkten


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Abbildung: TRK Project / Lynx